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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Gransfeld und rissen ihn, bevor er noch recht begriff, was geschah, bevor er einen Schrei ausstoßen konnte, in den Wagen hinein. Die Tür fiel ins Schloß, das Auto fuhr weiter.
    Am Palais de Justice mußte der Wagen kurze Zeit halten, bis das Verkehrslicht ihm freie Fahrt zum Boul Miche gab. Dann kam er ohne weiteren Aufenthalt schnell weiter und erreichte gegen halb zwei Uhr morgens den Vorort Palaisou. Dort bog er auf einen Feldweg ab und fuhr auf ein abgelegenes Gehöft zu. Vor einem alten Wohnhaus machte er halt. Die Tür des Gebäudes wurde geöffnet, das Licht einer elektrischen Lampe leuchtete auf, zwei Männer und eine Frau traten ins freie.
    »Hallo, Jacques! Habt ihr ihn?« Es war die Rumänin, die die Frage an den Chauffeur stellte.
    »J’en suis sûr, Madame. Pierre hat ihn drin.«
    »Ah, Pierre! Das ist eine gute Wahl!« rief die Dimitriescu befriedigt.
    Pierre mit dem Beinamen »le mur rouge« war ein hünenhafter Apache. Als Raufbold und Totschläger war »die rote Mauer« in ihren Kreisen berüchtigt und gefürchtet. Wer dem in die Hände fiel, der machte am besten vorher sein Testament.
    Der Chauffeur sprang vom Wagen und ging zur Tür. Die beiden anderen Männer eilten ebenfalls hinzu. »Pierre wird Frikassee aus ihm gemacht haben«, rief der eine und riß die dem Haus zugewandte Wagentür auf. »Hallo, Pierre!« Das Licht fiel voll in das Wageninnere. Da lag halb am Boden, halb noch auf den Kissen regungslos eine menschliche Gestalt.
    Jetzt öffnete der Chauffeur auch die andere Wagentür. »Hallo, Pierre!« rief er ungeduldig hinein.
    Nur ein dumpfes Stöhnen kam als Antwort aus dem Wagen.
    Erschrocken wich er einen Schritt zurück, faßte sich dann und trat wieder heran. »Olala, olala! Was ist das? Mon Dieu!«
    Sie trugen den Bewußtlosen in das Haus. Übel sah er aus. Verquollen, blutig, mit blauen Flecken bedeckt das Gesicht.
    Vorsichtig legten sie ihn auf ein Bett, wuschen ihm das Blut aus dem Gesicht und flößten ihm Stärkungsmittel ein.
    Nur langsam kam er wieder zu sich. Jedes Wort schien ihm Schmerzen zu bereiten. »Mon Dieu! Sont-ils des bêtes féroces?« Stöhnend versuchte er sich aufzurichten. »Sont-ils de bêtes féroces, ces Allemands?«
    »Hallo, Pierre, was hat’s gegeben?« Der Chauffeur beugte sich über ihn. »Da, trink erst noch mal!« Er goß ihm ein Wasserglas voll Kognak durch die aufgeschwollenen Lippen und fragte ihn dabei: »Ich denke, du hattest ihn, Pierre?«
    »Non, Jaques, er hatte mich. Ja, erst hatte ich ihn, hatte ihn bei den Schultern gepackt und riß ihn in den Wagen. Seine Arme waren frei. Sacré nom d’un chien! Ehe ich’s mich versah, ehe ich was tun konnte, fuhr er mir mit der flachen Hand von unten nach oben durchs Gesicht, riß mir die Lippe nach oben, die Nase – ich sah und hörte nichts mehr.«
    Er brauchte es kaum zu erklären; man konnte es ihm am Gesicht ablesen, was geschehen war. Mit einem höchst wirksamen Jiu-Jitsu-Griff war der Doktor ihm durch das Gesicht gefahren. Die Oberlippe war aufgerissen, zweimal gespalten, die Nase nach oben gestoßen.
    Seine Genossen musterten ihn mit Kennerblicken. »Kannst froh sein, Pierre, daß er dir seine Finger nicht noch in die Augen gestoßen hat. Das pflegt sonst das Ende von dem Griff zu sein. Sacré bleu, der Kerl versteht sein Handwerk! Wirst ein paar Wochen brauchen, ehe du dich wieder unter deinen Leuten sehen lassen kannst.«
    Während sie hier versuchten, den zerschundenen Apachen mit viel Kognak und gutem Zuspruch wieder auf die Beine zu bringen, lag Gransfeld längst in seinem Bett im Waldorf_Astoria-Hotel. Er hatte das Auto bereits am Palais de Justice verlassen. —
    Am nächsten Vormittag war Gransfeld im Savoyhotel. Er hatte sich einen Sessel gewählt, von dem aus er den ganzen Empfangsraum gut überblicken konnte. Zerstreut blätterte er in der Morgenzeitung, die er sich auf dem Wege hierher von einem Straßenhändler gekauft hatte. Häufig ließ er sie sinken und schaute bald nach der Uhr, bald nach der Treppe, die zu den oberen Stockwerken führte. Auf dem ersten Treppenabsatz hing ein breiter Wandspiegel, in dem er auch den höheren Teil der Treppe überblicken konnte.
    Jetzt kam Susanne. Er sah es im Spiegel. Doch sie kam nicht allein, sondern mit einer andern Dame. Einen kurzen Blick nur warf er auf diese, dann hob er die Zeitung empor und verbarg sein Gesicht dahinter.
    Susanne Rasmussen in Begleitung der Dimitriescu? War das junge Mädchen gleichfalls in das dunkle Treiben der

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