Modesty Blaise 05: Die Goldfalle
Nachdruck. «Sie erwischte mich am Hintern, und von Romantik war keine Rede mehr. Als Brenda mich verarztet hatte, mußte ich mir ihre ganzen Farbdias anschauen. Das dauerte Stunden, und ich konnte die ganze Zeit über nicht richtig sitzen.
Und bei dieser Gelegenheit sah ich auch Bilder von den Wespen, die wir dort unten haben. Sie hat mir ’ne Menge über diese Tierchen erzählt. Anscheinend glaubte sie, ich sei von Wespen und deren Verhaltensweisen fasziniert. Ich bin nie wieder bei ihr gewesen.
Ich sagte ihr, ich hätte eine der Verhaltensweisen von diesen Biestern kennengelernt, und das reiche mir. Ich hätte ja einen Schock davontragen können, der mir mein ganzes Sexleben verdorben hätte. Du lachst doch nicht etwa, Prinzessin?»
«Ich geb mir die größte Mühe, es nicht zu tun, Willie, entschuldige.»
Er freute sich, daß er sie zum Lachen gebracht hatte.
Er schaute in das Tal hinunter, in dem die Zeit stillzustehen schien, und sagte: «Ich will nicht sagen, daß sie nur darauf warten, einen zu stechen. Man kann unbehelligt durch das Tal gehen. Man könnte vielleicht sogar ein Nest zerstören und mit dem einen oder anderen bösen Stich davonkommen, wenn mal schnell genug abhauen würde. Aber glaub ja nicht, du würdest mit heiler Haut da rauskommen, wenn du runtergehst und ein Gewehr abfeuerst. Es wimmelt von ihren Nestern. Jeder, der die kleinen schwarzen Teufel aufstört, trägt innerhalb von zwei Minuten einen Mantel aus Wespen.
Ich nehme an, die Eingeborenen wissen das und machen deshalb einen Bogen um das Tal. Wahrscheinlich ist das schon seit ein paar tausend Jahren so. In Afrika ändert sich nicht viel.»
Sie ließ ihren Blick das lange, gewundene Tal entlangwandern, das von tödlicher Stille erfüllt war. Die Insekten, die bösartigen, stechenden Insekten waren wahrscheinlich schon dagewesen, bevor der Mensch auf Erden wandelte, und würden vielleicht noch immer da sein, wenn er längst ausgestorben war, würden leben, sich vermehren und sterben, sich aber nie verändern im Laufe ungezählter Jahrtausende.
«Und durch dieses Tal willst du Lisa fortschaffen, wenn es Zeit zum Aufbruch ist?» erkundigte sie sich.
«Es ist der beste Weg, Prinzessin. Ich meine, der direkteste und vom Gelände her der leichteste Weg. Es wird nichts passieren, solange wir ruhig bleiben und keines von ihren Nestern kaputtmachen.»
«Ich verstehe. Sicher ist es längst nicht so gefährlich, wie wenn wir vorn hinausgingen. Wann brechen wir auf? Ich würde gerne so lange wie möglich in der Höhle bleiben, aber wir sollten nicht erst im letzten Moment abmarschieren. Wir dürfen den Hubschrauber auf keinen Fall verpassen.»
«Sagen wir – fünf Uhr?»
«Ja. Hoffen wir, daß wir nicht schon vorher in einen Kampf verwickelt werden.»
Er lächelte. «Giles ist dafür, daß wir sie alle erschießen.»
«Ich auch, aber zu diesem Zweck können wir nochmals wiederkommen.» Sie dachte einen Moment lang nach. «Chance wird sich das alles nicht so recht zusammenreimen können. Er kommt von den Feuerlöscharbeiten zurück und findet Mesquita tot, Lisa verschwunden und keine Leichen im Gorillakäfig, nur eine verbogene Stange.» Sie sah Willie an. «Er wird nie auf die Idee kommen, daß du noch am Leben bist, aber bestimmt rechnet er sich aus, daß uns jemand zu Hilfe gekommen ist und wir Lisas wegen irgendwo Unterschlupf gesucht haben. Wenn er sich das nicht dächte, hätte er kaum die Stimmen auf das Tonband aufgenommen, um sie gegen uns aufzuhetzen.»
«Also wird er uns suchen. Aber so schnell wird er uns nicht finden.»
«Das würde ich auch sagen, nur hat van Pienaar gestern einen Fährtenleser geholt, der ihnen bei der Jagd auf einen Löwen helfen soll, von dem sie Spuren gesehen haben. Wahrscheinlich wird er sein Handwerk nur zu gut verstehen.»
Sie gingen in die Höhle zurück. Lisa schien jetzt normal zu schlafen. Giles, hohlwangiger denn je, sagte:
«Es geht ihr schon ganz gut. Ich hab ihr ein bißchen Omnopon gegen die Schmerzen gegeben. Haben wir irgendwo Milch?»
«Ja, eine Dose Kondensmilch», sagte Willie.
«Gut. Wenn sie das nächste Mal aufwacht, kann sie ein bißchen bekommen, verdünnt und warm gemacht.»
Lisa schlug langsam die Augen auf und sagte: «Ich bin schon wach, Giles.»
Sie ließ ihre Augen wandern und erblickte Willie.
Sie versuchte zu lächeln. «Es tut mir leid, Willie.»
«Sprich nicht andauernd davon, Liebling. Es braucht dir nichts leid zu tun. Es war nicht deine Schuld.» Er
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