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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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er sich nur noch um die wichtigen Fälle, die Routinearbeit hat er abgegeben. So glaubt er zumindest. Aber das ist ja auch gleichgültig. Schauen Sie, Collier, Sie können einen Paranoiker in ein Flugzeug setzen und ihm aus dreihundert Meter Höhe Paris mit seinem Autoverkehr und allen Errungenschaften unseres Jahrhunderts zeigen, und er wird noch immer überzeugt davon sein, daß er Napoleon ist.»
    «Ich verstehe. Der Wahn ist nicht zu erschüttern.
    Und so waltet Luzifer als Luzifer seines Amtes, ganz gleich, was rund um ihn geschieht.»
    «Die Sache ist so, daß Luzifer gar nicht waltet.» Bowker verkniff sich rechtzeitig das Grinsen, das Collier vielleicht für eines Arztes unwürdig gehalten hätte. «Er läßt all seine Macht auf durchaus natürliche Weise wirken. Ganz wie sein himmlischer Kollege – so pflegt er ihn zu nennen – ist Luzifer heutzutage nicht mehr auf Wunder und übernatürliche Methoden bedacht. Er schickt die Leute nicht mehr mit Blitz, Donner und Erdbeben in die Unteren Regionen. Er verursacht einfach Tausende von Verkehrsunfällen pro Tag und all die anderen sogenannten natürlichen Todesarten.» Bowker unterstrich seine Worte mit einer Geste. «Und vergessen Sie nie den wichtigsten Punkt in Luzifers Wahnsystem: Die Menschen hier
wissen nicht
, daß sie in der Hölle sind. Übrigens ist das wieder von Shaw, glaub ich: Nur Luzifer weiß, daß die Hölle die Hölle ist. Deshalb braucht unser junger Freund auch nicht schwarzgeflügelt herumfliegen – zum Glück.»
    «Aber
Sie
wissen doch Bescheid, genau wie Seff und die andern. Du lieber Himmel, sogar ich müßte es ja schon wissen, aus alldem, was er zu mir gesagt hat.»
    «Richtig, aber wir sind ja keine Menschen, Collier.
    Wir sind Geister und Dämonen verschiedenen Ranges, in irdischer Verkleidung, wie eben Luzifer auch. Er hat uns von unserem fröhlichen Geschäft in den Unteren Regionen, wo wir die Seelen auf rotglühende Mistgabeln gespießt haben, zu seinen persönlichen Diensten heraufgeholt.» Collier lehnte sich zurück und lächelte entschuldigend. «Mir brummt der Kopf», sagte er hilflos. «Ich will das Ganze ja nicht als phantastisch bezeichnen, aber –»
    «Warum nicht? Luzifer lebt in einer Phantasiewelt. Er ist ein Paranoiker.»
    «Ich meine ja nicht, daß ich Ihnen nicht glaube, ich wollte nur sagen, daß man sich an die Idee erst gewöhnen muß.»
    «Gewiß. Deswegen möchte ich ja, daß Sie sich langsam mit den Dingen vertraut machen. Beobachten Sie Luzifer erst einmal, damit Sie die ganze Sache in den Griff bekommen, bevor Sie etwas unternehmen.»
    Collier blieb stumm. Schließlich sagte er: «In Ihrem Brief ist von Luzifers erstaunlichen EsW-Fähigkeiten die Rede. Welcher Art sind die?»
    «Nun … Luzifer besitzt etwas, was Sie wohl Vorahnungsvermögen nennen. Er kann mitunter in die Zukunft schauen.»
    «Allgemein oder individuell? Ich meine, sieht er zum Beispiel voraus, daß ein bestimmtes Land innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einen Krieg eintreten wird, oder beschränkt sich sein Vorwissen auf Einzelpersonen?»
    «Auf Einzelpersonen.» Bowker nahm den letzten Schluck aus seinem Glas. Jetzt hieß es auf der Hut sein, denn von hier an mußte die Wahrheit vorsichtig mit Lüge durchsetzt werden. «Es scheint, daß Luzifer diese übernatürlichen Einblicke durch das Anfassen von Gegenständen gewinnt, die mit den betreffenden Personen zu tun haben. Das kann ein Foto sein, sogar ein Zeitungsfoto, ein Ring, den der Betreffende getragen hat, eine Haarlocke, ja sogar eine Schriftprobe, die er dabei gar nicht ansieht.»
    Collier nickte. «Psychometrie. Schwieriges Gebiet für kontrollierte, statistisch auswertbare Tests. Und worauf beziehen sich seine Voraussagen?»
    «Auf recht alltägliche Dinge», sagte Bowker beiläufig. «Auf Heirat, Scheidung, geschäftlichen Erfolg oder Mißerfolg, Krankheit, Tod. Nicht viel anders als ein Jahrmarktswahrsager. Nur daß Luzifer sehr genau und sehr sicher voraussagt. Sie werden sehen, er ist ein interessanter Fall.»
    «Zweifellos.» Collier hatte die ganze Zeit aufs Meer hinausgeblickt. Jetzt wandte er sich Bowker zu. «Soweit ich sehe, können Sie den Burschen nicht heilen. Aber warum wollen Sie, daß ich seine extrasensorischen Fähigkeiten stimuliere und ihn zu besseren Resultaten bringe?»
    Bowker kniff die Lippen zusammen. Jetzt wurde es brenzlig. «Ich will ganz offen sein», sagte er. «Luzifer ist unser tägliches Brot – und die Butter drauf. Vor zwei Jahren etwa

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