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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Andrew die Versammlung. »Myladies and Gentlemen, die Gesellschaft hat den Verhafteten die besten und teuersten Verteidiger besorgt.«
    »Aber der Verräter, der Hund, der Schuft!« klang es aus der Runde.
    »Ist erledigt«, fuhr Mac Andrew fort. »Er wurde mit einem Messer zwischen den Rippen aus dem Tiber gefischt.«
    Die Besprechung ging weiter. Der Chef gab neue Richtlinien für den Vertrieb der Ware. Spezialkoffer sollten angefertigt werden. Auch eine stärkere Zuhilfenahme von Schiffspersonal für das Anlandbringen wurde erwogen. Man würde große Bestechungssummen aufwenden müssen. Doch dafür hatte man dann auch eine größere Sicherheit, und die Kundschaft zahlte ja jeden Preis.
    Mitternacht hatte längst geschlagen, als der »Lotterieverein Konkordia« seine Sitzung schloß.
    »Sie war nicht dabei, Herr Doktor«, meldete Rudi, als die letzten Reisenden des Hamburger D-Zuges den Bahnhof in Gorla verlassen hatten.
    Gransfeld biß sich verärgert auf die Lippen. »Dumme Geschichte, Rudi! Du hast aber doch ganz deutlich gesehen, daß sie eine Fahrkarte nach Gorla kaufte?«
    »Nun, dann … Wahrscheinlich ist sie aufgehalten worden und kommt mit einem späteren Zug.« Von einem Wandfahrplan schrieb er sich die Ankunftzeiten der Hamburger Züge ab und gab das Blatt dem Jungen. »Hier ist deine nächste Aufgabe, Rudi. Du wirst dir die Leute, die mit diesen Zügen kommen, genau ansehen. Jetzt zum Gasthof!« —
    Am nächsten Morgen ging Rudi zum Bahnhof, um auftragsgemäß die ankommenden Reisenden zu beobachten. Gegen zwei Uhr mittags sollte er seinen Herrn vor dem Hauptportal der Gorla-Werke erwarten.
    Gransfeld selbst hatte sich etwas anderes vorgenommen. Erich Rübesam, ein alter Freund aus seiner Studienzeit, war als Chemiker in den Werken tätig. Diesen wollte er aufsuchen. Wie weit er ihm etwa seine bisherigen Entdeckungen mitteilen sollte, mußte sich im Verlauf der Unterhaltung ergeben.
    »Die Herren sind bei der Direktion«, sagte der Pförtner, als Gransfeld sich im Werk melden ließ. »Sie werden etwas warten müssen.« Es dauerte auch eine halbe Stunde, bevor Gransfeld Rübesam in dessen Zimmer gegenüber saß.
    »Nett von dir, alter Freund, daß du den Weg zu mir gefunden hast!« begrüßte ihn der Chemiker. »Entschuldige, daß ich dich so lange warten ließ.«
    Gransfeld wehrte ab. »Keine Ursache! Der Dienst geht vor. Ich hörte, daß ihr bei der Direktion wart.«
    »Direktion? Beim Geheimrat Scheffer, unserm Generaldirektor, waren wir. Der Alte hat mächtig gewettert und uns allen eins auf den Hut gegeben.«
    Der Chemiker steckte sich eine Zigarre an und tat ein paar lange Züge daraus. »Ah! Nach so einer unverdienten Standpauke tut eine solche Anregung gut.«
    »Ich will nicht neugierig sein, Rübesam. Darf man wissen, was ihr versiebt habt?«
    »Wir? Gar nichts. Unter dem Siegel der Verschwiegenheit will ich dir es erzählen. Der deutsche Konsul in Port Said hat an seine Behörde einen Bericht geschickt. Er hegt den Verdacht, daß Rauschgifte deutscher Herkunft auf deutschen Dampfern nach Ägypten eingeschmuggelt werden. Na, noch mit einigen Randbemerkungen versehen, kam der Bericht vom Ministerium des Innern an unsern Alten, und der hat ihn uns dann zu kosten gegeben, natürlich nicht ohne ihn noch mit einigen Zutaten auszuschmücken. Er ließ Ausdrücke fallen wie ›Verantwortlichkeit der deutschen Industrie‹, ›deutsches Pflichtgefühl‹ und ›deutsche Organisation‹. Die halbe Stunde da oben war einfach scheußlich schön. Als ob wir dafür können, wenn internationale Banden sich irgendwo die Gifte verschaffen und unter die Leute bringen! Schärfer, als die Überwachung bei uns ist, kann sie überhaupt nicht sein.« Rübesam warf sich in seinen Stuhl zurück und gab seinem Ärger durch dicke Rauchwolken Ausdruck. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort. »Es ist geradezu eine fixe Idee von unserm Alten. Wenn irgendwo in der Welt Rauschgifte unbekannter Herkunft auftauchen, sollen sie aus unserm Werk stammen. Vor einem Jahre hatte er einen Privatdetektiv im Werk untergebracht. Über zwei Monate hindurch hat der Mann hier herumgeschnüffelt, aber nicht das Geringste entdeckt.«
    »Vielleicht war die Sache verpfiffen?« unterbrach ihn Gransfeld.
    »Ganz unmöglich! Nur ein kleiner Kreis wußte um die Aufgabe des Mannes. Wenn wirklich etwas zu entdecken war, hätte er’s auch herausbekommen müssen.«
    »Wenn’s nicht doch verraten wurde, Rübesam.«
    Der Chemiker strich mit einer

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