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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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kniete sich neben sie und sah mit fragend hochgezogener Augenbraue Giles an.
    «Ja, ich hab’s ihr gesagt», sagte Giles. «Sie weiß jetzt, wo die Stimmen herkamen.»
    Modesty sah, wie dem Mädchen die Tränen in die rosa schimmernden Augen traten und über die Wangen liefen. Sie fragte sich, ob Giles klug gehandelt hatte, sie gleich mit einer so schockierenden Nachricht zu überfallen. Sie selbst hätte das nicht gewagt. Aber die Tränen waren ein gutes Zeichen. Es waren keine hysterischen Tränen, sondern Tränen des Kummers. Und vielleicht würde sie die grausame Wahrheit, die Erschütterung darüber, daß die falsche Triebfeder in ihrem Innern so abrupt zerbrochen war, jetzt unter dem Einfluß des körperlichen Schmerzes und der Beruhigungsmittel leichter verkraften als unter normalen Bedingungen. Modesty zuckte im Geiste mit den Achseln. Sollte Giles nur machen. Für solche Wunder war er zuständig.
    Lisa schloß wieder die Augen und flüsterte: «Bitte halt meine Hand.» Willie wollte ihr seine geben, aber sie tastete nach der Hand von Giles Pennyfeather.
    «Ich schau nach der Milch», sagte Modesty, «und dann werden wir alle zusammen frühstücken. Es wird ein langer Tag werden.»
    Vor Tagesanbruch war Willie auf dem halbmondförmigen Plateau draußen gewesen und hatte mehrere kleine Felsblöcke an den Rand der Wiese oberhalb des Abhangs gerollt. Jetzt stand die Sonne hoch am Himmel, und es war schon Nachmittag, aber von einer Verfolgung war noch immer nichts zu sehen oder zu hören.
    Er lag etwa fünfzehn Meter von Modesty entfernt und schaute den langen Abhang hinunter, den sie in der Nacht heraufgestiegen waren. Sie hatten beide den Kopf im Schatten eines der Felsblöcke, beide hatten einen M-16-Karabiner und Ersatzmunition in Reichweite. Dies war die beste Verteidigungsposition, der Rand des Plateaus. Die Höhle selbst wäre eine Todesfalle gewesen, doch von hier aus konnten sie jeden herannahenden Gegner schon ausmachen, wenn er noch weit weg war.
    Willie nahm einen Schluck aus der Feldflasche und schaute auf die Uhr. Fast halb zwei. Anscheinend suchten Chance und seine Männer in der falschen Richtung. Er schaute hinter sich, zum Eingang der Höhle hinüber, und dann wieder nach vorn, wo die beiden vulkanischen Hügel, die die Brüste der Unbezwingbaren Jungfrau bildeten, sich deutlich in der Ferne abzeichneten.
    «Weißt du, daß wir genau auf ihrem
mons veneris
liegen, Prinzessin?» rief er zu Modesty hinüber. Er sah, wie sie grinste, ohne den Kopf zu drehen. Dann verschwand das Grinsen. Er schaute den Abhang hinunter und sah eine kleine Gruppe von Männern in dem fünfhundert Meter entfernten, breiten Zugang zu der grünen und braunen Talebene auftauchen. Ein Weißer, aber nicht Chance oder Jacko; zwei Kikuju in Hemden und Jeans; und ein kleinerer Eingeborener mit einem Lendenschürz.
    Modesty schaute durch das Fernglas. Der Weiße war van Pienaar. Der kleinere Eingeborene war wahrscheinlich der Fährtenleser. Schade, daß sie ihn bekommen hatten, denn die Kikuju aus der Stadt waren sicherlich nicht sehr buscherfahren. Sie sah, wie er hin und her trottete, um das Gelände abzusuchen, und sich dann an einer Stelle hinkniete. Ein paar Augenblicke später sprach er mit einem der Kikuju, und der sprach seinerseits mit van Pienaar. Der Weiße blickte vorsichtig um sich, betrachtete lange Zeit den Abhang und gab dann einen Befehl. Alle vier verschwanden wieder hinter dem Felsvorsprung am Taleingang.
    Sie setzte das Fernglas ab, schaute zu Willie hinüber und sagte: «Sie sind uns auf der Spur. Wahrscheinlich läßt van Pienaar Verstärkung holen, bevor er sich weiter vorwagt. Ich glaube nicht, daß ihm der Gedanke, diesen Abhang zu erstürmen, besonders angenehm war.»
    Willie rieb sich das Kinn. «Es sieht so aus, als hätte sich Chance nicht nur auf den Fährtenleser verlassen. Das war nur ein kleiner Trupp. Wahrscheinlich haben sie insgesamt drei oder vier Suchmannschaften gebildet.»
    «Das ist gut. Wenn sie sich getrennt haben, brauchen sie Zeit, um sich wieder zu vereinigen.»
    Es dauerte anderthalb Stunden. Dann tauchte ein Halbkettenfahrzeug von der Farm am Taleingang auf.
    Chance, der neben dem Fahrer gesessen hatte, kletterte herab und winkte Camacho und mehrere Kikuju in Deckung. Modesty schätzte erneut die Entfernung ab.
    Über fünfhundert Meter. Zu weit, um mit diesem Gewehr sicher zu treffen, und überdies schlechte Taktik.
    Es war wichtig, daß Chance getötet wurde, aber die Zeit war

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