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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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«Ich habe dich gewarnt.»
    Dem Gurgelabschneider war es gelungen, sich zu erheben. Er schwankte auf Gummibeinen. Sie hieb ihn fest auf jeden Arm, dann stieß sie ihn gegen einen Lehnstuhl, der nicht weit vom Tisch entfernt stand. Er plumpste hinein, und seine Arme hingen an den Seiten lahm und hilflos herab wie feuchte Schnüre.
    Sie sah sich um. Das Wurfmesser hatte den fleischigen Unterarm von Gerace durchbohrt und ihn auf dem Boden festgenagelt.
    Willie stand jetzt über ihm. Er beugte sich hinab, riß das Messer heraus und nahm die Pistole an sich, die neben dem Halfter lag. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob Gerace seinen blutenden Arm und preßte ihn gegen den Bauch. Sein Gesicht war blaß, die Augen leer durch den Schock.
    Willie sagte: «Das war’s also, Prinzessin.» Er sah zufrieden aus.
    Sie lächelte ihm zu und hob Emilios Pistole auf.
    Willie ging hinaus und kehrte wenige Augenblicke später mit ihrer Bluse zurück. Er half ihr beim Anziehen.
    «Sieh du dich hier um, Willie, ich schaue mir inzwischen das Haus an.»
    «Okay, Prinzessin.»
    Sie ging hinaus und begann das Haus methodisch zu durchforschen.
    Sie untersuchte jeden Winkel. Sie fand keine Briefe oder Aufzeichnungen, die Aufschluß darüber gaben, weshalb sie und Willie geschnappt worden waren. In zweien der vier Schlafzimmer entdeckte sie Waffen.
    Forli auf der Couch im Korridor atmete noch. Er bewegte sich, als sie seine Hände mit einem Streifen der Decke fesselte. Als sie die Treppe hinunterging, hörte sie aus dem Hinterzimmer einen Aufschrei, aber sie achtete nicht darauf und ging zur Vordertür hinaus.
    Es stand kein Wagen in der Auffahrt, und die Garage an der Seite des Hauses war leer. Hinter der Garage stand eine altertümliche, halboffene Kutsche mit elliptischen Federn. Viele Jahrzehnte lang mußte sie sorgfältig gepflegt worden sein, denn das Chassis und die Räder waren gut erhalten.
    Aber jetzt war die Kutsche dem Verfall preisgegeben, und das Wetter schien ihr schon zwei oder drei Jahre lang zugesetzt zu haben.
    Sie ging zur Hinterseite des Hauses. Es gab keinen Garten, bloß einen ungepflegten Rasenstreifen und ein paar Bäume drum herum. Unter den Bäumen stand ein kleiner Holzschuppen. Sie untersuchte auch diesen sorgfältig und entdeckte in seinem Innern alte Kübel, eine rostige Holzfälleraxt, einige Rollen Seile und einen Schubkarren.
    Zwanzig Minuten nachdem sie Willie verlassen hatte, kehrte sie über die Terrasse in den großen Raum zurück. Sie mußte an sich halten, um nicht laut herauszulachen. Einer der Gurgelabschneider war fein säuberlich gefesselt worden, trug jedoch nur eine Unterhose, denn sein Bermudahemd und seine Hosen hatte Willie angezogen, obwohl sie ihm eine Handbreit zu kurz waren. Außerdem trug Willie spitze Lederschuhe in Weiß und Braun.
    Fünf der sechs Männer lagen mit dem Rücken auf dem Boden, die Hände unter dem Kopf und die Daumen mit gedrehten Stoffstreifen fest zusammengebunden. Sie waren alle bei Bewußtsein und lagen in einer Reihe, aber keiner bewegte sich.
    Überraschenderweise lag Gerace ohnmächtig auf dem Sofa. Sein rechter Unterarm war mit dem in Streifen gerissenen Tischtuch dick bandagiert. Willie saß auf der Tischkante, rauchte und spielte mit dem Schnappmesser. Drei Pistolen lagen auf dem Tisch, und daneben stand eine Untertasse, eine Flasche Desinfektionsmittel, eine Rolle Zwirn und eine Nadel.
    «Was ist los mit ihm?» Sie deutete auf Gerace.
    «Ich hielt es für besser, ihn mit ein paar Stichen zu verarzten, Prinzessin.» Er zeigte auf die Rolle Zwirn.
    «Besser als nichts. Es war mit der geraden Nadel bloß ein wenig schwierig.»
    «Wurde er bewußtlos?»
    «Das nicht.» Ein Anflug von Entschuldigung lag in seiner Stimme.
    «Der Schwachkopf begann herumzuschreien und um sich zu schlagen, also mußte ich ihn ein bißchen abkühlen. Aber er wird bald wieder da sein.»
    «Gut. Ich möchte mit ihm sprechen.»
    Willie bot ihr aus einem Päckchen auf dem Tisch eine Zigarette an und gab ihr mit einem schmalen goldenen Feuerzeug, das sie noch nie gesehen hatte, Feuer. Sie setzte sich in den Lehnstuhl, streckte die Beine von sich und betrachtete Gerace. Die Augen der auf dem Boden liegenden Männer zuckten hin und her in sinnloser Angst und beobachteten dieses ungewöhnliche Paar, das hier still und friedlich rauchte. «Ein bißchen spät geworden für unsere Segelpartie», sagte Willie nach einer Weile bedauernd.
    «Das würde ich nicht sagen. Nachts ist es noch schöner. Aber

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