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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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«Hoffentlich hast du recht, Prinzessin. Wäre nett, den Kerl am Hosenboden zu erwischen. Es wurmt mich noch heute, daß wir damals zurückziehen mußten.»
    Später sagte er: «Sicher. Bring ihn also um ungefähr acht mit. Wie soll’s gespielt werden?»
    Er horchte weiter und kicherte dann. «Schön, Prinzessin. Nein, du hast mich nicht im geringsten gestört. Bis dann also.»
    Er legte den Hörer auf; die Hände hinter dem Kopf verschränkt, lächelte er selig zufrieden zur Decke auf. Erst als er nach Zigaretten auf dem Nachttisch neben dem Bett langte, hatte er plötzlich das Gefühl, daß irgend etwas fehlte.
    In Gedanken überflog er die letzten paar Minuten und rekonstruierte im nachhinein die Geräusche und Bewegungen, die kaum in sein Bewußtsein gedrungen waren – das plötzliche Schwingen des Bettes und das Geflatter von Strümpfen und Wäsche; das Hasten und Murmeln; das Zuschnappen einer Reisetasche und das Zuschlagen der Tür, dem leiser werdendes Klappern von Absätzen folgte, die energisch den Gang hinuntermarschierten.
    Willie Garvin setzte sich mit einem Ruck auf und starrte beleidigt und erstaunt in das leere Zimmer.
    «Carol?!» rief er empört. «Carol!»

6
    Tarrants Taxi hielt vor dem Wohnblock mit dem Penthouse hinter einem offenen Rolls-Royce in zwei Blautönen, einem Mulliner Park Ward Convertible.
    Am Steuer saß ein livrierter Chauffeur.
    «Lassen Sie den Taxameter laufen», sagte Tarrant zu dem Taxifahrer und sah auf die Uhr. «Ich glaube, wir werden höchstens eine Minute warten müssen.»
    Eben als er ausstieg, kam Modesty Blaise die Stufen vom Eingang herunter. Sie trug ein Kostüm aus reinem Seidenjersey in Stahlblau, mit einem schmalen Rock und gebauschter Jacke mit einem tiefen Kapuzenkragen. Die weißen Glacehandschuhe paßten zur Handtasche. Sie trug keinen Hut.
    Tarrant, der viel von Schmuck verstand, schätzte die einfache Perlenkette um Modestys Hals auf 7000
    Pfund. Modesty war sehr schön, und tiefe Melancholie durchzuckte ihn bei dem Gedanken, daß er sie der Gefahr aussetzte.
    Sie begrüßte ihn lächelnd und sagte: «Wir brauchen das Taxi nicht. Weng fährt uns.»
    Tarrant sah den Rolls-Royce näher an. Jetzt erst merkte er, daß der Chauffeur ein ungefähr neunzehn Jahre alter Asiate war; er saß wartend mit verschränkten Armen und einem Ausdruck ruhiger Überlegenheit hinter dem Steuer.
    «Keine Angst», sagte Modesty. «Weng hat den Fahrkurs für Fortgeschrittene gemacht.»
    «Ich habe volles Vertrauen.» Tarrant bezahlte den Taxifahrer. «Aber ich bin an ein so königliches Transportmittel nicht gewöhnt.»
    «Ich habe den Wagen einmal in einem Anfall von Irrsinn gekauft», bekannte sie, als Tarrant ihr den Schlag aufhielt und ihr einsteigen half. «Aber Weng liebt ihn, und er ist gerade das Richtige für diese Gelegenheit.
    Wenn man einen Scheich besucht, dann tut man es in einem Stil, der ihn ehrt.»
    Als sich Tarrant neben sie setzte, blickte er sie scharf an und sah, daß sie es völlig ernst meinte.
    «Ich bin Ihnen sehr verbunden», sagte er. «Mir wäre das nicht eingefallen.»
    Der Rolls-Royce glitt leise in den Verkehrsstrom zur Park Lane.
    «Haben Sie etwas über Gabriel erfahren?» fragte Modesty.
    «Nichtigkeiten. Aber wir erwarten im Laufe des Nachmittags weitere Berichte. Ich werde sie heute abend mit Ihnen bei Willie Garvin durchgehen.» Tarrant blickte um sich und hob eine Braue. «Kennt Ihr fortgeschrittener Fahrer eigentlich den Weg zum
Ritz

    «Ja. Aber ich muß zuerst etwas besorgen. Es wird keine zwei Minuten dauern.»
    Der Wagen schlängelte sich durch Seitenstraßen nördlich der Oxford Street und hielt vor einer Reihe kleiner Läden. Modesty stieg schnell aus und betrat einen von ihnen. Seine schmale Fassade war abgeblättert, und Tarrant konnte in den verblichenen Buchstaben über dem Eingang mit Mühe das Wort «Antiquitäten» entziffern. Weng war ausgestiegen und stand wartend neben der Ladentür.
    Modesty kam tatsächlich schon nach zwei Minuten wieder. Weng hielt ihr den Schlag auf und setzte sich wieder ans Steuer. Nach etwa hundert Metern wurden sie jedoch von einer langen Doppelreihe Autos aufgehalten, die an der Rechtsabbiegung vor einer Ampel stockte. Tarrant, der sich gern unauffällig durchs Leben bewegte, war sich unbehaglich der Blicke bewußt, die der offene Rolls-Royce und seine Insassen auf sich zogen. Allerdings mischte sich in sein Unbehagen eine Spur Stolz, in der Gesellschaft der neben ihm sitzenden Frau zu sein.
    O

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