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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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bin und heute bei Claudine schlafe, wenn sie da ist.»
    «Auch eine alte Freundin?» fragte Collier taktvoll.
    Willie verneinte. «Nur fürs Bett», sagte er einfach.
    «Aber nett und angenehm.
Une petite amie
, wie die Franzosen sagen. Französisch klingt doch alles viel nobler.»
    «Charmant. Das muß ich mir merken.» Collier inhalierte. «Wie bekommt Ihnen übrigens der Ruhestand, Willie? Ich könnte mir denken, daß Sie ein bißchen jung dafür sind.»
    «Mir wird schon nicht langweilig. Hab da ein Pub in England,
The Treadmill
. Nettes altes Lokal am Fluß bei Maidenhead. Sie können jederzeit vorbeischauen.»
    «Gern. Und Sie führen das Geschäft per Distanz?»
    «Das macht mein Manager. Ich bin immer nur einige Monate dort. Und was machen Sie, Steve?» Collier zögerte kaum. «Ich bin Metallurg. Ziemlich uninteressanter Beruf, leider.»
    «Na, ich weiß nicht. Technisch, das schon, aber nicht uninteressant, wenn man wirklich drin ist.» Willie legte Messer und Gabel weg. «Beschäftigen Sie sich auch mit Beryllium?»
    «Äh … nicht im Augenblick.»
    «Das hat eine große Zukunft, glaube ich. Nur halb so schwer wie Stahl, aber fester und doch leichter zu bearbeiten.»
    «Ja, ja», Collier lächelte entschuldigend. «Aber wenn’s Ihnen nichts ausmacht, lassen wir die Fachsimpelei. Ich habe Urlaub.»
    «Aber sicher.» Willie trug seinen leeren Teller weg, kratzte ihn sauber und steckte ihn in den Geschirrspüler. Er schien belustigt und zugleich erstaunt. Als er wieder ins Wohnzimmer kam, war Collier gerade dabei, eine Platte aufzulegen. Es war eine Bach-Aufnahme mit Jacques Loussier. «Ich bleib noch auf eine Zigarette, dann laß ich Sie allein», sagte Willie und ließ sich in einen Sessel fallen.
    «Meinetwegen brauchen Sie nicht gehen. Warten Sie doch auf Modesty, wenn Sie mögen.»
    Willie nickte gedankenverloren. Er saß still und rauchte, während die klare, mathematische Perfektion der Fantasie und Fuge in g-Moll den Raum erfüllte.
    Collier teilte mit ihm den Rest des Weins und lehnte sich dann auf der Couch zurück. Willie Garvin besaß anscheinend ebenso wie Modesty Blaise die Gabe, zu schweigen, wenn es nichts zu reden gab. Doch nach einigen Minuten erhob er sich und schlenderte auf den kleinen Balkon. Er drückte seine Zigarette aus, starrte eine Weile ins Dunkel, kam dann ins Zimmer zurück, die Hände in den Hosentaschen, und begann lautlos und unruhig auf und ab zu gehen. Dabei rieb er ein ums andere Mal irritiert sein Ohr.
    «Sie sagten, Modesty ißt mit Vaubois zu Abend?»
    Willies Frage übertönte die Musik; die Stimme klang nicht mehr gelassen wie zuvor.
    «Stimmt.» Collier zog etwas erstaunt die Brauen hoch.
    «Wissen Sie, wo die beiden hingegangen sind?»
    «Auf eines dieser
bateaux-mouches
. Sie kennen das ja.
    Seine-Rundfahrt, vornehmes Abendessen auf Deck, unter einem durchsichtigen Dach –»
    «Ich weiß.» Willie kratzte sich am Kinn und blickte gedankenvoll vor sich hin. «Sie müssen so gegen halb zwölf beim Pont de l’Alma sein. Ich glaube, ich gehe dorthin.»
    Collier erhob sich verwirrt. «Ist etwas los?»
    «Vielleicht.» Willie rieb wieder sein Ohr und gab automatisch Antwort. Von seiner früheren Liebenswürdigkeit war nichts mehr zu merken, er war kurz angebunden, und Collier spürte, wie auch er sich von seinem unerwarteten Gast wieder zu distanzieren begann.
    «Es ist nicht Neugier», sagte er, «aber jetzt sind Sie schon eine Stunde hier, und plötzlich kommen Sie drauf, daß etwas los sein könnte. Was meinen Sie damit?»
    «Es liegt was in der Luft.» Willie griff nach seiner Jacke und zog sie an.
    «Aber wie kommen Sie darauf?» fragte Collier mit plötzlichem Interesse. Er wollte Garvin nicht von seinem Vorhaben abbringen, er wollte nur wissen.
    Garvins geistesabwesender Blick nahm von Collier wieder Notiz. «Ich weiß es nicht sicher.» Willie zögerte und setzte dann abrupt hinzu: «Ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme. Ich spür’s in den Ohren.» Er wandte sich ab. Offensichtlich war es ihm egal, ob Collier nun lachen oder ihm nicht glauben würde.
    «Warten Sie», sagte Collier schnell. «Ich bin gleich fertig.»
    Willie blieb stehen. «Sie wollen mitkommen?»
    «Ja.» Noch auf dem Weg ins Schlafzimmer entledigte sich Collier seines Dressinggowns.
    Willie folgte ihm.
    Während Collier in Hemd und Hose fuhr, fragte er:
    «Haben Sie dieses Gefühl in den Ohren öfter?»
    «Na und ob.»
    «Und es ist eine Art Vorahnung?»
    «Ja», sagte Willie

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