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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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vorbeihuschen. Also folgte ich ihr.»
    «Weiter.»
    «Nun, sie ging zum Senderaum. Ich sah sie hineingehen und wartete eine halbe Minute. Ich fragte mich, was sie hier zu tun habe. Ich sah nach. Da lag Talo bereits auf dem Boden, und sie machte sich an dem Reservesender zu schaffen.»
    «Gab sie etwas durch?»
    «Sie hatte keine Gelegenheit dazu. Ich ging schnurstracks auf sie los. Wir kämpften miteinander. Es waren erst dreißig Sekunden vergangen, seit sie die Baracke betreten hatte. Hören Sie, Karz, ich hielt sie zurück, vergessen Sie das nicht, ich hielt sie zurück. Andernfalls wäre Ihnen diese ganze Operation geplatzt. Was geschieht also mit Lucille?»
    Willie beugte sich leicht nach vorn und zwang sich zu einem Ausdruck, der sowohl Angst als auch Herausforderung zeigte, obwohl er wußte, daß es auf seine Frage nur eine Antwort geben konnte.
    Liebmann, der an der Wand stand, beobachtete Karz neugierig.
    Theoretisch hätte Karz das Kind umbringen müssen, aber die Situation war nicht mehr so einfach. Die Partnerschaft Blaise-Garvin hatte sich zerschlagen, und Garvin hatte zweifellos die Operation vor einer Katastrophe bewahrt. Karz hatte in Modesty Blaise einen Kommandeur verloren, und er konnte es sich kaum leisten, noch einen zu verlieren.
    «Dem Kind wird nichts geschehen», sagte Karz nach einer langen Pause. «Immer vorausgesetzt, Garvin, daß Sie nicht selbst
faul
werden.»
    «Ich denke, das habe ich bereits bewiesen», entgegnete Willie Garvin grimmig. «Und was geschieht mit diesem Luder Blaise?»
    «Sie wird, wie üblich, zur allgemeinen Unterhaltung beitragen.»
    Karz warf Liebmann einen Blick zu. «Wann wäre es morgen günstig für alle Abteilungen?»
    «Vierzehn Uhr. Es wird sich das Nachmittagstraining dadurch höchstens um eine halbe Stunde verschieben.»
    Karz erhob sich und schritt auf die Tür zu. «Informieren Sie die Zwillinge, daß sie gebraucht werden», sagte er.
    Der Big Ben schlug zehn Uhr. In London regnete es an diesem Sommervormittag. Tarrant beobachtete den Minister, der hinter seinem großen Schreibtisch saß und sich fragte, wie oft er wohl noch diese kurze Depesche lesen sollte.
    Minister Roger Selby war ein neuer Mann, der erst vor kurzem in das umgebildete Kabinett eingezogen war. Der Achtundvierzigjährige hatte ein lässiges Gehaben und einen kühlen Sinn fürs Praktische. Im Abgeordnetenhaus galt er als gefürchteter und schlagfertiger Redner.
    An seinem Schreibtisch war er außerordentlich methodisch. Er hatte die Fähigkeit, stets bis zum Kern eines Problems vorzudringen und unumstößliche Entscheidungen zu treffen, wobei er die peripheren Details einer Sache meist ignorierte. Im Grunde genommen war Tarrant mit dieser Eigenschaft einverstanden, aber es gab dennoch Gelegenheiten, wo sie fehl am Platz war. Manchmal wogen diese unangenehmen und verworrenen Details zusammengenommen schwerer als der augenscheinliche Kern einer Sache, und dann bedurfte es eines Mannes mit entsprechender Vorstellungskraft und nicht geringer Intuition, um die Zusammenhänge zu erkennen, noch ehe sie sich zu einem eindeutigen Bild geformt hatten. Tarrant hielt den Minister nicht für einen derartig begabten Mann.
    Selby legte die Meldung vor sich auf den Tisch. «Diese Depesche wurde gestern von mehreren Schiffen im Indischen Ozean und im Persischen Golf aufgefangen?»
    «Ja, Sir. Sie erreichte mich heute morgen um acht Uhr. Ich ließ sie herüberbringen, damit Sie sie sofort sehen könnten.»
    «Was halten Sie davon?»
    «Darf ich mir zuerst die Frage erlauben, ob Sie den Bericht lasen, den ich der Meldung beigab und der die Hintergründe der Sache enthält?»
    Selby hob ein Blatt im Kanzleiformat auf und flog es durch. «Ja. Sie sind also der Ansicht, daß die Kuwaiter Befreiungsarmee etwas mehr ist als ein Hirngespinst von Es-Sabah Solon. Söldner sind von der Bildfläche verschwunden, und Sie haben zwei Ihrer Agenten eingesetzt –»
    «Verzeihen Sie», unterbrach Tarrant, «aber Modesty Blaise und Willie Garvin sind weder unsere noch sonst jemandes Agenten.»
    Der Minister hob den Blick. «Keine Haarspaltereien, Tarrant. Ich lernte Modesty Blaise einmal auf einer Gesellschaft kennen; ich weiß über die beiden Bescheid.
    Ich kenne die Protokolle über die Affäre Gabriel.»
    «Ich dachte bloß, ich müßte diesen Punkt klären, Sir. Die beiden stehen nicht in unserem Dienst.»
    «Das könnten wir uns auch kaum leisten», erwiderte Selby trocken. «Immerhin haben sie sich in dankenswerter

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