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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Bande eingeweiht? Wußte sie um die üblen Machenschaften der Rumänin? Er konnte, wollte es nicht glauben. Und doch – wie war dieses Zusammensein anders zu deuten? Wie anders war die Tatsache zu erklären, daß Susanne allem Anschein nach sogar in ein freundschaftliches Gespräch mit der Dimitriescu verwickelt war? Verstohlen beobachtete er sie, während er sich selbst so gut wie möglich durch die Zeitung deckte. Jetzt hatten die beiden Frauen den Empfangsraum erreicht. Wie suchend sah sich Susanne um und schien nicht zu finden, was sie erwartete. Um so besser, dachte Gransfeld, wenn Susanne mich nicht sieht, dann wird mich die andere hoffentlich auch nicht entdecken. Die Rumänin hatte sich inzwischen von Susanne verabschiedet und trat auf die Straße hinaus. Jetzt ließ Gransfeld die Zeitung sinken. »Guten Morgen, Fräulein Susanne. Wie freue ich mich, Sie wiederzusehen!«
    »Ah, guten Morgen, Herr Doktor! In die ›Opinion‹ haben Sie sich eingewickelt? Da kann ich freilich lange nach Ihnen suchen.«
    »Entschuldigen Sie, Fräulein Susanne! Das Versteckspiel hatte seine Gründe. Gestatten Sie mir eine Frage?«
    Verwundert sah Susanne ihn an. »Sie reden in Geheimnissen, Herr Doktor Gransfeld. Ein Versteckspiel? Haben Sie sich etwa vor Frau Dimitriescu versteckt? Bitte, was wollten Sie fragen?«
    »Gerade nach Ihrer Begleiterin wollte ich Sie einmal fragen, Fräulein Susanne. Sie nannten Sie ja wohl Frau Dimitriescu. Kennen Sie diese Dame eigentlich schon längere Zeit? Sind Sie gut bekannt mit ihr?«
    Seine Frage schien Susanne zu verstimmen. Gemessen kam ihre Antwort. »Ich kenne Frau Dimitriescu erst seit kurzem und nur oberflächlich. Wenn ich es Ihnen offen sagen soll – sie ist mir wenig angenehm. Schon vom ersten Tage unserer Bekanntschaft an habe ich sie nicht recht leiden können, obwohl sie mir ja eigentlich nie etwas getan hat.«
    »Oh, Fräulein Susanne, so etwas gibt es oft im Leben! Ein Mensch ist einem vom ersten Augenblick an angenehm oder unangenehm, ohne daß man die Gründe für diese Gefühle angeben könnte. Warum lassen Sie sich aber die Gesellschaft der Dame gefallen, wenn sie Ihnen unwillkommen ist?«
    »Ja, Herr Doktor« – die Antwort Susannes kam in einem halb ärgerlichen, halb weinerlichen Tone – »die Dame ist die Witwe eines früheren Geschäftsfreundes meines Vaters. Mein Vater ist ihr jetzt bei ihrer Vermögensverwaltung behilflich, und deswegen ist sie in letzter Zeit häufig in unser Haus gekommen. Ich habe mich ihr gegenüber lange ablehnend verhalten, habe mich auch geweigert, Einladungen von ihr anzunehmen; aber man kann leider nicht immer so, wie man möchte.«
    Armes Kind! dachte Gransfeld. Ein Glück für dich, daß du die Geschäfte dieser Dome nicht kennst. »Ich danke Ihnen für die freundliche Bereitwilligkeit, Fräulein Rasmussen, mit der Sie meine Frage beantwortet haben.«
    »Jetzt habe ich aber auch etwas zu fragen, Herr Doktor. Warum haben Sie sich denn vorhin versteckt?«
    Ihre Frage brachte Gransfeld in Verlegenheit. »Mein liebes Fräulein Susanne, nehmen wir einmal an, daß ich den begründeten Wunsch hatte, von Ihrer Begleiterin nicht gesehen zu werden.«
    »Aber ich verstehe nicht, Herr Doktor. Welchen Grund könnten Sie haben, sich zu verstecken? Sie haben doch nichts zu verbergen?«
    »Ich nicht, Fräulein Susanne, eher andere Leute. Ich bitte Sie, lassen Sie sich für heute daran genügen, wenn ich Ihnen sage, daß Ihre Abneigung gegen diese Rumänin nur allzu berechtigt ist.«
    Der ernste Ton, in dem er die letzten Worte sprach, stimmte auch Susanne ernst. »Herr Doktor, Ihre Worte erschrecken mich. Seit ich diese Frau kenne, habe ich ein dumpfes Gefühl, daß sie einmal Unglück über unser Haus bringen könnte.«
    »Hoffen wir, daß Ihre Ahnung Sie täuscht, Fräulein Susanne! Doch gehen wir zu etwas Erfreulicherem über! Ich bin heute früh bei Professor Morelle gewesen.«
    »Ah, Herr Doktor, wie lieb von Ihnen! Sie waren bei ihm? Und Sie sagen, es ist etwas Erfreuliches?«
    Gransfeld nickte. »Gewiß, soweit man es unter den obwaltenden Umständen verlangen kann. Ihr Herr Vater hat allerdings ein ziemlich weit vorgeschrittenes organisches Herzleiden – darüber dürfen wir uns keiner Täuschung hingeben – aber Professor Morelle glaubt bestimmt, das Leiden zum Stillstand bringen zu können, und dann kann Ihr Vater steinalt damit werden.«
    Susanne vermochte einen leichten Freudenschrei nicht zu unterdrücken. »Oh, mein Gott, wie danke ich

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