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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Ankunft in Paris war Gransfeld in das Ritz-Carlton-Hotel gegangen, um John Hawkins aufzusuchen, jenen amerikanischen Finanzmagnaten, den Megastopoulos in seinem Brief an van Hülsten genannt hatte.
    Mister Evans, der Privatsekretär, empfing ihn. »Sie wünschen Mister Hawkins zu sprechen. In welcher Angelegenheit, bitte?«
    »Das möchte ich Mister Hawkins selber sagen.«
    »Das wollen viele, Herr Doktor. Mister Hawkins’ Zeit ist außerordentlich besetzt. Wenn Sie mir Ihr Anliegen mitteilen und wenn sich Mister Hawkins entschließen sollte, Sie zu empfangen, so würde er …« Der Sekretär griff nach einem Terminkalender und blätterte darin. »… so würde er frühestens Sonnabend, also heute in fünf Tagen, von elf Uhr fünfundzwanzig bis elf Uhr fünfunddreißig für Sie Zeit haben. Ich setze dabei voraus, Herr Doktor, daß es eine wichtige Angelegenheit ist, die Mister Hawkins wirklich interessiert.«
    »Gestatten Sie mir eine Frage, Mister Evans!«
    »Bitte sehr, Herr Doktor.«
    »Steht in Ihrem Kalender auch der Name Megastopoulos?«
    Evans zuckte die Achseln. »Ich bedaure, Herr Doktor, darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben.«
    Während der Sekretär die Antwort gab, behielt Gransfeld ihn scharf im Auge. Er sah, wie dessen Blicke über die Seiten des Kalenders glitten und an einer Stelle haften blieben. »Das tut mir außerordentlich leid, Mister Evans. Ich hätte Ihren Herrn gern davor bewahrt, von einem Dieb gestohlene Sachen zu kaufen.«
    Mister Evans fuhr auf. »Ich verstehe nicht, Herr Doktor, was Ihre Worte bedeuten sollen.«
    »Dann will ich mich noch deutlicher ausdrücken, Mister Evans. Dieser Megastopoulos hat mir ein wertvolles ägyptisches Kunstwerk, eine Statuette des Sethos, gestohlen und will sie jetzt an Mister Hawkins verkaufen. Ich bin nach Paris gekommen, um den Dieb zu fassen und mein Eigentum zurückzubekommen. Ich glaube, Mister Hawkins wird nicht sehr erfreut sein, wenn die Pariser Polizei sich in den Handel mischt.«
    »Ich begreife nicht, Herr Doktor, wie Sie solche Behauptungen aufstellen können. Monsieur Megastopoulos ist ein angesehener Kunsthändler. Er ist …«
    »… genau so ein Gauner, Mister Evans, wie der Mynheer van Hülsten oder van der Meeren, der ihn an Mister Hawkins empfohlen hat. Die beiden sind seit langem für das Zuchthaus reif.«
    Gransfelds Worte verfehlten ihren Eindruck nicht. Eine kurze Weile überlegte der Sekretär. Dann sprach er: »Sie bringen Ihre Behauptungen mit großer Bestimmtheit vor, Herr Doktor. Es ist nicht meine Aufgabe, die Herren Megastopoulos und van der Meeren gegen Ihre Angriffe zu verteidigen. Haben Sie irgendeinen Beweis dafür, daß Sie der Eigentümer des Kunstwerkes sind, das uns angeboten wurde?«
    Gransfeld zog ein paar Photos aus der Brusttasche und schob sie dem Sekretär hin.
    »Diese Bilder, Mister Evans, wurden im Hause meines verstorbenen Oheims aufgenommen. Er war der Vorbesitzer der Statuette.«
    Der Sekretär griff nach den Photographien und betrachtete sie. Dann zog er eine Schublade auf, nahm andere Bilder heraus und legte sie daneben. Kopfschüttelnd blickte er bald auf die einen, bald auf die andern. »Das ist in der Tat merkwürdig, Herr Doktor. Es scheint sich in beiden Fällen um das gleiche Werk zu handeln. Trotzdem – ich bin sicher, daß Monsieur Megastopoulos sich über den rechtmäßigen Erwerb des Kunstwerkes ausweisen kann. Nach Ihren Mitteilungen werden wir doppelten Wert auf einen solchen Nachweis legen.«
    »Das wird er niemals können, Mister Evans. Hier« – Gransfeld legte ein Schriftstück auf den Tisch – »ist der Kaufvertrag zwischen meinem Oheim und dem ägyptischen Händler, von dem dieser die Statuette vor Jahren erworben hat. Mit diesem Schriftstück in der Hand beabsichtige ich Megastopoulos verhalten zu lassen, sobald er mit der Statuette zu Ihnen kommt.«
    Längere Zeit schwieg der Sekretär. Er schien mit Zweifeln zu kämpfen. Dann raffte er sich zu einem Entschluß auf. »Well, Herr Doktor, ich will ganz offen sprechen. Monsieur Megastopoulos steht für heute von zehn Uhr dreißig bis zehn Uhr fünfundvierzig auf der Liste.« Er warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist bereits zehn Uhr sechsunddreißig. Es ist mir unverständlich, daß er nicht längst hier ist. Mister Hawkins ist nicht gewohnt, auch nur eine Minute auf jemand zu warten. Einen Augenblick, bitte! Ich muß sofort nach Monsieur Megastopoulos fragen lassen.«
    Er klingelte und bat nachzusehen, ob Monsieur

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