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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Modesty Blaise und Willie Garvin schauten ihn nur an.
    «Ach … nun ja.» Er richtete sich ein wenig auf und sah stirnrunzelnd auf die Spitze seiner Zigarre hinab.
    «Es kam mir der Gedanke, daß, wenn irgend jemand die Creme der Söldner rekrutiert, er sehr gut irgendwann und irgendwo einmal Ihre Namen auf seine Listen setzt.»
    «Sie würden nur den Abschaum, nicht die Creme rekrutieren, Sir Gerald», entgegnete Willie höflich.
    «Das ist Ansichtssache. Ich spreche nicht in Ausdrücken der Moral. Wollen wir es so formulieren: sie werden für ein Unternehmen dieser Art nur die gefährlichsten und erfahrensten Leute, die sie auftreiben können und die bereit sind, mitzumachen, rekrutieren.»
    «Mag sein, daß wir auf einer langen Liste aufgetaucht sind», meinte Modesty mit gedankenschwerem Blick, «aber das ist auch alles. Ich habe mich nie für Geld verdingt, und Willie auch nicht, seit er mit mir arbeitet.
    Und das ist schon lange her.» Sie sah Tarrant an, als sei ihr überraschend etwas eingefallen. «Uns hat sich niemand genähert, wenn es das ist, was Sie wissen wollen. Ich glaube auch nicht, daß der Fall jemals eintreten wird. Wir bewegen uns einfach in anderen Kreisen.»
    «Ich weiß.» Tarrant entspannte sich und blickte mit einem Ausdruck des Bedauerns auf einen Braque, der an der Wand hing. «Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, wie Sie sich zu den Kreisen Zutritt verschaffen könnten, wo man an Sie herantreten
würde
… Außerdem könnte ich Ihnen das gar nicht zumuten.» Er sog an seiner Zigarre. «Wirklich ein herrlicher Braque.»
    Sie antwortete nicht. Das einzige Geräusch, das im Zimmer zu hören war, war das leise, exakte Ticken der französischen Muschelgolduhr.
    Modesty Blaise lehnte sich in die Ecke des tiefen Sofas zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Tarrant sah, daß sie die Augen offenhielt, aber ihr Blick ging ins Leere, auf einen sehr, sehr weit entfernten Punkt. Mit wohltemperiertem Vergnügen, fern jeder Begierde, sah er die sanfte Schwellung ihrer Brüste unter der Seidenbluse.
    Sie hatte einen herrlichen Körper. Tarrant wußte es, denn er hatte ihn einmal gesehen. Bilder des Erinnerns wurden in seinem Gedächtnis wach. Ein Atelier in Cannes … Willies Messer, das durch den Raum zischte und sich in den bewaffneten Arm eines Mannes bohrte … Modesty, die mit grausam zusammengebundenen Daumen dalag und das Wort sprach, welches das zweite, zum tödlichen Wurf gezückte Messer zurückhielt … Willie, der sie aufhob, und der zerfetzte Morgenmantel, der von ihrer Hüfte glitt.
    Diese Szenen waren in Tarrants Gedächtnis mit leuchtenden Farben verewigt, und er war dankbar dafür.
    Wenige Bilder in den Fächern seiner Erinnerung hatten ihre Farbe behalten. Er war auch dafür dankbar, daß das drängende Feuer jüngerer Jahre jetzt nur noch sachte in ihm schwelte, denn so konnte er diese Bilder mit einer jenseits des Begehrens liegenden Freude betrachten. Und er konnte sie jetzt ansehen, ohne bedauern zu müssen, daß das glatte, matte Braun ihres Körpers vor ihm verborgen war, und sich an dem Licht- und Schattenspiel der ihre Formen umspannenden Seide erfreuen.
    Willie Garvin berührte ihn leicht am Knie und ging geräuschlos zu der Glastür neben dem großen Fenster.
    Tarrant erhob sich und folgte ihm auf die Terrasse hinaus. Willie zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich an die Steinbalustrade und blickte auf das nächtliche London hinab.
    «Was ist los?» fragte Tarrant höflich.
    «Sie sind doch ein gerissener alter Kerl!» Willie grinste. «Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich allen drei Bezeichnungen gerecht werde, aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet.»
    «Sie denkt nach», erklärte Willie. «Mit Volldampf.»
    Er sah Tarrant an. «So sah ich sie vielleicht alles in allem bloß viermal. Es scheint, Sie haben auf den richtigen Knopf gedrückt.»
    Tarrant atmete die frische Nachtluft ein und zählte die Sterne im Orion. Sie waren alle da, stellte er befriedigt fest. Modesty Blaise und Willie Garvin hatten die seltene Gabe, gemeinsam schweigen zu können, und das war es, was Tarrant immer wieder an ihnen so schätzte.
    Ein Gedanke kam Tarrant, und er sagte: «Glauben Sie, daß die Gabriel-Affäre, bei der Sie für mich tätig waren, Ihre alten Verbindungen zerstört hat?»
    «Nein.» Willie schüttelte den Kopf. «Es ging damals das Gerücht, Modesty sei selbst hinter den zehn Millionen Pfund schweren Diamanten hergewesen – und daß die Sache nur

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