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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Hypothese auf. Erpressung an reichen Privatpersonen, Erpressung an Regierungen, die das Leben ihrer Beamten retten wollen.
    Sehen Sie irgendeine Möglichkeit, so etwas durchzuführen?»
    «Nur, wenn der Mörder keine Entdeckung zu fürchten hat und auch seine Drohungen nicht zurückverfolgt werden können – und vor allem, wenn die Zahlungsmodalitäten idiotensicher sind. Aber ich sehe trotzdem keinen Sinn in dem Ganzen. Warum sollte sich jemand durch Behelligung von Regierungen in unnötige Schwierigkeiten bringen, statt sich an reiche Privatpersonen zu halten?»
    «Nun, falls einer morden kann, ohne entdeckt zu werden, falls er auch seine Drohungen gefahrlos versenden kann – dann hat er doch auch Interesse daran, daß seine künftigen Opfer das erfahren. Ihre Zahlungswilligkeit steigt damit. Es wird ihm also an jener beschränkten Publizität liegen, die er nur erreichen kann, wenn er die Behörden behelligt.»
    «Warum beschränkt?»
    «Um Panik zu vermeiden. Und gewisse Regierungen würden sicherlich zahlen, sobald sie durch entsprechende Resultate weich gemacht wären. Ich denke da nicht so sehr an Europa, die paar Diktaturen vielleicht ausgenommen. Aber in Afrika, besonders in den jüngeren Staaten, könnte die Sache recht lukrativ sein. So ein Premier, nennen wir ihn Umbopo, würde, sobald er für sein Leben fürchtet, ohne weiteres den Staatsschatz plündern. Trotzdem würden, glaube ich, Privatpersonen den besten Profit garantieren: ein arabischer Ölscheich hier, ein indischer Nabob da, ein lateinamerikanischer Playboy dort …» Vaubois lächelte und unterstrich seine Ausführungen mit einer Geste. «Natürlich müßte man vorher die Kunden von der Stichhaltigkeit der Drohungen überzeugen, und das geschähe am einfachsten dadurch, jeden einzelnen vom Datum aller anderen Drohungen in Kenntnis zu setzen, mittels Zirkular. So könnte dann jeder sehen, was aus denen wird, die nicht zahlen wollen.»
    Modesty blickte skeptisch. «Das hieße aber, sich die Polizeibehörden vieler Länder auf den Hals hetzen, einschließlich Interpol. Die Bedrohten würden behördlichen Schutz erhalten, und mit dem Umbringen war es dann bald vorbei. Und wie wollen Sie von den Zahlungswilligen das Geld kassieren? Kassieren heißt Kontakt aufnehmen. Das ist seit jeher für die Kidnapper der kitzligste Punkt gewesen – und um den kommen sie nicht herum.»
    «Ganz richtig.» Noch immer lächelnd, drückte Vaubois seine Zigarette aus. «Das Ganze ist ohnehin nur Unsinn.»
    «Vielleicht haben Sie mir nicht alle Details erzählt», meinte Modesty. «Details machen oft auch das Ausgefallene verständlich.»
    Er lächelte entschuldigend. «Von mir ist nur die ausgefallene Hypothese. Ich habe gehofft, die entscheidenden Details von Ihnen zu erhalten.»
    Modesty lehnte sich stirnrunzelnd zurück. «Tut mir leid, René, aber da komm ich nicht mit. Wollen Sie mir etwas mitteilen, oder wollen Sie etwas von mir wissen? Oder ist das Ganze nur ein Denkspiel, dessen Regeln ich noch nicht kenne?»
    Vaubois ließ den Blick über die nachtdunkle Seine schweifen. «Es ist nur ein Denkspiel.», sagte er nach einer Weile. «Und es war dumm und unhöflich von mir, überhaupt damit anzufangen. Da – schauen Sie …!»
    Sie folgte seinem Blick. Soeben umfuhren sie ziemlich nahe das westliche Ende der Île de la Cité. Das Ufer war hier sehr niedrig. Offensichtlich war zwischen zwei Bäumen ein Seil gespannt worden, im Dunkel nicht sichtbar, denn man sah dort eine weiße, geisterhafte Gestalt scheinbar in der Luft schwebend hin und her tanzen. Jetzt ließ sie sich auf ein Knie nieder, brachte das Seil zum Schwingen, erhob sich dann wieder, kehrte um und glitt schwerelos dahin. Die geflügelten Arme beschrieben fledermausartige Flatterbewegungen, während der Kopf mit der Horrormaske sich hin und her neigte.
    Vom offenen Oberdeck hörte man Gelächter und Beifall.
    «Wie schön», sagte Vaubois, «ein junger Mann, wahrscheinlich ein Student, mit soviel Stilgefühl zu sein. Er maskiert sich als Geist, spannt sein Seil, und sooft ein Schiff vorbeikommt, führt er seine kleine Pantomime zur Unterhaltung der Fahrgäste vor. Die Île de la Cité ist seine Bühne und die Seine sein Publikum.
    Und das alles gratis. Es macht ihm einfach Freude, uns an seinem jugendlichen Überschwang teilhaben zu lassen.» Er sagte das in einem parodierend-philosophischen Ton, der Modesty zum Lachen brachte.
    «Es muß hübsch sein, so unbeschwert jung sein zu können», sagte

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