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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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und McWhirter machte eine Geste. «Och, gerade nur Quatsch.»
    «Zum Beispiel?»
    McWhirter schloß die Augen. «Pferde; ein Mädchen in Santiago; Gedichte von C. B. Lewis; eine Quarzjodlampe an ihrem Wagen anbringen; Bourbon Street, New Orleans, und Al Hirt’s Jazz-Combo; einige Stücke de Lamerie-Silber, die sie in einer Christie-Auktion gekauft hat; Harold Pinter – Blaise hält ihn für großartig, Garvin meint, er sei ein Schwindler; irgendwelchen Mist über Elektronik und einen Generator, den er ihr zu erklären versuchte; Otto Klemperer als Dirigent von Beethovens Neunter; ein Mädchen in Singapur –»
    «Schon gut.» Gabriel legte die Gabel hin. «Willst du damit sagen, daß sie nicht darüber gesprochen haben, was mit ihnen passiert?»
    «Nur einige Minuten. Sie sind 90 Prozent sicher, daß sie heil herauskommen, wenn sie sich ordentlich benehmen.»
    «Gut.» Gabriel trank etwas Milch. Mrs. Fothergill kratzte sich die Rippen und beobachtete ihn mit einem besorgten Ausdruck.
    «Erscheint komisch, sie laufenzulassen», sagte sie.
    «Es paßt mir in den Kram, daß sie das glauben – bis die Blaise die Geschichte mit dem Kontakt in Istanbul durchgeführt hat.»
    Mrs. Fothergill dachte eine Weile nach. «Sie meinen, Sie lassen sie nicht gehen?» fragte sie.
    «Genau das meine ich, Mrs. Fothergill.» Gabriels Mund verzog sich kurz. «Keine Angst. Die beiden bleiben Ihr persönliches Vorrecht.»
    Er trank das Glas aus und schob den Teller beiseite.
    Einen Augenblick glitzerte in den blassen Augen Vorfreude auf. «Canalejas soll den Projektionsapparat und die Leinwand bringen», sagte er zu McWhirter. «Wir haben noch eine Menge Zeit für diesen neuen Trickfilm, bis wir anlegen.»
    An der Spitze der Insel ragte ein hölzerner Landungssteg auf Eichenpfosten ins Meer. Die
Andronicus
stoppte zweihundert Meter weit draußen, vor dem seichten Gewässer. Eine acht Meter lange Barkasse mit einer Schiffsschraube wurde niedergelassen.
    Die Nachtluft war warm, Modesty und Willie aber, die aus der dumpfen Kabine unter Deck heraufgebracht wurden, erschien sie kühl und erfrischend. Sie standen an der Reling und atmeten sie tief ein, als die zwei Stahlkisten mit den Diamanten sorgsam die Gangway hinuntergetragen und an Bord der Barkasse genommen wurden. Sie sprachen nicht. Ihre Augen waren auf die Insel geheftet, sie nahmen jede Einzelheit auf, die der klare Schein des Vollmonds erhellte. In dem Kloster, das auf dem kleinen Felsenhügel am Westende der Insel thronte, schimmerten einige Fenster in mattem Licht.
    Immer noch in Handfesseln, wurden Modesty und Willie in die Barkasse hinuntergeführt. An Bord befanden sich bereits vier Männer. Borg und Mrs. Fothergill folgten, schließlich kamen McWhirter und Gabriel. Die Barkasse glitt leise über die kurze Strecke zum Landungssteg. Als sie herauskletterten, war die
Andronicus
bereits verschwunden.
    Zum Fuß des zerklüfteten Abhangs, über den sich roh behauene Stufen zum Kloster emporwanden, benötigte man eine halbe Stunde langsamen Fußmarsches.
    Borg ging mit der Pistole in der Hand hinter den beiden Gefangenen, Gabriel und McWhirter folgten ihm.
    Vorne wechselten sich Mrs. Fothergill und die vier Männer beim Tragen der beiden Diamantenkisten ab, je zwei pro Kiste.
    Den ganzen Weg entlang betrachtete Modesty das Kloster und dessen Umgebung, prägte sich jede Einzelheit ein und sah vor sich, was sie vom Äußeren auf die Innenanlage ableiten konnte. Sie wußte, daß Willie dasselbe tat.
    Sie betraten das Kloster durch eine wuchtige Holztür, die in eine riesige Küche führte. An der einen Seite stand ein Herd mit zwei großen Heizstellen, jede zwei Meter lang. In den Steinplattenboden der Küche eingelassen befand sich in einer Ecke die niedrige Umfassungsmauer eines Brunnens, über den eine Winde ragte.
    Zwei Mönche in dunklen Kutten kneteten Teig auf einem massiven Holztisch. Ein Mann mit einem plattgedrückten Mongolengesicht lümmelte in einem Lehnstuhl und reinigte eine Maschinenpistole. Von der Küche führten breite Steinstufen in einer rechtwinkligen Krümmung zwischen zwei Treppenfluchten zu einer breiten, steingepflasterten Galerie empor. Sie lief an der einen Seite eine anscheinend große Kapelle entlang, die eben restauriert wurde, denn es herrschte die von Bauarbeiten herrührende Unordnung, und überall lagen Schutt und Geröllhaufen. An der offenen Seite der Galerie war auf einer langen Strecke die hölzerne Balustrade abgerissen worden.
    Leitern,

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