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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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anzustellen. Aber ich wähle als Anfang Gabriel. Finden Sie daher bitte alles über ihn heraus, was Sie nur können.»
    «Sehr schön.» Das so plötzliche Gefühl der Unwirklichkeit war geschwunden, und Tarrant war wieder rein sachlich. «Danke für den Kaffee, meine Liebe. Ich will jetzt gute Nacht sagen.»
    Als sich die Türen des Lifts hinter Tarrant geschlossen hatten, ging Modesty auf die Terrasse hinaus und rauchte eine Zigarette. Sie war völlig auf sich konzentriert und beobachtete sich aufmerksam. Mit Befriedigung vermerkte sie, daß keinerlei Spannung in ihr war, nur das Gefühl einer wärmenden, übermütigen Heiterkeit.
    Sie drückte die Zigarette aus und ging in das Penthouse zurück. Die getäfelten Wände ihres Schlafzimmers waren elfenbeinfarben, die Bodenbespannung blaßgrün, Bettdecke und Vorhänge silbergrau. Die eine Tür führte zu einem großen Badezimmer mit einer versenkten Wanne und mit einer Duschnische. Die Wände hier waren hellrosa gekachelt, der Boden bespannt mit einem schwarzen, wasserabstoßenden Belag, weich und warm für den Fuß.
    Sie ließ das Wasser in die Wanne strömen, während sie sich im Schlafzimmer auskleidete. Unter dem gefütterten Abendkleid trug sie einen schwarzen Büstenhalter und Strumpfhosen, aber keinen Hüft- oder Strumpfbandgürtel. Sie mochte Strumpfhalter, Schnallen, alles, was beengte, nicht, daher waren die langen Nylonstrümpfe in der Art von Balletttrikots in einem Stück mit dem Höschen gearbeitet.
    Im Badezimmer stellte sie sich nackt vor den bodenlangen Wandspiegel und betrachtete ihren Körper aufmerksam und kritisch, ohne eine Spur von Eitelkeit.
    Kein Anzeichen von Fett. Sie war in diesem letzten Jahr nicht schlaff geworden. Sie hatte sich viel bewegt – täglich Schwimmen, die langen Ritte in Benildon und das gelegentliche Training mit Willie Garvin um alter Zeiten willen. Oder – war es wirklich nur um alter Zeiten willen gewesen –? Sie fuhr prüfend die Muskeln ihrer Schenkel und Waden entlang, richtete sich dann auf und trommelte sanft mit den Seiten ihrer Fäuste gegen den flachen Bauch.
    Muskeltonus gut.
    Geschmeidig neigte sie sich so weit zurück, daß ihre Handflächen auf dem Boden hinter ihr auflagen. Sie streckte ein Bein hoch, bis die Zehe zur Decke wies, dann das andere, und brachte sie beide im langsamen Rückwärtssalto in einer beherrschten Bewegung zu Boden.
    In Gedanken suchte sie ihren Körper sorgfältig nach der geringsten Andeutung von Steifheit und Anstrengung ab, fand aber keine. Sie nickte befriedigt. Die Wanne war jetzt dreiviertel vollgelaufen. Modesty schloß die Hähne und versank im Wasser, eine Badekappe über die Haare gezogen. In einer Nische am Kopfende der Wanne stand ein Telefon. Sie hob den Hörer ab und wählte.
    Willie Garvin murmelte einen Fluch, als das Telefon hartnäckig klingelte.
    «So laß es doch», flüsterte das blonde Mädchen, auf einen Ellbogen gestützt und über ihn geneigt, das Gesicht dicht an dem seinen. «Sie werden schon nicht ewig läuten.» Sie beugte sich vor und biß ihn ins Ohr.
    Sie sprach in dem leicht schleppenden kultivierten Tonfall der guten Gesellschaft auf dem Lande, war dreiundzwanzig, die Tochter eines Landedelmannes und verlobt mit dem Sohn eines Landedelmannes. Willie hoffte, daß der Glückliche nicht leicht zu blauen Flecken neigte. Dieses Mädchen war nichts als Zähne; aber immerhin, hielt man es so lange aus, bis es warm geworden war, dann war es letzten Endes der Mühe wert.
    «Halte dich einen Augenblick zurück, Carol», sagte er, rollte sich auf die Seite, den Rücken ihr zugekehrt, und hob den Hörer des Telefons auf dem Nachttisch ab.
    «Hallo?»
    «Ich bin’s, Willie. Bist du an einer Nebenstelle?»
    «Hallo, Prinzessin!» Seine Stimme war warm vor Freude. «Nein, ich bin an der Hauptleitung, neben dem Bett. Die Nebenstellen sind abgeschaltet.»
    «Bist du allein?»
    «Nein. Aber nichts Wichtiges, gerade nur Zeitvertreib.»
    «Himmel, Willie, das wird sie aber gern hören!» Er hörte das Lachen in ihrer Stimme. «Also schön, ich rede, und du sagst nur ja oder nein, einverstanden?»
    «Einverstanden, Prinzessin. Los.»
    Sie sprach eine Zeitlang leise, und er hörte völlig gefesselt zu. Jedem außenstehenden Lauscher hätten ihre Worte unverständlich geklungen, denn sie benützte eine Mischung aus Französisch, Arabisch und Englisch, aber Willie Garvin war der Inhalt jedes Satzes klar.
    An einem Punkt pfiff er leise und grinste ohne Heiterkeit.

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