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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Verschwinden? Scheinen ja nett mit dem unter einer Decke zu stecken. Na, Sie werden sehen, was Sie davon haben.« Er ging zur Saaltür und trat auf den Flur. Ein kurzes, hastiges Flüstern dort. Nach wenigen Minuten kam er mit einem andern, etwas stämmigen, untersetzten Herrn zurück. »Bitte, Herr Wachtmeister, das ist Altmüller, der Kollege und zweifellos Helfershelfer des entflohenen Henke. Dringend verdächtig des Diebstahls von Heroin.«
    »Nein, nein, Herr Rübesam, ich habe nicht gestohlen! Henke ist der Dieb! Der allein …«
    Altmüller bot ein Bild des Jammers. Aschgrau und verfallen sah er jetzt aus. Kaum vermochten die zitternden Knie noch den Leib zu tragen. Rübesams Begleiter trat dicht an ihn heran, griff in die Tasche und hielt ihm eine metallene Marke hin. »Kriminalpolizei. Sie sind verhaftet. Ziehen Sie sich an und kommen Sie mit!«
    »Nicht einsperren lassen, Herr Rübesam, nicht einsperren! Meine arme Frau, meine Kinder! Ich bin’s doch nicht gewesen! Henke war’s; der hat hier immer die Schraube an der Leitung losgedreht und das Heroin gestohlen.«
    Der Kriminalwachtmeister griff ihn am Arm und zog ihn in die Höhe. »Kommen Sie mit, Mann! Das können Sie mir alles in meinem Büro erzählen.«
    Noch sträubte sich Altmüller, als er eine feine, kräftige Fessel an seinem Handgelenk fühlte. Ganz plötzlich war sein rechter Arm mit dem linken des Wachtmeisters fest verbunden.
    »Machen Sie hier kein Theater, kommen Sie mit, Altmüller!« Er ging und zwang den Gefangenen, neben ihm zu gehen, ihm zu folgen.
    Rübesam kehrte in sein Zimmer zurück. Seine Sorge um Rudi war durch das, was er in der letzten Stunde erlebt und erfahren hatte, nicht geringer geworden.
    *
    »Da fliegt der Vogel! Feiner Luftsprung! Laß dir’s gut bekommen, du!«
    Henke sprach die Worte, während er dem enteilenden Ballon nachschaute. Immer kleiner war die gelbe Kugel in den wenigen Minuten geworden, seitdem er sie verlassen hatte. Eben noch ein Apfel, jetzt nur noch so groß wie eine Kirsche, erschien der Ballon am fernen Horizont.
    »Glückliche Fahrt in die Nordsee! Gut gemacht, Henke! Diesmal ist’s kein leerer Kessel. Den sind wir los.«
    Er setzte sich die Mütze fester und wandte sich zum Gehen. Nach wenigen Schritten erreichte er einen Fußpfad und folgte ihm in nördlicher Richtung. Rüstig wanderte er dahin. Doch Viertelstunde um Viertelstunde verging, und immer drückender wurde die Last von hundertzwanzig Pfund, die er auf dem Rücken trug. An einem Grenzstein blieb er stehen, legte den schweren Sack ab und trocknete sich die Stirn.
    Verdammte Geschichte, wenn er sich hier in der wenig besiedelten Gegend etwa verlaufen hatte! Er zog die Karte zu Rate und verglich, versuchte die verwaschenen Buchstaben an dem Stein zu entziffern. Doch nach langem Überlegen kam er zu keinem andern Entschluß, als dem eingeschlagenen Pfad auch weiter zu folgen. Sollte er sich seiner Last entledigen, wenigstens etwas aus dem schweren Sack ausschütten? Leichter würde das Vorwärtskommen danach sicher sein. Doch nur einen Augenblick überlegte er.
    Nein! Mit viel zu viel Gefahr und Mühe war der Stoff erworben, um ihn fortzuwerfen. Murrend und schimpfend schnallte er sich den schweren Sack wieder an. Noch oft mußte er rasten und neue Kräfte sammeln. Erst gegen Mittag erreichte er eine Landstraße, und für Geld und gute Worte nahm ein Bauer ihn und seinen Rucksack auf seinem Wagen bis nach Harburg mit. —
    In seinem Hause in Hamburg saß Rasmussen zusammen mit Susanne am Teetisch.
    »Wie gut, Väterchen, daß wir bei Professor Morelle waren! Mich dünkt, als habe er ein Wunder an dir getan.«
    Rasmussen nickte ihr zu. »Du hast recht, mein Kind. Ich kann’s ohne Übertreibung sagen, ich fühle mich nach der Behandlung durch den Professor wie neugeboren. Selbst die lange Fahrt heute nacht hat mich nicht angegriffen. Wir wollen hoffen, daß es so bleibt.«
    »Aber gewiß doch, Väterchen! Der Professor hat dir ja selbst gesagt, daß du so alt wie Methusalem werden kannst.«
    Rasmussen lachte. »Da hat er wohl etwas übertrieben. Ich bin auch mit weniger zufrieden.«
    Susanne griff nach einer Abendzeitung neben dem Teegedeck und durchblätterte sie. Dabei sprach sie weiter: »Es ist doch schön, daß wir wieder in unserm lieben alten Hamburg sind. Ich hatte schon fast vergessen, wie eine Nummer des ›Hamburgischen Korrespondenten‹ aussieht. ‘s ist aber noch immer dasselbe wie früher. Schiffsbewegungen auf der Elbe –

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