Moderne Piraten
Metallisches blitzte da auf der Innenseite. »Kriminalpol…«
Er brachte das Wort nicht zu Ende. Mit einem Satz sprang der Chauffeur ihn an und wollte ihm den schweren Schraubenschlüssel auf den Schädel schmettern.
Kaum eine Zehntelsekunde dauerte das Ganze. Schnell wie der Blitz fuhr die Faust des Dritten dazwischen. Ein krachender Schlag traf die Kinnspitze des Angreifers von unten und warf ihn betäubt in die Ecke.
Der zugeschlagen hatte, besah sich seine Handknöchel. »Ein schwerer Junge, Herr Kommissar. Wollen ihm gleich die Armbänder anlegen.« Er beugte sich über den Liegenden. Dann klang es, wie wenn Stahl gegen Stahl schnappt, starke Handschellen umschlossen dessen Gelenke.
Der Kommissar nickte. »Besser ist besser, Maschke. Jedenfalls sind wir jetzt sicher, daß wir keinen Falschen gefaßt haben. Verdammt scharfer Junge! Selbst wenn’s nicht der Gesuchte ist, auf dem Kerbholz hat der bestimmt allerhand.«
In der Ecke regte es sich. Der Niedergeschlagene machte Bewegungen, stierte verständnislos um sich und kam dann allmählich wieder zum Bewußtsein.
Der Kommissar sprach mit seinem Begleiter. »Hätte es Herrn Rasmussen gern erspart und die Sache lieber unauffällig gemacht. Aber jetzt hilft nichts. Lassen Sie den Wagen hierherkommen!«
Der Wachtmeister verließ den Schuppen und ging auf die Straße zurück. Zwei Minuten später mußte der Pförtner die Flügel noch einmal öffnen. Ein geschlossener Kraftwagen fuhr hinein; er war schön grün lackiert und hatte vergitterte Fenster.
»Ägitt, ägitt! Der grüne August! Der grüne August auf unserm Grundstück!« stöhnte der fassungslose Pförtner. »Was wird bloß Herr Rasmussen dazu sagen?«
Vorläufig sagte nur der Kommissar etwas. »Na, Herr Andreas Müller, alias Herr Gustav Henke, wenn Sie sich ein bißchen ermuntert haben, möchte ich Ihnen einen Platz in meinem Auto anbieten.«
Vier kräftige Arme griffen zu. Ein Schlüssel schnappte in einem Schloß. In Begleitung zweier Kriminalbeamten unternahm Gustav Henke eine Autofahrt, die nach mehreren Haltestellen schließlich in Fuhlsbüttel (Hamburger Zuchthaus) enden sollte!
»Allright, Mynheer van der Meeren. Ihre Propositionen tun uns konvenieren. Wir werden machen zusammen eine schöne große Geschäft. Wir werden organisieren den Transport für die ganze große Amérique méridionale.«
Während der erste Gesandtschaftsrat der konkaraguanischen Vertretung in Port Said dies sagte, blinzelte er van Hülsten listig durch die Gläser seiner großen Hornbrille an.
»Allright, Don Alfonso! Freut mich, daß unsere Bedingungen Ihnen passen. Ihre Kuriere erhalten die Ware von uns in Deutschland und Holland. Sie übernehmen den Transport nach Ägypten und Südamerika gegen eine Tantième von zehn vom Hundert. Zahlbar dort bei Ablieferung der Ware.«
»Quite right, Sir! Das ist der sense von unsere treaty. Wir werden können machen keine geschriebene treaty.« Wieder spielte es verschmitzt um seine Mienen. »Well, werden wir machen ein gentlemens agreement. Well, Sir!«
Er streckte die Rechte hin, van Hülsten schlug kräftig ein. Durch den Handschlag war das mündliche Abkommen besiegelt und für beide verbindlich geworden.
Van Holsten erhob sich und wollte gehen, doch Don Alfonso hielt ihn zurück.
»Wünschen Sie noch etwas?« fragte der Holländer.
»Si señor! Wir müssen treffen unsere Vorbereitungen, wir werden haben große Unkosten dafür. Wir brauchen eine kleine Anzahlung von Ihre Firma.«
Verdammter Gauner! dachte van Hülsten im stillen. Wir geben ihnen unsere teure Ware ohne Sicherheit, und die Bande will auch noch einen Vorschuß.
»Eine kleine Anzahlung, Mister van der Meeren! Vor meinem Geschäftsfreunde ich habe keine Geheimnis mehr. Unsere Gesandtschaftskasse ist leer. Vielleicht tausend Pfund Anzahlung. Sonst wir nicht werden haben die Mittel, um vorzubereiten.«
Dreidrähtige, ausgekochte Gaunerbande! dachte ingrimmig van Holsten, während er sein Scheckbuch zog und den Betrag anwies. »Ich bitte um Ihre Quittung über den Betrag, Don Alfonso. Ich muß meine Ausgaben unserer Gesellschaft belegen.«
Lange widerstrebte Don Alfonso der Forderung. Er wand sich und wollte durchaus nichts Geschriebenes aus den Händen geben. Aber der Holländer hielt seinen Scheck fest, so sehnsüchtig der Konkaraguaner auch danach schielte, und gab nicht eher nach, bis er die Quittung erhielt. Dann verließ er die Gesandtschaft und kehrte in das Splendidhotel zurück, in dem er zu
Weitere Kostenlose Bücher