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Moderne Piraten

Titel: Moderne Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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an den Hals, als ob ihm der Kragen zu eng würde. »Was wollen Sie denn, Mann? Was soll ich für Sie tun?«
    »Mich verstecken, Herr Rasmussen! Mich hier verstecken, bis sich eine Gelegenheit findet, über die Grenze zu kommen. Lange wird’s nicht dauern. Unsere Leute in London müssen mir schleunigst einen andern Paß besorgen. Dann geht’s sofort weiter, nach England oder Polen, ist mir gleich, wohin. Bloß raus hier aus der dicken Luft! Sobald soll mich Deutschland nicht wiedersehen.«
    Kurze Zeit schwiegen beide. Dann sagte Rasmussen: »Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Ihren Wunsch zu erfüllen. Ich hoffe, Sie werden vernünftig sein und mir keine Schwierigkeiten machen.«
    Henke atmete erleichtert auf. »Bestimmt nicht, Herr Rasmussen! Ich werde alles tun, was Sie wollen, bloß helfen Sie mir jetzt aus der Klemme.«
    »Ich nehme Ihr Versprechen an.« Rasmussen überlegte kurze Zeit. »Sagen Sie mal, verstehen Sie was von Gartenarbeit?«
    »Ja, gewiß, Herr Rasmussen. In Gorla habe ich die ganze Zeit meinen eigenen Garten gehabt.«
    »Hm, so! Wissen Sie auch mit Kraftfahrzeugen Bescheid?«
    Henke schlug sich auf die Brusttasche. »Führerschein 3 b, Herr Rasmussen! Kann Ihnen jeden Wagen fahren. Bloß mit dem Führerschein auf den Namen Henke möchte ich jetzt nicht gerade fahren.«
    »Sollen Sie auch nicht. Es ist nur wegen der andern Leute im Hause, weil mein Gärtner auch immer Chauffeur gewesen ist. Ich stelle Sie zunächst als Gärtner bei mir ein. Sie werden heute noch nach London um neue, gute Papiere schreiben, denn ich muß Sie polizeilich anmelden. Bis die neuen Ausweise da sind, werden Sie sich nur im Garten beschäftigen und nicht auf die Straße gehen.«
    So geschah es, daß C. F. Rasmussen einen neuen Gärtner in seine Dienste nahm.
    Über den Fabrikarbeiter Henke aus Gorla stand in den nächsten Tagen mancherlei in der Zeitung zu lesen. Die allgemeine Ansicht ging dahin, daß er, der Ballonführung unkundig, mit dem gestohlenen »Greif« in die Nordsee abgetrieben und umgekommen sei.
    *
    Im Norden Schottlands liegt zwischen Bergen und Mooren eingebettet der »Loch Kilbreck«, ein stiller, verträumter See. An seinem westlichen Ende erhebt sich inmitten eines ausgedehnten Parkes Duncan-Castle, ein altes, im normannischen Stil erbautes Schloß aus der Tudorzeit.
    Der Schloßherr war Mac Andrew. Wenige Jahre nach dem großen Kriege hatte er den alten Bau von den Erben des Vorbesitzers erworben. Von hier aus leitete er die Geschäfte seiner Gesellschaft, wenn ihn nicht besondere Umstände dazu zwangen, persönlich in den einzelnen Ländern des Festlandes nach dem Rechten zu sehen. Hierher wurden von ihm auch Mitglieder der Gesellschaft bestellt, die Grund hatten, für einige Zeit zu verschwinden. In der Tat war Duncan-Castle ein idealer Zufluchtsort für alle, die irgendwie Veranlassung hatten, sich zu verbergen. Fast unbewohnt war die aus Waldungen und Hochmooren bestehende Umgebung. Nur wenige Fischer und Farmer, die, kaum des Englischen mächtig, noch ihre alte keltische Mundart sprachen und nach Urväterweise in Torfhütten dahinlebten.
    In einem Turmzimmer, das weiten Ausblick über den See gewährte, saßen Mac Andrew und Morton zusammen.
    »Well, Morton, ich kann Ihnen nicht helfen; Sie müssen noch hierbleiben. Die Sache in Genf hat zu viel Staub aufgewirbelt.«
    »Sie meinen den Kerl, den Bouton, Mac Andrew? Tut mir heute noch leid, daß ich den nicht gleich totgeschlagen habe.«
    »Wäre vielleicht besser gewesen, Morton, wenn Sie’s getan hätten. So müssen wir uns vielleicht noch diese Mühe nehmen. Bouton, so lange Jahre unser treues Mitglied, steht im Einvernehmen mit der Polizei! Seine Wut auf Sie, Morton, ist unbeschreiblich. Er hat Sie in einer Weise bloßgestellt, daß Sie an der schweizerischen Grenze sofort verhaftet würden.«
    Morton knurrte vor sich hin. »Gibt noch andere Gegenden als das Schweizerländchen. Habe es satt bis an den Hals, hier untätig herumzusitzen.«
    »Sie vergessen, Morton, daß dieses Ländchen engste Fühlung mit der internationalen Polizei hält. Es könnten Ihnen auch anderswo Unannehmlichkeiten begegnen.«
    Morton schlug auf den Tisch. »Man kann hier vor Langeweile umkommen! Wenn Sie nicht hier sind, ist’s überhaupt nicht zum Aushalten. Kaum ein Mensch, der ein vernünftiges Wort Englisch versteht. Keiner, mit dem man Golf oder Kricket spielen kann. Schauderhaft langweilig, sage ich Ihnen, Mac Andrew.«
    »Hilft nichts, Morton. Die

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