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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Schwierigkeiten», sagte Mr. Manetta mit mildem Vorwurf. «Nur ungewöhnlich interessante Augenblicke.»
    «Und hat es solche gegeben?»
    «Die Frage der Waffen war zu diskutieren. Die meisten Herren Seiner Hoheit fühlen sich ohne ihre Gewehre verloren. Soviel ich höre, pflegen sie sie in ihrer Heimat auch im Schlaf nicht abzulegen.»
    «Das hätte freilich Ihre übrigen Gäste beunruhigen können», sagte Tarrant zustimmend, als sich die Lifttüren öffneten. Modesty stieg ein, die beiden Herren folgten.
    «Wir kamen überein, daß die Leibwache zwei Gewehre behält», sagte Mr. Manetta. «Sie sind natürlich nicht geladen. Wir verwiesen darauf, daß auch die Wachen Ihrer Majestät im Buckingham-Palast keine Munition bei sich tragen.»
    Tarrant sah leicht überrascht drein. «Ach soo?»
    «Wir haben es vorsichtigerweise vermieden, uns zu erkundigen, Sir.» Modesty lächelte. «Ich möchte wissen, wie es mit dem Essen klappt. Hat es auch in bezug auf die Speisenkarte interessante Augenblicke gegeben?»
    «Das Auftreiben frisch geschlachteter Ziegen war eine etwas komplizierte Übung für die Hotelverwaltung, Miss Blaise, aber abgesehen davon –»
    «Ziegen?» sagte Tarrant verblüfft. «Guter Gott, Sie wollen doch nicht sagen, daß man von Jacques Viney verlangt hat, Ziegenfleisch zuzubereiten!»
    «Ein Chef geringeren Grades hätte vielleicht Einwände erhoben», sagte Mr. Manetta ruhig und trat beiseite, als die Türen aufglitten. Er folgte Modesty und Tarrant aus dem Lift und führte sie durch einen breiten Gang. «Unser Monsieur Viney ist ein Künstler», fuhr er fort, «der sich diesem Anspruch durchaus so gewachsen zeigte, wie man das von ihm erwarten konnte. Sein Ragout aus Ziegenfleisch war ein ungeheurer Erfolg.»
    «Das freut mich sehr», sagte Tarrant. «Wir wollen, daß sich Seine Hoheit hier wohl fühlt.»
    «Diesbezüglich darf ich Sie beruhigen, Sir Gerald. Ja, er fragte sogar, ob Monsieur Viney mit ihm nach Malaurak gehen würde. Es war die Rede davon, einen Palast mit ganz vortrefflichen Küchen erbauen zu lassen.»
    Tarrant schloß einen Augenblick die Augen. «Und?» fragte er.
    «Monsieur Viney bedankte sich äußerst höflich, fühlte sich aber gezwungen, abzulehnen.» Tarrant tupfte sich die Stirn mit einem gefalteten Taschentuch.
    «Richten Sie Monsieur Viney meine wärmsten Empfehlungen aus», sagte er inbrünstig.
    Die Verbindungstüren der Zimmer an einem Korridor auf der Hyde Park-Seite waren geöffnet worden, damit das gesamte Gefolge in einer einzigen riesigen Zimmerflucht untergebracht werden konnte. Vor der Mitteltür im Korridor standen zwei große Araber Wache. Ihre Gewänder waren sichtlich neu, ihr Kinn aber war borstig und die über die Schulter geworfenen Gewehre trugen die Patina, wie sie viele Jahre ständiger Handhabung erzeugt. Das eine war ein Stutzen Modell Lee Enfield, das andere ein altes französisches Modell Lebel.
    «Seine Hoheit erwartet Sie», sagte der eine Araber und öffnete die Tür. Tarrant bemerkte, daß Modesty und der Mann einen Blick wechselten, den Blick einer herzlichen Begrüßung, die nur durch Förmlichkeit gebändigt wurde. Er erschreckte Tarrant, aber er hatte keine Zeit, Vermutungen über ihn anzustellen.
    «Ich verlasse Sie jetzt», sagte Mr. Manetta mit der Andeutung einer höflichen Verbeugung.
    Der große Salon war wie das ganze Hotel
Ritz
im Louis-Seize-Stil eingerichtet. Es waren mehr als ein Dutzend Araber anwesend; einige saßen auf Stühlen, die Mehrzahl jedoch hockte auf dem Boden. Auch hier wieder wirkten die neuen Gewänder und der bunte Putz seltsam fehl am Platz als Gegensatz zu den dunklen, verwitterten Gesichtern der Wüstensöhne.
    Auf dem Boden war ein großes weißes Tuch ausgebreitet, um das Kissen verstreut lagen. Auf dem Tuch standen schöne Schüsseln und silberne Karaffen, Körbe mit derbem Schwarzbrot, Platten mit Käse und vielerlei Obst. In der Mitte stand über glühender Holzkohle eine große Heizplatte mit einem geräumigen, irdenen Gefäß, in dem ein dunkelbrauner Brei leise brodelte.
    Beim Eintritt der Gäste erhoben sich alle Araber, und Scheich Abu-Tahir stand von einem Stuhl am gegenüberliegenden Ende des weißen Tuchs auf. Er trug einen weißen Burnus und ein rotgoldenes Stirnband.
    Der Herrscher von Malaurak war ein Mann mittlerer Größe, Anfang der Fünfzig, mit einem kurzgeschorenen graumelierten Bart, wenig mehr als einem Stoppelbart, der bis an die Backenknochen und Ohren reichte.
    Das Gesicht war

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