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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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im Abstand von ein paar Monaten gefolgt.»
    «Bleiben wir zunächst noch bei der ersten», sagte Tarrant und griff nach einer der Fotokopien. «Obwohl alle darauf Angeführten den Tod fanden, war es doch nur in drei Fällen Mord, allerdings bei keinem unserer eigenen Leute. Rutledge, ein Beamter, starb an Thrombose. Barnes erwischte es im Parlamentsgebäude: auf dem Weg vom Hauptvestibül zur St. Stephen’s Hall rutschte er auf der Treppe aus und erlitt einen Schädelbasisbruch. Niemand hatte ihn gestoßen, ein Dutzend Zeugen konnte das bestätigen. Und Martindale wurde vom Blitz erschlagen. Er und seine Frau hatten unter demselben Baum Schutz gesucht, aber ihr geschah gar nichts dabei. Ebenso war es mit den Opfern in anderen Ländern, wie die Berichte zeigen, die nach und nach bei uns eingelangt sind. Aber vielleicht kann jetzt jemand anderer fortfahren. Phantasie ist nicht meine Stärke.»
    Modesty schaltete sich ein: «Nach den Ergebnissen der ersten beiden Listen entschlossen sich einige Leute, zu zahlen. Sie leben noch. Niemand hat ihnen eine Thrombose oder einen Blitzschlag verpaßt.»
    «Die Regierungen der größeren Länder haben trotzdem nicht gezahlt, Prinzessin», warf Willie stirnrunzelnd ein. «Ich weiß überhaupt nicht, warum die Bande es auf diese Art probiert hat. Ich meine, keine Großmacht läßt sich mit solchen Methoden ausplündern, nicht einmal, wenn man ihren Premierminister, oder wie das sonstwo heißt, bedroht.»
    «Ich tu’s zwar nicht gern», sagte Fraser düster und reinigte seine Brillengläser, «aber hier muß ich Boulters Theorie beistimmen. Er glaubt, die Bedrohung von Regierungsbeamten in wichtigen Ländern soll einfach anderen Leuten zur Lehre dienen – Leuten, die rascher und leichter zahlen. Wir wissen, daß die Staatschefs zweier afrikanischer Länder gezahlt haben. Und wir vermuten das gleiche von zwei anderen afrikanischen Prominenten, obwohl sie es nicht zugeben. Aber sie leben noch, obwohl auch sie auf der Liste waren.»
    «Drei südamerikanische Politiker oder Generale», setzte Willie hinzu, «ein Ölmagnat in Venezuela, ein weiterer im Vorderen Orient, ein Jutemillionär in Pakistan, ein texanischer Viehzüchter, dessen Kind man bedroht hat, ein ägyptischer Großkaufmann –» Er verstummte und zuckte die Schultern. «Bisher im ganzen siebzehn, die gezahlt haben.»
    «Und das sind nur diejenigen, von denen wir wissen, seit sich Interpol eingeschaltet hat», sagte Fraser. «Es dürften noch weit mehr sein, und der Druck wird immer stärker. Die Beträge sind geringer, als man erwarten möchte, aber in letzter Zeit werden Leute erpreßt, die sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen, und selbst von ihnen haben einige bezahlt.»
    «Kein Wunder», sagte Willie, «bis jetzt hat die Weigerung noch jeden das Leben gekostet. Bis auf Vaubois.»
    «Merkwürdig ist auch die Verschiedenheit der Zahlungsmittel», sagte Tarrant nach längerem Schweigen. «Das geht von Heroin über geschliffene und Rohdiamanten bis zu dem kurzen geforderten Vermögen in Goldsovereigns. Aber selbst wenn man von den Zahlungsmitteln und -modalitäten absieht, so bleibt doch noch das Erstaunlichste an der Sache: der extrem hohe Prozentsatz scheinbar
natürlicher
Todesfälle.»
    «Was heißt da scheinbar?» sagte Fraser und starrte düster vor sich hin. «Mellini starb in einem Restaurant, weil ihm ein Hühnerknochen in die falsche Kehle gekommen war. So etwas läßt sich nicht organisieren.»
    Tarrant sah Modesty an. Sie saß noch immer auf der Armlehne von Willies Sessel, hatte die Hände zwischen den Knien und betrachtete schläfrig das Muster des Isfahan-Teppichs. «Und was halten Sie davon, meine Liebe?» fragte er ruhig.
    «Etwa fünfzehn Prozent wurden eindeutig ermordet», sagte sie ohne aufzusehen. Offensichtlich hing sie ihren eigenen Gedanken nach. «Bleiben wir vorläufig bei der Bezeichnung ‹natürlich› für die anderen Todesfälle. Wissen Sie, man kann diese Listen nach verschiedenen Gesichtspunkten analysieren. Zum Beispiel nach dem Zahlenverhältnis zwischen Regierungsbeamten und reichen Privatleuten; oder zwischen natürlichen Todesfällen und Ermordungen; oder nach dem Wahrscheinlichkeitsgrad der Zahlungswilligkeit. Boulter hat einige Analysen dieser Art durchgeführt.»
    Sie schwieg. Schon wollte Tarrant etwas sagen, doch Willies warnender Blick hinderte ihn daran. Gleich darauf sah Modesty vom Teppich auf, und ihr Blick nahm die Umgebung wieder wahr. «Aber er hat die

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