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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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des Abflusses, das abrupte Platschen des Wassers aus einem jäh aufgedrehten Hahn, das Quietschen eines Gummitiers, und alles das gekonnt gemixt zur
Polonaise
.
    Mit von Feuchtigkeit glänzendem Körper, die Hand noch auf dem Hahn, den Kopf ein wenig geneigt, um jede Nuance zu erhaschen, stand sie da. Lachen schüttelte sie, und aus ihren Augen leuchtete das reine Vergnügen. Sie fragte sich, wie viele Stunden Willie wohl gebraucht hatte zur Aufnahme, zum Zusammenstellen und Mixen dieser phantastischen Tonfolge, die von einem Miniaturtonbandgerät im unteren Teil der Schachtel abgespielt wurde. Das Band lief zwei Minuten, dann schaltete es sich ab.
    Sie holte tief Atem, atmete aus und nahm sich vor, dies einmal Tarrant vorzuspielen. Es würde ihm gefallen. Sie drehte die Brause wieder auf und ließ das Wasser über ihren entspannten Körper laufen.
    Das leise, schmerzliche Ziehen, an dem Mike Delgado schuld gewesen, war nun verschwunden – weggewischt vom Lachen, vom Spaß und von einem Gefühl warmer Zuneigung.
    Sie dachte an Willie. Übermorgen würde er in Rouen auf dem Tisch der chirurgischen Abteilung von Georges Brissot liegen. Keine angenehmen zwei Stunden, die er da vor sich hatte, aber sie waren notwendig.
    Zehn Minuten später saß sie fertig angezogen auf dem Bett und ging die Flugpläne durch, während der Nachtportier ihre Koffer hinaustrug.

8
    Der Direktor des Musée Mattieret verbarg seine gereizte Stimmung nur mit äußerster Anstrengung.
    «Glauben Sie mir, Monsieur Ransome», sagte er höflich, «wir sind uns unserer Verantwortung voll bewußt. Wenn Sie nach Paris zurückkehren, können Sie Monsieur Leighton in diesem Punkt beruhigen. Unsere Sicherheitsvorkehrungen für den Watteau sind lückenlos.»
    Der Mann, der am anderen Ende des riesigen Schreibtisches im Direktionsbüro saß, lehnte sich zurück und sagte müde auf französisch: «Davon bin ich überzeugt. Ich will mit Ihnen nicht streiten, Monsieur.
    Ich will aber auch mit Monsieur Leighton keinen Streit. Er stattete mich mit allen möglichen Vollmachten aus, schickte mich hierher, um die Sache zu prüfen, und dazu ist er berechtigt. Der Watteau ist schließlich sein Eigentum.» Ransomes Französisch war fließend, aber weder rhythmisch noch moduliert, und sein amerikanisches Näseln und die angelsächsische Betonung der Selbstlaute zerrten an des Direktors Nerven.
    Der Mann trug einen dunkelblauen Blazer von amerikanischem Schnitt, eine rehbraune Hose, ein cremefarbenes Hemd und eine lange perlgraue Krawatte. Er war groß und hatte ziemlich kurzes schwarzes Haar – anscheinend ließ er seinen Bürstenschnitt auswachsen.
    Sein Gesicht war bronzefarben und seine Augen kaffeebraun. Auf beiden Wangen hatte er Stellen, die von unzähligen schwarzen Pünktchen übersät waren, so als hätte er bei der Explosion einer Mine schwere Pulververbrennungen erlitten. Seine Hakennase ragte mit einem beträchtlichen Höcker aus dem Gesicht.
    Dieser Mensch war dem Direktor zuwider, aber er konnte es sich nicht leisten, das zu zeigen. Er sagte: «Gewiß ist Monsieur Leighton berechtigt, sich zu vergewissern. Er ist der Besitzer dieses großartigen Gemäldes, das hier in unserer Stadt entdeckt wurde. Der Watteau ist enorm wertvoll, und wir sind ihm zu größtem Dank verpflichtet, daß er uns die Erlaubnis gab, ihn hier in unserem kleinen Museum auszustellen», er machte eine bescheidene Geste, «obwohl die großen Galerien in Paris sich um diese Auszeichnung gerauft haben.»
    Ransome blickte auf seine Uhr und sagte nichts.
    «Aber ich kann Monsieur Leightons plötzliche Angst nicht verstehen. Er stellt uns das Gemälde für sechs Wochen zur Verfügung, ehe er es in die USA mit nach Hause nimmt. Das sind nur noch zwei Wochen. Warum also diese Besorgnis jetzt noch?»
    «Darüber fragte ich ihn nicht», antwortete Ransome.
    «Das ist nicht meine Aufgabe. Aber wenn ich Vermutungen aussprechen kann, dann würde ich sagen, er scheint Gerüchte gehört zu haben, daß man versuchen will, das Gemälde zu stehlen.»
    Halb gequält, halb amüsiert hob der Direktor die Schultern. «Ein Gerücht.»
    Ransome schwieg eine Weile. Schließlich sagte er höflich: «Ich bin kein Kunstexperte. Vielleicht schätze ich die Situation falsch ein. Wollen Sie mir nicht ein wenig über das Gemälde erzählen?»
    «Mit Vergnügen, Monsieur.» Der Direktor war angenehm überrascht. Vielleicht war dieser Ransome doch kein solcher Lümmel. «Antoine Watteau schuf seine Werke Anfang des

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