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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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ungeduldigen Bewegung die Asche von seiner Zigarre. »Mein Lieber, du siehst Gespenster.«
    »Gespenster, die da sind, alter Freund. Ich kann dir versichern, daß Herr Konsul Perbrandt bestimmt sehr triftige Gründe für seinen Bericht hat.«
    »Perbrandt?« Der Chemiker blickte Gransfeld verwundert an. »Woher weißt denn du, daß der Mann Perbrandt heißt?«
    »Weil ich noch vor vier Wochen in Port Said mit ihm zusammengesessen bin.«
    »Du kommst von daher, Gransfeld? Du meinst, daß …?«
    »Ich meine, Rübesam, daß der Konsul und euer Generaldirektor bestimmt recht haben. Nach meinen Beobachtungen wird dieser Handel von gut organisierten Banden betrieben, denen man alles zutrauen kann.«
    Rübesam richtete sich in seinem Sessel auf. »Nach deinen Beobachtungen, Gransfeld? Du machst mich neugierig; sprich, bitte, weiter!«
    Gransfeld zögerte kurze Zeit. Dann sagte er: »Es wird am besten sein, wenn ich dir reinen Wein einschenke. Es ist kein Zufall, daß ich in Gorla bin. Auf der Spur einer solchen Bande bin ich hierher gekommen.«
    Der Chemiker sprang auf. »Alle Wetter, Gransfeld, jetzt wird’s dramatisch! Du verfolgst eine Spur, und die hat dich nach Gorla geführt?«
    »Bis nach Gorla, Rübesam. Von Syut und Port Said geradeswegs bis nach Gorla.«
    Der Chemiker setzte sich wieder, und Gransfeld begann zu sprechen. Schritt für Schritt erzählte er, was er erlebt hatte, das Schicksal seines Onkels in Syut, die Entdeckungen Rudis, die Mitteilung Perbrandts. Er berichtete von den Mitgliedern der Bande, die er bisher entdeckt zu haben meinte.
    Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte Rübesam seiner Erzählung. »Das – das allerdings, Gransfeld … Wenn mir ein anderer dies alles erzählt hätte, würde ich es für ein Märchen halten. Dir will ich es, muß ich es glauben. Aber was nun weiter?«
    »Vor allen Dingen möchte ich dich bitten, verliere kein Wort über unsere Unterhaltung zu irgend einem Menschen, weder draußen noch hier im Werk! Ein einziges unbedachtes Wort könnte alles verderben.«
    »Gewiß! Aber irgend etwas muß doch geschehen.«
    »Darüber sprechen wir später. Vorerst würde ich gern einmal durch euern Betrieb gehen, soweit er für die Herstellung der bewußten Stoffe in Betracht kommt. Könntest du mir das ermöglichen?«
    Der Chemiker nickte. »Ich gehöre selbst zu dieser Abteilung. In meiner Begleitung kannst du sie besichtigen.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist eben erst eins. Die Frühschicht arbeitet noch eine Stunde. Wenn es dir recht ist, gehen wir gleich.«
    In Begleitung Rübesams verließ Gransfeld das Verwaltungsgebäude. Sie gingen über ausgedehnte Werkhöfe und überschritten Dutzende von Eisenbahngleisen. An Tanks und Bergen von Korbflaschen vorbei führte ihr Weg zu einem vielstöckigen Fabrikgebäude. Sie durchquerten große, lichtdurchflutete Räume. Ein Gewirr von Rohrleitungen, Kesseln, Pressen und Pumpen aller Art sahen sie darin, aber nur sehr wenige Leute bei den Maschinen und Apparaten.
    »Die Leere des modernen Schlachtfeldes«, erklärte der Chemiker. »Zu neunzig vom Hundert geht der ganze Betrieb automatisch. Die Arbeiter haben in der Hauptsache nur Instrumente zu beobachten und danach Temperaturen, Drücke, Zuflüsse und so weiter in den verschiedenen Retorten und Kesseln zu regulieren. Ich glaube nicht, daß du viel daran sehen kannst.«
    »Hier noch nicht, Rübesam. Mich interessieren besonders die letzten Stationen, in denen die Fabrikate fertig werden und zur Verpackung kommen.«
    Der Chemiker lachte. »Du scheinst immer noch zu glauben, daß aus unsern Werken etwas abhanden kommen könnte, ohne daß wir es merken. Wir wollen gleich einmal hier in den Heroinsaal gehen. Da kannst du dich selber überzeugen, wie unmöglich das ist.«
    Sie traten in einen andern Saal. Auch hier fanden sie eine Anzahl von stählernen Kesseln und Tanks, in denen die chemischen Prozesse sich abspielten. Vor einem übermannshohen zylindrischen Kessel blieb der Chemiker stehen. »Hier ist die letzte Etappe, Gransfeld. Durch Chloranlagerung entsteht hier das Diazetylmorphinchlorid, in der Rezeptur kurzweg Heroin genannt, und wird getrocknet.«
    Gransfeld betrachtete alles genau, ging um den Apparat herum und fragte: »Was geschieht nun weiter?«
    Der Chemiker deutete auf ein armstarkes Rohr, das von dem Kessel horizontal abging. »Ein Schneckenwerk, das in den Kessel eingebaut ist, schafft den fertigen Stoff durch dies Rohr zur Tablettiermaschine.« Er führte Gransfeld

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