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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Schließlich fragte Vaubois:
    «Wäre es unverschämt von mir, wenn ich Sie beim Vornamen nenne, Mademoiselle?»
    «Ganz im Gegenteil, René.»
    «Ich danke Ihnen. Übrigens, kommt Willie Garvin nicht demnächst nach Paris? Ich würde gern die Bekanntschaft mit ihm erneuern. Ein bemerkenswerter Mann.»
    «Sehr bemerkenswert. Mehr, als er selber ahnt.»
    Modesty lächelte, anscheinend in Erinnerung versunken, und Vaubois fragte sich, welche vergangenen Kämpfe jetzt wohl an ihr vorüberziehen mochten, während sie weitersprach. «Aber ich hab keine Ahnung, wann er hier auftauchen wird.»
    «Sitzt er in seinem Pub in England?»
    «Kaum. Ich hab eine Karte von ihm bekommen, knapp vor meiner Abreise aus Tanger. Sie war aus Tokio, und er schrieb mir, er sei nur auf ein heißes Bad hingefahren.»
    «Auf ein heißes Bad?» fragte Vaubois verblüfft.
    «Ja, er schätzt die japanischen Bäder. Die Masseusen sind ganz ausgezeichnet.»
    «Aha.» Vaubois nickte verständnisinnig.
    Das
bateau-mouche
glitt dahin und wendete nun um die Ostspitze der Île de la Cité.
    «Ich hätte Sie gerne etwas gefragt», sagte Vaubois, «aber ich möchte Sie nicht verletzen.»
    «Das werden Sie schon nicht. Worum handelt sich’s denn?»
    «Damals, als Sie ‹
Das Netz
› geleitet haben», begann Vaubois zögernd, «da haben Sie doch nicht immer auf legaler Basis operiert –»
    «Nennen wir das Kind beim Namen: Ich war kriminell», unterbrach sie ihn und schaute ihn belustigt an.
    «Ich war zwar wählerisch in den Methoden, aber sie waren zweifellos nicht legal. Was noch?»
    «Haben Sie da jemals etwas mit dem …» Vaubois überlegte und fuhr dann entschuldigend fort, «… Beschützergeschäft zu tun gehabt?»
    «Nicht als Racket», sagte sie schlicht. «Das kommt gleich hinter Rauschgift und Prostitution. Aber manchmal hat man uns um Schutz angegangen und uns Geld dafür geboten. Laroche zum Beispiel mußte sich an mich wenden, weil ein paar schwere Burschen ihm seine Spielclubs kaputtschlagen wollten.» Sie zuckte die Schultern. «Aber das war nicht viel Arbeit.»
    «Wieviel?»
    «Willie Garvin schnappte sich den schwersten von den schweren Burschen. Wir haben ihn dann auf eines unserer MFB gebracht, die wir zum Schmuggeln verwendeten.»
    «Verzeihung – MFB?»
    «Motorfischerboote. Dort hat der schwere Bursche drei Monate lang unter einem sehr strengen Kapitän als Maschinenschmierer gearbeitet, und damit war die Sache erledigt.» Sie nahm einen Schluck von ihrem Cognac. «‹
Das Netz
› hat zwar da und dort echten Schutz gegeben, aber wir haben ihn niemandem aufgezwungen.»
    «Ich verstehe.» Gedankenverloren zog Vaubois mit dem Finger den Rand seines Glases nach.
    «Ist das alles, was Sie mich fragen wollten?» Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    «Nein.» Er überlegte schweigend, und sie wartete ohne Ungeduld. Schließlich sagte er: «Das Beschützergeschäft beruht doch normalerweise darauf, daß man von einer großen Anzahl von Leuten kleine Geldsummen einhebt. Könnten Sie sich vorstellen, Modesty, daß dieses System auch nach dem umgekehrten Prinzip funktioniert – indem man große Summen von wenigen ausgewählten Leuten einhebt?»
    «Mit welchem Druckmittel?»
    «Todesdrohung.»
    Zweifelnd hob sie die Schultern. «Damit kann man einmal Erfolg haben. Wie mit Kidnapping. Aber man kann kein System daraus machen.»
    Vaubois streifte die Asche von seiner Zigarette und nickte. «Nehmen wir einmal an», sagte er, «Ihre Regierung in London erhält die Drohung, daß, nun, sagen wir, der Wohnbauminister innerhalb von sechs Monaten sterben wird, wenn nicht 100000 Pfund für sein Leben bezahlt werden. Was wäre das Resultat?»
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. «Das ist doch ein Witz.»
    «Natürlich. Aber nehmen Sie einmal an, es sei ernst.»
    Sie sah ihn prüfend an, und das Lachen schwand von ihrem Gesicht. Schließlich sagte sie: «Man würde annehmen, daß die Drohung von einem Wahnsinnigen kommt, würde sie der Polizei weiterleiten und zu den Akten legen.»
    «Und falls der Minister nun wirklich innerhalb von sechs Monaten stürbe?»
    «Auf welche Art?»
    «Sagen wir in diesem Fall – eines gewaltsamen Todes. Und dann käme eine weitere Warnung, eine weitere Drohung gegen irgend jemand anderen. Vielleicht diesmal gegen einen Beamten mittleren Ranges. Was dann?»
    «Dann würde man sie ernst nehmen.» Und leise setzte Modesty hinzu: «Wollen Sie behaupten, daß so etwas passiert ist?»
    Vaubois lächelte. «Ich stelle eine

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