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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gelingt es Ihrer Modesty Blaise und ihrem Freund Willie Garvin, den bösen Feind aus eigenem unschädlich zu machen», sagte er leichthin. «Sie sagten ja, daß die beiden sehr tüchtig seien.»
    Tarrant spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. «Das ist etwas viel verlangt», brachte er heraus, dann wandte er sich um und verließ das Zimmer.
    Zehn Minuten später stand Tarrant am Fenster seines Büros, blickte auf Whitehall hinunter und erzählte Fraser von seiner Unterredung mit dem Minister.
    Fraser setzte sich die Brille zurecht und fluchte rückhaltlos. «Da sitzen wir nun auf unserem fetten Hintern und sehen tatenlos zu», schloß er. «Glauben Sie, hätte es einen Sinn, wenn Sie direkt zum Premierminister gingen, hinter dem Rücken Selbys?»
    «Nein.» Tarrant wandte sich vom Fenster ab. «Er hätte keine andere Wahl, als sich Selbys Meinung anzuschließen. Und die ganze Sache ist so verdammt wenig untermauert, Jack.»
    «Nicht für uns.»
    «Sicher, aber warum für uns nicht?»
    Fraser starrte ihn an. «Nun – wegen der Depesche.»
    «Ja. Eine Depesche von Modesty Blaise. Wir kennen sie, und wir wissen, daß an der Depesche etwas dran ist, und wir sind davon überzeugt. Aber wie, zum Teufel, wollen Sie einen Politiker überzeugen? Für den ist sie bloß eine rätselhafte junge Frau mit einer bekannten, aber nicht nachgewiesenen kriminellen Vergangenheit, die sich ab und zu gern inoffiziell von mir einsetzen läßt.» Tarrant schüttelte den Kopf.
    «Denen können Sie nicht klarmachen, was Modesty für uns wirklich bedeutet.»
    «Es ist doch allgemein bekannt, was sie bei der Gabriel-Affäre leistete.»
    «Worte auf Papier.» Tarrant zuckte die Achseln.
    «Das ist nichts anderes als die schönen Worte bei der Verleihung des Victoria-Kreuzes: ‹… ungeachtet des schweren Feuers zerstörte Captain Blank im Alleingang zwei feindliche Maschinengewehrstellungen.› Phantastisch, wenn Sie aus eigener Erfahrung wissen, was das bedeutet. Und wenn nicht, dann können Sie auf dem Fernsehschirm jederzeit etwas zehnmal Besseres sehen.»
    Fraser rieb sich das Kinn. «Na schön. Dann ist es also nichts weiter als eine Meldung. Aber da sind doch noch die Dinge, die sich vorher ereigneten!»
    «Abgesehen von dem, was ich Selby erzählte, ereignete sich vor diesem Telegramm bloß das eine, daß Modesty Blaise und Willie Garvin Sie mit einem Betäubungsmittel unschädlich machten und verschwanden. Und ein Mädchen, das Willies kleiner Liebling war, verschwand ebenso.»
    «Erinnern Sie mich nicht an das Betäubungsmittel», sagte Fraser trübsinnig. «Du lieber Himmel! Wie ich dort saß und ihr erzählte, wie tüchtig ich sei …»
    «Hören Sie auf», mahnte Tarrant schroff. «Sie konnten sich doch nicht im Traum einfallen lassen, daß man ihr wegen des Kindes die Daumenschrauben ansetzen wird. Sie selbst hätte sich das auch nicht gedacht. Außerdem haben Sie verdammt gut gearbeitet, als Sie die Spur in den nächsten Wochen verfolgten.»
    Fraser war zu einer Landkarte gegangen, die auf einem Tisch in der Ecke des Büros ausgebreitet lag. Er legte einen Finger auf Persien. «In Teheran reißt der Faden», sagte er verbittert. «Ich würde sagen, sie wurden über die Grenze in die Turkmenische Republik gebracht.»
    Tarrant stellte sich neben ihn und blickte auf die Karte hinunter. «Vielleicht sind sie nicht hinter dem Eisernen Vorhang», meinte er vage.
    Fraser sah ihn interessiert an. «Wie kommen Sie auf diese Idee?»
    «Um ehrlich zu sein, es ist nur so ein Gedanke.»
    Tarrant runzelte die Stirn, als ärgere er sich über sich selbst. «Und es hilft uns keinen Schritt weiter. Wenn wir also annehmen, daß sie hinter dem Eisernen Vorhang sind, dann müssen wir uns darauf einstellen, daß es ihnen unter Umständen – gelingen könnte, zu entwischen.»
    «Und wie sollen wir uns darauf einstellen?»
    Tarrant schwieg lange. Er fuhr mit einer Hand über die südliche Grenze Rußlands, über die Türkei, Persien und Afghanistan. «Aus eigenem können wir schrecklich wenig tun.»
    «Selby ist dagegen, daß Sie die Amerikaner einschalten?» fragte Fraser stirnrunzelnd. «Die haben doch ihre Leute überall sitzen.»
    «Er sagt, die Amerikaner würden uns auslachen.»
    «Möglich.»
    «Ja.»
    Tarrant ging zu seinem Schreibtisch und setzte sich.
    Er nahm eine Zigarre aus dem Kistchen und widmete seine ganze Aufmerksamkeit der Zeremonie des Anzündens. Ein eigensinniger Ausdruck lag auf seinen Zügen. Fraser wartete; er

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