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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ungeduldig. «Sie können ruhig darüber lachen, aber beeilen Sie sich.»
    «Ich lache ja nicht. Es interessiert mich. Wie groß ist dabei der Sicherheitsfaktor?»
    «Wa –?»
    «Wenn Sie dieses Vorgefühl haben, gibt es dann
jedesmal
Ärger, oder ist es manchmal auch nur blinder Alarm?»
    «Ein komischer Metallurg sind Sie», sagte Willie langsam.
    «Lassen wir das.» Colliers Miene verriet Spannung, wie das Gesicht eines Jägers, der eine Spur verfolgt.
    «Hat sich diese Vorahnung jemals als falsch erwiesen?»
    «Ich wüßte nicht.»
    «Gut.» Collier zog die Socken über. «Oder anders herum: sind Sie jemals in Schwierigkeiten geraten, ohne auf diese Art vorgewarnt worden zu sein?»
    «Mmm? Ja, oft.» Willie hörte kaum mehr zu. Er war in Gedanken anderswo.
    Collier schlüpfte in die Schuhe und erhob sich. Er betrachtete Willie Garvin mit gespanntem Interesse.
    «Sie haben schon genug Scherereien erlebt, Willie?»
    «Kann man wohl sagen.»
    «Haben Sie dieses Vorgefühl eher im entspannten Zustand, wenn Sie ahnungslos sind, oder kommt es häufiger, wenn Sie auf etwas gefaßt sind? Was ich herauskriegen möchte, ist, wann es am besten funktioniert.» Verärgert starrte Willie dem Frager ins Gesicht.
    «Verdammt noch mal, ist das so wichtig?» sagte er ungeduldig. «Ich geh zum Pont de l’Alma, Modesty abholen, und zwar jetzt. Kommen Sie mit oder nicht?»
    Die Hitze des Tages wirkte noch nach, und es war angenehm warm unter dem großen Plexiglas-Dach des hell erleuchteten Deckrestaurants.
    René Vaubois, Chef des Deuxième Bureau, sah dem Kellner beim Einschenken der beiden Cognacs zu und blickte dann wieder auf die ihm gegenübersitzende Frau. Sie drehte gerade den Kopf nach der Île de la Cité und wandte ihm dabei ihr Profil zu.
    Vaubois war glücklich verheiratet, seine Tochter war nur wenige Jahre jünger als sein Gegenüber, doch dies hinderte ihn nicht daran, innerlich die Rolle des beneideten Begleiters einer Frau zu genießen, deren dunkle, vitale Schönheit die Blicke von Männern wie Frauen auf sich zog.
    Ihr schimmerndes schwarzes Haar war zu einem Chignon auffrisiert. Sie hatte nachtblaue Augen, ein leicht gebräuntes Gesicht und einen überaus graziösen Hals. Sie trug eine weiße, kurzärmelige Seidenbluse zu einem Rock aus dunkelblauem Samt. Die dazu passende Jacke hing über der Lehne ihres Stuhls. In den Schultern war sie eher breit, in den Hüften sehr schmal.
    Die Beine waren lang und gut geformt. Besonders vorteilhaft kommt das beim Gehen zur Geltung, dachte Vaubois, denn sie hatte einen beschwingten, raumgreifenden Schritt.
    Sir Gerald Tarrant, Vaubois’ Amtskollege in England, hatte über sie gesagt: «Eine beruhigendere Gesellschaft können Sie nicht finden, Vaubois. Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, aber es stimmt. Sie kennt keine Spannungen, und ihre innere Ruhe überträgt sich auf den Partner.» Und dann hatte er trocken hinzugefügt: «Für ihre Gegner gilt das freilich nicht.»
    Es irritierte Vaubois, daß er während des ganzen Abends nichts von der Gefährlichkeit dieser Frau hatte entdecken können, aber er wußte mehr als genug über Modesty Blaise und zweifelte daher nicht an Tarrants abschließender Bemerkung. Daß auch seine vorangegangenen Worte richtig waren, hatte ihm dieser warme und friedvolle Abend bewiesen.
    Modesty wandte sich herüber, lächelte und trank Vaubois zu. Er tat ihr Bescheid.
    «Ich bin ein schlechter Gastgeber», sagte er. «Ich habe Ihnen keine Zigaretten anzubieten. Tatsächlich würd ich jetzt gern selbst eine rauchen. Das kommt sehr selten vor, nur in Augenblicken äußersten Wohlbefindens.»
    Sie warf ihm einen belustigten Blick zu. «Auch Sir Gerald versucht manchmal, solche Dinge zu sagen, aber es fehlt ihm die Eleganz des Franzosen, und das Ganze endet meist damit, daß er rot wird.» Sie griff nach ihrer Handtasche. «Ich hab Gauloises, wenn Sie die mögen.»
    «Wunderbar», sagte Vaubois. «Und vielen Dank auch für Ihre Bemerkung über den guten Sir Gerald. Es freut mich, daß der alte Fuchs auch seine kleinen Schwächen hat.»
    Vaubois hatte bezüglich der Zigaretten eine kleine List gebraucht. Er hatte selbst welche in der Tasche, aber er wollte sich das Vergnügen nicht entgehen lassen, Modestys Bewegungen zu studieren: wie sie die Tasche öffnete, das kleine goldene Etui und das Feuerzeug herausnahm, ihm eine Gauloise anbot und ihm das Feuerzeug zuschob.
    «Vielen Dank.» Er gab ihr Feuer. Eine Weile rauchten sie und schwiegen.

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