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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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gereizt, als Willie das Queue ein wenig unschlüssig auf den linken Handrücken legte.
    «Was wollen Sie eigentlich? Wenn Sie den Einsatz jetzt noch verdoppeln wollen – bitte schön! Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Tarrant so dumm sein wird, da mitzumachen.»
    «Ich bin so dumm», sagte Tarrant liebenswürdig.
    «Hundert, pro Mann und Nase, sei’s drum!»
    «Na also, Sie sind dran», sagte Fuller, und Cartwright nickte eifrig.
    «Na dann», Willie, plötzlich lebhaft geworden, trat zur Seite, kreidete sein Queue ein und nahm den langen Steg zur Hand. Seine Bewegungen waren jetzt genau und methodisch. Er legte die Stütze auf die Bespannung, schob das Queue in die Gabel, zielte genau und traf die Spielkugel mit einem sehr langen Stoß.
    Die gelbe prallte gegen die Seitenbande, lief den ganzen Tisch zurück und lochte klickend genau in der Ecke ein. Jetzt übernahm Tarrant den Steg von Willie und absolvierte mit ernster Miene seinen Stoß. Nunmehr lagen die noch verbliebenen farbigen Kugeln, mit Ausnahme der schwarzen, sämtlich gut placiert – gut placiert für einen Spieler von Willies Format. Tarrant war tief befriedigt.
    Willie ließ die grüne ganz langsam in eines der Seitenlöcher rollen und brachte so die Spielkugel in die beste Position für einen Direktschuß auf die braune.
    Obwohl Willie sich völlig gelöst gab, spürte Tarrant doch dessen feine Spannung und Konzentration.
    Jetzt ging auch die braune hinunter; dann folgte die blaue, und da Willie der Spielkugel einen leichten Seitendrall gegeben hatte, schraubte sie sich auch auf die ungünstig liegende schwarze zu und stieß sie von der Bande zur Mitte. Es folgte ein langer Stoß in die Ecke, wo die rosa Kugel lag, und der Rückstoß über den ganzen Tisch brachte auch die schwarze endgültig heim. Die Partie war zu Ende.
    Willie legte das Queue hin. «Das war Berechnung», sagte er. «Soll ich euch Burschen jetzt eine Runde spendieren? Ich weiß schon, ich bin hier zwar kein Mitglied, aber –»
    «Das ist meine Sache, Willie», unterbrach ihn Tarrant in herzlichem Ton. «Sie haben soeben einen Hunderter für mich verdient.»
    «Besten Dank, lassen wir die Drinks.» Fullers Gesicht war zornrot, und auch Cartwrights Miene war vom Grimm verzerrt. Beide zogen ihre Scheckbücher.
    «Und vielen Dank für das Spiel.» Willie sprach plötzlich mit liebenswürdiger, wohlmodulierter Stimme, ganz ohne Cockney-Akzent. «Wir beide, Sir Gerald und ich, müssen Ihnen bei Gelegenheit Revanche geben.»
    Ohne ein weiteres Wort überreichten Fuller und Cartwright ihre Schecks und verließen das Spielzimmer.
    «Köstlich», sagte Willie und stellte sein Queue im Halter ab. «
Sie stellen meinem Gange Netze und drücken meine Seele nieder; sie graben vor mir eine Grube und fallen selbst hinein –
wie ein Paar hübscher Billardkugeln.
    Psalm 57, Vers 6, beachten Sie bitte das letzte.»
    «Sehr passend. Sie müssen in Ihrer Jugend einen recht zerlesenen Psalter im Gefängnis von Kalkutta hinterlassen haben, Willie», sagte Tarrant gut gelaunt und verstaute den Scheck in der Brieftasche. «Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet – jetzt kann ich meinen alten Rover überholen lassen.»
    «Ach was, das kann ich selber.» Willie verstaute soeben die roten Kugeln. Nach einer Weile sagte er:
    «Modesty ist ein bißchen sauer. Ich soll Sie fragen, ob Sie schon was aus Boulters Sippschaft herausgekriegt haben.»
    «Boulter hat derzeit einen seiner Mißtrauensanfälle.
    Da ist es aussichtslos.»
    Überrascht blickte Willie den Sprecher an. «Und Sie können ihm nicht Beine machen?»
    «Das gäb einen Riesenkrach in der Abteilung – und den kann ich nicht verantworten.»
    Mißmutig stand Willie an der grünen Bespannung.
    «Das sieht aber gar nicht gut aus.»
    «Aber auch nicht ganz so schlecht», sagte Tarrant.
    «Ich hab Jack Fraser mit der Sache beauftragt.»
    «
Wie
meinen Sie?» Willie kannte Jack Fraser. Er war Tarrants Assistent und verbarg seine Schläue hinter unterwürfigem, ja beschränktem Gehaben.
    «Man hat mich gebeten, oder besser gesagt angewiesen, die Sicherheitsmaßnahmen unserer oberen Dienststellen zu kontrollieren. Nun, Sicherheit – das kann sehr vieles heißen. Ich habe also Fraser beauftragt, die Sicherheitsvorkehrungen in Boulters Abteilung zu testen. Dieser Auftrag wird ihn decken, falls er Pech hat und erwischt wird – aber er wird schon nicht erwischt werden.»
    «Glaub ich auch.» Willie grinste erleichtert. «Fraser ist Klasse. Er legt

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