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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Schliche gekommen. Ich fürchte, daß man meinen Kollegen Altmüller schon eingesperrt hat. Ich selbst bin eben noch so gerade im letzten Augenblick davongekommen.«
    »Soso, das sind ja erbauliche Neuigkeiten. Reden Sie doch weiter, Mann! Erzählen Sie, was eigentlich geschehen ist.«
    »Was soll ich da erzählen? Unsereiner hat ja auch einen Riecher für solche Sachen. Die ganze letzte Zeit saß man schon wie auf dem Pulverfaß. Die Geschichte wurde von Tag zu Tag fauler. Schließlich sagte ich mir: wenn die immer noch nicht zugegriffen haben, so geschieht’s nur darum, weil sie noch mehr herauskriegen wollen.«
    Rasmussen unterbrach ihn. »Das sind doch allgemeine Redensarten, Herr Henke. Sagen Sie mir doch klipp und klar, warum Sie Ihre Stellung in Gorla verlassen haben. Triftige Gründe möchte ich hören.«
    »Triftige Gründe! Na, ich danke, Herr Rasmussen, da kann ich Ihnen drei Tage lang welche erzählen. Verkleidete Spione im Werk – meine Briefe von einem andern abgeholt – zuletzt gestern abend noch der Krach mit unserm Meister. Da sagte ich mir: jetzt wird’s allerhöchste Zeit, Henke! Jetzt verdufte mal so schnell wie möglich! Na, und da bin ich denn noch gleich in der Nachtschicht losgegangen.«
    »In der Nachtschicht? Und da sind Sie jetzt schon hier in Hamburg? Wie war denn das so schnell möglich?«
    »Wenn ich’s Ihnen nicht sage, Herr Rasmussen, dann werden Sie das kaum raten. Wissen Sie, es blies ein so schöner Südost, und da …«
    Blitzartig durchzuckte es Rasmussen. Er fiel dem andern ins Wort. »Mensch, sind Sie etwa mit dem Freiballon weggeflogen?«
    Henke sah ihn erstaunt an. »Woher – woher wissen Sie, Herr …?«
    »Weil’s schon in der Abendzeitung steht, Mann, daß der Ballon »Greif« aus dem Gorla-Werk spurlos verschwunden ist. Viel dümmer konnten Sie’s kaum anfangen, wenn Sie unauffällig wegkommen wollten.«
    »Da irren Sie sich aber, Herr Rasmussen. Ich denke, daß ich’s gerade fein gemacht habe. Auf der Eisenbahn hätten sie mich vielleicht schon gekriegt, aber mit dem Ballon hat mich keiner wegfliegen und hier keiner landen sehen. Woher sollen die wissen, daß ich’s gewesen bin?«
    »Sind Sie sicher, daß Sie niemand bei Ihrer Landung gesehen hat?«
    »Todsicher, Herr Rasmussen. Ich bin da einige zwanzig Kilometer südlich von Harburg in einer gottverlassenen Gegend niedergegangen. Kiefernheide, Wiese, weit und breit keine Menschenseele.«
    »Aber der Ballon? Den wird man doch finden, hat ihn vielleicht schon gefunden. Dann hat man auch Ihre Spur.«
    Henke verzog den Mund zu einem Grinsen. »So dumm ist Henke doch nicht, Herr Rasmussen! Der Rucksack da und ich, wir wiegen zusammen drei Zentner. Was meinen Sie, wie der Ballon wieder losgegangen ist, sowie ich draußen war. Der ist jetzt bestimmt schon weit über der Nordsee.«
    Rasmussen überlegte eine Weile. »Hm, hm, das ändert das Bild. Da wird man am Ende annehmen, daß Sie mit dem Ballon auf das Meer abgetrieben sind.«
    Henke nickte. »So ist’s, Herr Rasmussen! Man wird jetzt glauben, daß der arme, brave Henke in der Nordsee ertrunken ist. Das habe ich ja gerade gewollt, Herr Rasmussen, als ich den leeren Ballon wieder hochgehen ließ. Sonst hätte ich ihn bei der Landung ja einfach aufreißen können. Auf die Art habe ich vorläufig Ruhe vor der Polizei. Das heißt, ich muß natürlich irgendwo untertauchen. Ja, und deswegen bin ich jetzt zu Ihnen gekommen.«
    »Zu mir?« Rasmussen schüttelte abweisend den Kopf. »Sie wissen vielleicht nicht, Herr Henke, daß ich mich von diesen Geschäften vollständig zurückgezogen habe. Ich habe mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun.«
    »So, Herr Rasmussen? Ist ja sehr schön für Sie, aber was soll ich jetzt machen?«
    Rasmussen zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht, Herr Henke!«
    »So, Sie wissen es nicht? Wenn aber die Polizei mich hier in Hamburg faßt und einsperrt?«
    Wieder ein Achselzucken Rasmussens.
    »Und wenn ich dann sage, Herr Rasmussen: ›Ja, ihr habt den Henke gegriffen, den Herr Rasmussen nach Gorla empfohlen hat. Den Henke, der da jahrelang Heroin gestohlen hat, und der feine Herr Rasmussen hat dicke Geschäfte damit gemacht. Aber jetzt will mich der Herr Rasmussen nicht mehr kennen, weil er sich von diesem Geschäft …‹« Er lachte hämisch auf. »Wie vornehm das klingt! … ›Weil er sich von diesem Geschäft zurückgezogen hat.‹ Vielleicht glaubt’s Ihnen die Polizei, Herr Rasmussen, vielleicht auch nicht.«
    Rasmussen faßte sich

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