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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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guten Meinung von seinen eigenen Fähigkeiten. Das war nicht immer so gewesen, und es hatte auch jetzt nichts mit Eitelkeit zu tun, denn er war überzeugt, daß er all seine guten Eigenschaften einzig und allein Modesty Blaise zu verdanken habe.
    Diesen Glauben hatte sie nie zu erschüttern vermocht, und sie hatte es auch schon lange nicht mehr versucht.
    Unendlich zufrieden saß Willie da und meditierte dankbar über das Glück, das er gehabt hatte; nicht das Glück beim Sturz aus dem Flugzeug, sondern das Glück, das ihm in den letzten acht oder neun Jahren zuteil geworden war.
    Es war wundervoll, daß er ihr viel bedeutete. Sie hatte es eben selbst gesagt, aber er wußte es auch so.
    Das war ein Wunder, über das er sich immer wieder freute, denn er sah in ihr ein Menschenwesen, das eine eigene Klasse darstellte. Das war seine persönliche Ansicht; er erwartete nicht, daß andere sie teilten, und kümmerte sich nicht darum, ob sie es taten. Er hatte nie geglaubt, daß sie vollkommen und ohne Fehl und Tadel sei, sondern nur, daß sie auf eine ganz besondere Weise einmalig sei. Er hatte sie immer Prinzessin genannt, aber das war für ihn nie eine leere Formel geworden. Für ihn blieb sie immer eine Prinzessin, trotz aller Nähe und ungezwungener Vertrautheit, selbst wenn sie ihre ausgelassenen privaten Spiele miteinander spielten, ja sogar in den seltenen Augenblicken, da sie, müde oder verletzt, wie ein Kind bei ihm Trost suchte.
    Als Prinzessin hatte er sie von Anfang an gesehen; das war sie in seinen Augen heute noch, und wenn es nach ihm ging, sollte sich das auch nicht ändern.
    Sie hatten ihr übel mitgespielt, dachte er, Brunel und die anderen. Er würde später noch mehr davon hören. Aber sie waren immer stark genug gewesen, solche schweren Zeiten zu überstehen. Sein vermeintlich sicherer Tod hatte ihr vielleicht am meisten zu schaffen gemacht. Schließlich waren sie jetzt schon lange Zeit beisammen. Irgend etwas hatte sie diesmal jedenfalls schwer getroffen. Die kleinen Lachfältchen in ihren Augenwinkeln, die ihre Augen funkeln ließen, wenn sie einen anschaute, diese Lachfältchen waren verschwunden. Oder wenn sie nicht verschwunden waren, so waren es doch keine Lachfältchen mehr. Sie waren auch ganz am Anfang nicht dagewesen, als er sie kennengelernt hatte. Damals hatte sie kaum gewußt, was Lachen ist. Es war Willies geheimer Stolz, daß das Lachen sein Geschenk an sie gewesen war, daß die kleinen Lachfältchen sein Werk waren. Er hoffte, daß sie jetzt zurückkehren würden.
    Irgendwann später rief Pennyfeather sie. Modesty wachte sofort auf. Willie zündete die Lampe an, und sie gingen beide hinein, um Pennyfeather beim Aufsetzen Lisas zu helfen, die gerade aus der Narkose erwacht war. Als sie das Mädchen versorgt hatten, duldete Pennyfeather die beiden nicht an ihrem Lager, sondern schickte sie weg; sie sollten schlafen oder Wache halten, ganz wie sie mochten. Seine Augen waren vor Müdigkeit rot gerändert, aber er schien es nicht zu merken.
    «Steht hier nicht rum», sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. «Ich kümmere mich schon selbst um Lisa.»
    «Aber du brauchst ein bißchen Schlaf, Liebling», wandte Modesty ein.
    «Dafür hab ich später noch Zeit genug.» Er schaute auf, fast ein wenig ungehalten. «Macht ihr euch mal Gedanken darüber, wie wir hier rauskommen. Und versucht, möglichst viele von den Dreckskerlen zu erschießen, wenn ihr die Gelegenheit dazu bekommt.
    Das sind nämlich überhaupt keine Menschen. Ich würde ja gerne mitmachen, aber dafür tauge ich nicht; deshalb überlaßt es mir, für Lisa zu sorgen. Ich bringe sie durch, und wenn es das letzte ist, was ich in meinem Leben tue.»
    Er betrachtete das bleiche Gesicht unter dem weißen Haar. Ihr Kopf ruhte auf einem zusammengefalteten Handtuch und einem der Segeltuchsäcke, den sie an die Höhlenwand gelegt hatten. Sie war noch nicht ganz bei Bewußtsein und hielt die Augen halb geschlossen.
    Pennyfeather drückte die schlaffe Hand, die er in der seinen hielt. «Armes kleines Ding», murmelte er mitleidig.

13
    Im Morgengrauen lag Modesty neben Willie auf einem breiten Vorsprung vor dem kleinen Hintereingang der Höhle. Hier trafen sich die beiden langgezogenen Bergrücken, die die Beine der Unbezwingbaren Jungfrau bildeten. Vor ihnen fiel das Gelände in das tiefe Tal ab. Die Wände des Tals waren hoch und mehr als steil, sie hingen an manchen Stellen sogar über. Zusammen mit dem Felsen, in dem

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