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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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van Holsten seine Brieftasche herausgenommen und mehrere Papiere vor sich ausgebreitet.
    Was für ein Erfolg, daß dieser Glasberg endlich erklommen, das störende Hindernis aus dem Wege geräumt war! Nun mußte hier im Lande ein Riesengeschäft in Gang kommen. Hunderte von Agenten und Unteragenten schrien ja schon seit Wochen nach frischer Ware.
    Er zog den Bleistift und warf Zahlenreihen auf das Papier. Auf der einen Seite verzeichnete er die Mengen von Rauschgiften, mit denen die Gesellschaft das Land jetzt wieder überschwemmen konnte, auf der andern die Gewinne, die ihr hieraus erwachsen mußten. Was bedeuteten dagegen die paar hunderttausende Mark, die auf Nimmerwiedersehen in das Geschäft gesteckt worden waren! So sehr vertiefte er sich in seine Aufzeichnungen und Berechnungen, daß er seine Umgebung darüber vollkommen vergaß. Die Rechnung ging gut aus und schloß mit einem Riesensaldo zugunsten der Organisation. Befriedigt wollte er die Papiere wieder zusammenfalten, als er eine Berührung auf seiner linken Schulter spürte. Noch ehe er sich aufrichten und umdrehen konnte, lag die Hand eines Mannes schwer auf seiner Schulter.
    »You are the man!« – dies war die alte Formel, mit der die englische Polizei Verhaftungen vornimmt, drang an sein Ohr.
    Endlich war es ihm gelungen, sich umzudrehen. Er blickte in das Gesicht eines Geheimpolizisten, das er aus früherer Zeit her kannte. Eine andere Stimme erklang in seinem Rücken. »Folgen Sie uns unauffällig, Mister van Hülsten!«
    Er fuhr zurück. Der zweite Geheimpolizist stand hinter ihm.
    In ihrer Begleitung verließ er das Hotel und stieg in den wartenden Kraftwagen.
    Van Holsten hatte sich geirrt, als er glaubte, den Glasberg erklommen zu haben.
    »Führen Sie den Henke vor!« befahl Landgerichtsrat Bergmann dem Justizwachtmeister.
    »Zu Befehl, Herr Landgerichtsrat!« Der Wachtmeister ging hinaus.
    Mißmutig blätterte der Richter in seinen Akten. Unwillkürlich fühlte er, daß ihm hier eine große Sache in die Hand gegeben war. Ein Sensationsprozeß konnte es werden, konnte ihm Ruhm und Beförderung bringen, wenn es ihm glückte, die dunklen Zusammenhänge aufzudecken und die ganze gefährliche Bande, an deren Vorhandensein nicht mehr zu zweifeln war, zu fassen und zu überführen.
    Aber zähe Vögel waren es, die er da gegriffen hatte. Kaum einen Schritt war er mit diesem Griechen weiter gekommen, der nun schon seit drei Wochen in Untersuchungshaft saß, und fast noch halsstarriger war der andere, der Henke, der in unverschämtester Weise alles leugnete.
    Der Justizwachtmeister brachte den Gefangenen in das Zimmer und blieb auf einen Wink des Richters in dessen Nähe.
    »Sie würden Ihre Lage durch ein Geständnis wesentlich verbessern, Henke. Sie wissen, welcher Verfehlungen Sie verdächtigt werden. Wollen Sie sich nicht endlich offen dazu dächtigt werden. Wollen Sie sich nicht endlich offen dazu äußern?«
    Henke warf dem Untersuchungsrichter einen tückischen Blick zu und schwieg.
    »Ihr Schweigen ist zwecklos, Henke. Die Aussagen Ihres Mitschuldigen Altmüller belasten Sie auf das schwerste.« Er schlug das vor ihm liegende Aktenstück auf. »Nach der Aussage Altmüllers haben Sie vor zwei Jahren in der Nacht vom fünfzehnten zum sechzehnten Juni unter Benutzung von mitgebrachtem Werkzeug die Zapfstelle an der Heroinleitung zur Tablettiermaschine angelegt. Ja oder nein?«
    Henke zuckte die Achseln. »Altmüller gehört in eine Irrenanstalt«, stieß er halblaut heraus.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Was ich damit sagen will? Daß der Altmüller völlig verrückt ist. Der bildet sich Sachen ein, die es gar nicht gibt.«
    »Die Zapfstelle ist aber gefunden worden, Henke. Wollen Sie behaupten, daß sie von selbst entstanden ist?«
    »Gar nichts behaupte ich. Ich weiß von keiner Zapfstelle.«
    »Altmüller behauptet etwas anderes. Nach seiner Aussage haben Sie – Sie allein, Henke – jede Nacht ein bis zwei Kilogramm Heroin aus dieser Stelle entwendet.«
    »Das lügt der Schuft. Er hat auch …« Henke biß sich auf die Lippen.
    »Was hat Altmüller auch?«
    »Nichts. Ich weiß von nichts.«
    »Nach der Aussage Altmüllers haben Sie die Diebstähle noch bis in die Nacht vom zwanzigsten zum einundzwanzigsten Mai dieses Jahres fortgesetzt. In der letzten Nacht haben Sie eine besonders bedeutende Menge Heroin gestohlen – gestohlen, Henke. Dann sind Sie mit dem Ballon »Greif« aus dem Werk flüchtig geworden, übrigens eine Leistung, auf

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