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Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel

Titel: Modesty Blaise 03: Die Lady reitet der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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auch?»

16
    Die Zwillingsschrauben des Frachters stoppten. Der Erste Offizier stieg die Leiter zum Hauptdeck herunter.
    John Dall und Willie Garvin standen im Dunkel an der Reling. Dall trug ein marineblaues Hemd und zerknitterte Hosen; die Mütze hatte er aus der Stirn geschoben. Willie Garvin war ganz in Schwarz. Beide Männer sahen düster drein, aber Dalls Gesichtsausdruck war noch härter und grimmiger.
    «Es ist gleich 21 Uhr 30 Ortszeit, und wir haben den vereinbarten Platz erreicht, Mr. Dall», sagte der Erste Offizier.
    «Okay. Machen Sie weiter.»
    Undeutliche Gestalten huschten durch die Finsternis, und der Motor des Dampfers sprang an. Ein Derrick-Kran schwang geräuschlos herum, hielt an, dann sank der daran hängende birnenförmige Behälter hinab auf die unbewegte, schwarze Wasserfläche. Die
Samarkand
war ein Schiff von 10000 Tonnen, ein Dampfer der Cresset Line, die Dall gehörte wie so vieles. Eigentlich hätte sie nun auf der Fahrt nach San Francisco sein sollen, aber sie war in Yokohama zurückgehalten worden, um spezielle Instruktionen abzuwarten. Dort hatte sie einige Passagiere an Bord genommen, die auf dem Luftweg gekommen waren. Einer davon war jener blonde Engländer namens Garvin, ein zweiter der Pilot des Beaver-Wasserflugzeugs, welches nun in einem provisorischen Hangar mittschiffs auf dem Hauptdeck untergebracht war. Außerdem war Dall selbst gekommen, der nun das Kommando führte, und mit ihm noch ein Dutzend verwittert und sachverständig aussehender Männer.
    Der Kapitän der
Samarkand
hatte auf dem pazifischen Kriegsschauplatz gekämpft und später im Korea-Krieg die Landung bei Inchon mitgemacht. Er kannte die Männer von diesem Schrot und Korn und hätte wetten mögen, daß sie ehemalige Marinesoldaten waren.
    Das Schiff hatte nun auch Waffen an Bord, und Gerüchte kursierten unter der Mannschaft. Das beunruhigte den Kapitän beträchtlich, doch er verbarg seine Sorge und stellte John Dall keinerlei Fragen. Erfahren, wie er war, hatte er das unbehagliche Gefühl, daß eine Situation bevorstand, in der er den Befehl erhalten könnte, das Schiff aufs Spiel zu setzen. Sollte es soweit kommen, dann würde er sich gegen Dall stellen, ganz gleich, was dabei herauskäme. Aber bis dahin war er froh, wenn alles ruhig verlief.
    Jemand sagte: «Los!» Das Drahtseil des Derricks wurde schlaff, und der große schwarze Behälter tauchte unter. «Bitte, richten Sie dem Skipper meinen Dank aus und sagen Sie ihm, ich würde nun gerne zwei Meilen weiter südlich wieder vor Anker gehen.»
    «Zwei Meilen südlich Anker werfen, Sir.» Der Erste Offizier verschwand in der Dunkelheit. Dall lehnte sich an die Reling und betrachtete das kleine schwarze Dingi, das an den ausgeschwenkten Davits hing. Es war nur zweieinhalb Meter lang, mit einem Haupt- und einem Klüversegel versehen und mit einem kleinen 4-PS-Mercury-Außenbordmotor samt Bray-Schalldämpfer ausgerüstet. Außerdem waren ein Reserve-Benzinkanister, zwei Wasserflaschen und Proviant in dem Boot verstaut; dazu kamen noch ein kleiner Rucksack und ein zwei Meter langes Paket, das ein Tyne-Faltboot, einen Sport-Zweisitzer, enthielt.
    «Wenn man mit dem Dingi nicht mehr weiterkommt, schafft man es immer noch mit dem Faltboot», hatte Willie Garvin gesagt.
    Ein kleiner schwarzer Seesack lehnte neben Willie an der Reling. Dall hatte beim Packen zugesehen und wußte daher, daß sich darin eine kleine, aber wirksame Auswahl von Waffen und sonstiger Kampfausrüstung sowie ein kleines Sende- und Empfangsgerät befanden.
    «Ich sehe noch immer nicht ein, weshalb wir diese Burschen nicht direkt und hart angehen sollen», sagte Dall.
    «Das können wir nicht riskieren», erklärte Willie geduldig. «Zuerst muß ich wissen, was an der Sache stinkt. Modesty hat mich nicht umsonst gewarnt. Außerdem kannst du so etwas nicht machen, wenn du dein Schiff nicht verlieren willst. Frag nur den Skipper.»
    Dall zündete sich ein Zigarillo an und zerbrach dann das Streichholz. «Es ist schon lange her, seit man sie erwischt hat. Vielleicht haben wir – gar nichts mehr zu riskieren.»
    «Vielleicht aber doch. Wir müssen vorsichtig sein, bis wir Gewißheit haben.»
    Das Schiff fuhr mit halber Kraft.
    Dall blickte ins Dunkel und sagte: «Sie könnte tot sein – schon seit einem Monat, Willie.»
    «Ich weiß.»
    «Also was willst du dann?»
    Willie wandte sich herum und stützte die Arme rücklings auf die Reling. Im Licht einer der Decklampen erschien sein Gesicht

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