Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel
hatten in solch einen Behälter einen kleinen Niederfrequenzsender eingeschmuggelt und legten sich dann mit zwei oder drei Schnellbooten auf die Lauer, in der Hoffnung, nach der Bergung jenem Fahrzeug – was immer es auch sei – folgen zu können. Aber der Behälter wurde einfach nicht geborgen, er wurde nicht angerührt. Man weiß nicht, wie der Sender entdeckt werden konnte, denn dazu müßte man ja die Frequenz kennen. Trotzdem scheinen unsere geheimnisvollen Freunde ihn entdeckt zu haben. Sie gingen dem Ding nicht in die Nähe, und sechs Wochen später wurde das Opfer umgelegt.»
«Am besten gefiel mir die französische Methode», sagte Fraser. «Die Franzosen befestigten eine Wasserbombe an dem Container, deren Auslöser mit dem Karabinerhaken verbunden war. Bei seiner Betätigung sollte der ganze Laden hochgehen. – Aber das Ergebnis war dasselbe wie bei den Amerikanern», sagte er düster.
«Mich irritiert nur dieser Kleinsender», sagte Willie.
Er erhob sich und schlenderte ruhelos im Raum umher. «Die Auslösung erfolgt durch Wasserdruck. Sendezeit zwei Stunden, bei ständig verminderter Energie, dann Schluß. Also muß die Bergung innerhalb dieser zwei Stunden erfolgen. Aber warum die verminderte Sendestärke?»
«Warum, warum!» Fraser zuckte die Schultern. «Die Italiener hatten ein Suchgerät auf ihrem Patrouillenboot und kontrollierten das Gebiet zwei Stunden vor dem Abwurf bis sechs Stunden nachher. Und auch damals haben unsere Freunde die Beute nicht angerührt. Das bedeutet, daß sie das Patrouillenboot geortet haben müssen. Wie konnten sie das, wenn das Boot
sie
nicht orten konnte?»
«Kann das Ganze nicht durch Schwimmer gemacht werden, Willie?» fragte Modesty unschlüssig. «Ich meine, durch Froschmänner, die von einem Mutterschiff aus operieren?»
«Auf solche Distanzen geht das nicht, Prinzessin.
Außerdem müßten sie noch bessere Empfangsgeräte mitführen als das Patrouillenboot.» Willie schüttelte den Kopf. «Nein, es muß schon irgendein U-Boot sein.
Und trotzdem kann ich es nicht recht glauben.»
«Mir geht es genauso», sagte Modesty langsam. «Alles und jedes an diesem Unternehmen tanzt aus der Reihe.
Warum nicht auch die Übernahme?» Sie sah Tarrant an. «Dieser Boulter verwahrt doch so einen Behälter.
Ich glaube, den wird sich Willie genau ansehen müssen.»
«Boulter wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.»
«Bei dem Saustall, den Fraser heute nacht bei ihm entdeckt hat, können Sie Boulter doch hochnehmen, Sir G.», sagte Willie. «Er muß ganz einfach nach Ihrer Pfeife tanzen.»
Tarrant rieb sich das Kinn. «Sind Sie sich klar darüber, daß Sie mir da zur Erpressung raten?»
«Willie hat recht», meinte Modesty. «Außerdem weiß Boulter vielleicht noch einiges, was Fraser nicht fotografieren konnte. Pressen Sie das auch gleich aus ihm heraus. Vor allem eines!»
Während Fraser zustimmend grinste, fragte Tarrant seufzend: «Und das wäre?»
«Es betrifft die Liqudierungen. Wenn sie nach dem Schema gehen, das man bei Vaubois angewendet hat, so erfolgen sie durch gedungene Killer. Irgend jemand muß sie anheuern. Da haben wir einen zweiten Kontaktpunkt.
Wer immer das macht – er muß sich in sehr vielen Städten sehr gut auskennen. Einen Mord zu organisieren ist nicht schwer und nicht einmal so teuer, schwierig ist es nur, anonym zu bleiben. Vielleicht hat der Mann seine Gewährsleute in den verschiedenen Ländern. Von den Leuten, die wir geschnappt haben, konnte Vaubois keinerlei Hinweise bekommen. Aber irgendwo und irgendwann müssen doch kleine Fehler gemacht worden sein. Vielleicht hat Boulter die Spur eines Hinweises, aus der niemand etwas zu machen wußte.»
«Und Sie könnten etwas daraus machen?»
Sie lächelte flüchtig. «Willie und ich waren lange genug auf der anderen Seite, das ist unser Vorteil.»
«Natürlich. Sie haben weit mehr Kontakte als wir.»
Tarrant erhob sich. Er war so müde, daß ihm das Ganze unwirklich erschien. Alles, was sie während der letzten Stunden geredet hatten, war ihm plötzlich nicht viel mehr als müßige Gedankenspielerei. Modesty und Willie dagegen sahen wach und gespannt aus, als hätten sie keine Zweifel mehr. Tarrant wußte nur zu gut, daß er die beiden von der einmal gefundenen Spur jetzt nicht mehr abbringen konnte.
Für sie war das alles zur faszinierenden Realität geworden, wie ungewöhnlich es auch erscheinen mochte.
Und außerdem stand ja Vaubois noch immer auf der Todesliste, und die
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