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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die Höhle lag, bildeten sie eine massive, gewundene Haarnadel aus Stein.
    Durchs Fernglas studierte Modesty die grauen Felswände, die mit knorrigen Wurzeln und dunkelgrünem Laubwerk bewachsen waren. Der Talgrund war naß von Feuchtigkeit, die nur von starker Kondensation zwischen den ragenden Wänden herrühren konnte; trotzdem reichte sie aus, um sich in kleinen Pfützen zu sammeln und das harte Gras und ein paar niedrige Büsche mit breiten Blättern auf der dünnen Schicht Mutterboden am Leben zu erhalten, durch die stellenweise der felsige Untergrund hervorbrach.
    Zu beiden Seiten standen merkwürdige, farnartige Bäume, die sich in den Schatten der Felswände zu ducken und gleichzeitig zum Licht emporzustreben schienen und für ihre fünf Meter zu dünn aussahen. Eine unheimliche, drückende Atmosphäre lastete über dem Tal.
    «Das also ist Nowikows Goldmine», sagte Modesty und setzte das Fernglas ab. «Warst du mal dort unten, Willie?»
    «Ich bin gestern frühmorgens das ganze Tal entlanggegangen, um es auf seine Eignung als Fluchtweg zu prüfen.»
    «Und hast du Gold gefunden?»
    «Ich hatte keine Zeit, danach zu suchen. Aber ich wußte, daß dies die auf Tarrants Karte bezeichnete Stelle ist, und ich fand Anzeichen dafür. Irgend jemand ist vor wenigen Wochen dort unten gewesen und hat an mehreren Stellen ganz schön herumgekratzt. Das kann nur Nowikow gewesen sein.» Er schüttelte langsam den Kopf. «Es ist ziemlich unheimlich dort unten, Prinzessin. Man hat den Eindruck, daß sich das alles seit Ewigkeiten nicht mehr verändert hat. Wie eine Mondlandschaft. Es ist ein Ort, der von allen gemieden wird.»
    «Warum?»
    Er wandte sich ihr grinsend zu. «Das ist der Unterleib der Unbezwingbaren Jungfrau, erinnerst du dich? Also, ich bin hinter das Geheimnis gekommen, warum sie unbezwingbar ist. Sie hat einen ganz besonderen Keuschheitsgürtel. Wenn du durch das Tal gehst, hältst du unwillkürlich den Atem an, weil es dort nämlich ungefähr eine Million Wespen gibt.»
    «Wespen? Gewöhnliche Wespen?»
    «Nein, eine besondere Art. Und sie sind genauso sympathisch wie das ganze Tal. Du hast das Gefühl, daß sie schon dort waren, bevor wir den aufrechten Gang erlernt hatten. Sieh dir die Felswände und die dünnen Bäume noch einmal an.»
    Sie hob das Fernglas an die Augen und stellte es sorgfältig scharf ein. Sie sah die Nester sofort. Eins – zwei – sechs – ein Dutzend. Sie zählte nicht weiter.
    Einen Meter lang und einen halben breit, hingen sie wie schwärzliche Bomben von den Wurzeln und dem Laubwerk an den überhängenden Wänden. Von den Büschen auf dem Talgrund hingen kleinere herab. Das ganze Tal war voll von ihnen, und plötzlich schien es ihr auf eine neue, unmittelbare Art bedrohlich.
    «Eine besondere Wespenart?» fragte sie und ließ das Fernglas sinken. «Woher weißt du das, Willie?»
    Er grinste erneut. «Von einer Expertin. Sie nannte sie Polybinen, und sie sehen scheußlich aus, noch schlimmer als Hornissen. Etwa zwei Zentimeter lang, schwarz, schlanker Körper, aber sie haben ein unangenehmes Temperament und einen Stich, der dazu paßt.»
    «Und du meinst, das ist der Grund, weshalb sich niemand hierhertraut?»
    «Ich finde, man müßte schon einen sehr guten Grund haben, und das war wohl noch nie der Fall, bevor Nowikow hier aufkreuzte.»
    Sie sah ihn neugierig an. «Wer war denn diese Expertin, die dich über die afrikanischen Wespen aufgeklärt hat?»
    «Brenda. Kluges Köpfchen, um die Achtundzwanzig. Sehr leidenschaftlich, wie sich herausstellte. Sie tat es gerne an der frischen Luft. Der Geruch von frisch gemähtem Gras, das Säuseln des Windes und die ganze Satyr-und-Nymphe-Romantik. Sie hatte ein kleines Landhaus in Devonshire, und ich besuchte sie dort.»
    «Die Wespen, Willie.»
    «Ach ja, sie war Hymenopterologin.»
    «Das klingt unanständig.»
    «Das hab ich auch gedacht, aber es hat nichts mit dem Hymen zu tun. Sie war Wespenkundlerin. Studierte die Biester. Hatte einen akademischen Grad und so. Also wir lagen jedenfalls eines schönen Sommernachmittags eng umschlungen in ihrem Garten, als sie es mir erklärte. Das heißt, erst wurde ich gestochen, dann erklärte sie es mir. Sie hatte dort Bienen und Wespen und Hornissen, um ihre Lebensgewohnheiten zu erforschen.»
    «Wie unangenehm, ausgerechnet in so einem Moment gestochen zu werden.» Modesty preßte die Faust auf den Mund, um das Lachen zu unterdrücken. «War es sehr schlimm?»
    «Und ob», sagte er mit

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