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Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady

Titel: Modesty Blaise 01: Die tödliche Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Sinn», murmelte Tarrant. Die Meldungen stammten vom Kapitän der
Tyboria
. Die erste besagte, daß ein Frachtschiff,
Andronicus
, vor mehr als einer Stunde seine Geschwindigkeit auf einem Parallelkurs nördlich von Port Said der
Tyboria
angeglichen hatte. Ein verdächtiges Verhalten an Bord war nicht festzustellen, aber der Kapitän hatte seine Kanoniere in Alarmbereitschaft gesetzt.
    Die zweite Meldung war eineinhalb Stunden später eingetroffen; die
Andronicus
hatte gestoppt und war nun achtern geblieben. Der Kapitän entschuldigte sich, sollte seine frühere Meldung Aufregung verursacht haben.
    «Und doch bedeutet das etwas», sagte Tarrant. «Ich kann nicht glauben, daß das Manöver der
Andronicus
ein bloßer Zufall gewesen sein soll.»
    «Wenn nicht, was zum Teufel bedeutet es dann wirklich?» Hagan wandte sich vom Fenster ab.
    Tarrant antwortete nicht. Er hatte um eine Überprüfung Gabriels an Bord der
Mandrake
ersucht und wartete jetzt auf das Ergebnis. Fünf Minuten später trat ein Hafenbeamter ein und salutierte feierlich vor dem Major.
    «Der Mann Gabriel ist nicht an Bord», meldete er in Englisch. «Ich habe mich nach ihm unter dem Vorwand von Zollangelegenheiten erkundigt. Er ist nicht auf der
Mandrake
. Sein Kapitän sagte mir, er sei gestern abend zusammen mit anderen Passagieren fort, konnte aber nicht sagen, wohin.»
    Hagan fluchte. «Sie sind auf der
Andronicus
», sagte er zu Tarrant. «Und Modesty und Willie auch!»
    «Sehr wahrscheinlich. Aber weshalb?» Tarrant rieb sich müde ein Auge. «Warum haben sie die
Tyboria
beschattet? Was haben sie getan oder was werden sie tun? Haben sie etwas versucht, das schiefgegangen ist?»
    «Verfluchte Diamanten», sagte Hagan klar und deutlich. Er wies mit der Hand zum Fenster. «Gabriel ist irgendwohin ins Mittelmeer verschwunden. Er hat Modesty erwischt. Wenn es ihm nicht gelungen ist, die Diamanten zu schnappen, dann ist sie für ihn von keinerlei Nutzen. Was tun wir jetzt?»
    «Ohne eine großangelegte Suche von der Luft aus vor Einbruch der Dämmerung», sagte Tarrant, «die ohnehin ganz unmöglich so schnell zu organisieren ist, besteht keine Hoffnung, die
Andronicus
zu finden.»
    «Und daher?»
    «Und daher bleiben wir sitzen und warten weiter. Und hoffen, daß Modesty Blaise und Willie Garvin den harten Teil aus dem Stegreif zu spielen vermögen.»
    Willie Garvin öffnete die Augen. Er lag auf dem Rücken in der schmalen Koje, die gefesselten Hände ruhten schlaff auf seinem Magen. Es waren sechs Stunden vergangen, seit er in dem luftdicht versiegelten Laderaum der
Andronicus
aus dem Tauchapparat geklettert war, Gabriel mündlich Bericht erstattet, eine ausgiebige Mahlzeit zu sich genommen hatte und eingeschlafen war. Er wußte, daß es sechs Stunden her war, weil er sich innerlich darauf eingestellt hatte, so lange zu schlafen. «Bleib liegen, Willielieb.»
    Modesty zog einen Hocker heran. Sie hatte einen Krug Wasser, Seife und ein offenes Rasiermesser bei sich.
    Willie starrte sie an: «Himmel», sagte er, «wo hast du das her, Prinzessin?»
    «Ich habe darum gebeten, McWhirter amüsierte es, aber er hat nicht darüber gewitzelt. Es gibt nicht viel, was wir mit einem Rasiermesser anfangen könnten, außer rasieren oder uns den Hals durchschneiden.» Sie rieb Willies Kinn mit der nassen Seife ein.
    «Ich mache es selbst, Prinzessin. Jetzt bin ich ja sozusagen wieder erwachsen.»
    «Erwachsen genug, um nicht zu widersprechen. Bleib schön still liegen, Willie.»
    «Kommst du trotz Fesseln zurecht?»
    «Mühelos. Wenn ich fertig bin, wirst du dich immer noch erkennen.»
    Sie konnte gut mit dem Rasiermesser umgehen. Vor Jahren, als sie zum erstenmal wieder aus der Wüste gekommen war und für Louche im Tanger arbeitete, hatte sie täglich einige Stunden als Gehilfin in dem Barbierladen eines erstklassigen Bordells gearbeitet. Es war ein Ort, an dem die Männer redeten, und der Klatsch, den sie dort mitbekam, war wertvoll gewesen.
    Willie Garvin entspannte sich, schloß die Augen und genoß die reine, kühle Berührung des Rasiermessers an den Bartstoppeln.
    «Das muß man Gabriel lassen», sagte er undeutlich aus dem Mundwinkel. «Allerhand Masche, Prinzessin.»
    «Wirklich die tollste.» Sie berührte sein Ohr und zog sanft an dem Läppchen. Es sagte ihm, daß die Kabine wahrscheinlich abgehört wurde. Das konnte zum Teil der Grund sein, warum man Modesty zum Laderaum und in den Funkraum zugelassen hatte; vielleicht hatte man mittlerweile heimlich

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