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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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die Brüste, und das ist ihr Kopf.» Sie blickte auf. «Die Art, wie sie daliegt, läßt mich nicht an eine Jungfrau denken; was meinen Sie?»
    «Ich bin in diesen Dingen kein Experte», sagte Tarrant steif.
    Sie grinste boshaft. «Das ist jammerschade. Sie sind noch nicht alt, und es würde Ihnen guttun. Warum suchen Sie sich nicht eine nette, attraktive, verständnisvolle Haushälterin, so um die Vierzig, und …»
    «Aber, aber», begehrte Tarrant auf. «Ich muß schon sehr bitten.»
    «Schon gut. Aber ich finde trotzdem, daß das nicht nach einer Jungfrau aussieht. Und weshalb überhaupt ‹unbezwingbare› Jungfrau?»
    «Das wußte er auch nicht. Anscheinend ist es bei den Eingeborenen ein uraltes Witzwort, aber er hat sich nie die Mühe gemacht, die Erklärung dafür zu finden. Vielleicht erwiesen sich ihre Sprache und ihr Humor als zu kompliziert.»
    «Ich hätte gedacht, daß beides ziemlich derb und einfach sei.» Sie sah wieder auf die Karte. «Wenn ich sehe, daß Nowikows Goldmine genau zwischen ihren Beinen liegt, würde ich doch ganz gerne wissen, wie sie zu diesem Namen gekommen ist.»
    «Das dürfte für Sie kaum von Bedeutung sein», sagte Tarrant ein bißchen peinlich berührt. «Ich habe diese Nachforschungen nur angestellt, weil ich Ihnen versprochen hatte, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Aber ich möchte doch sehr hoffen, daß Sie nicht vorhaben, in dieser Sache irgend etwas zu unternehmen.»
    Sie sah ihn leicht ärgerlich an. «Warum sollte ich? Ich will Nowikows Goldmine nicht.»
    «Brunels Goldmine.»
    «Das macht keinen Unterschied.»
    «Es beruhigt mich, Sie so reden zu hören. Ich hatte befürchtet, Sie könnten sich da irgendwie einmischen.»
    «Wenn Brunel sein Gold je finden sollte, soll er es behalten. Ich begebe mich nicht leichtsinnig in Gefahr.»
    «Verzeihen Sie mir, aber das tun Sie doch. Brunel ist, um Dr. Pennyfeather zu zitieren, ein grauenhafter Kerl. Ein Scheusal. Er läßt Menschen foltern. Und ich entdecke an Ihnen bisweilen einen bedauerlichen Hang zum Kreuzfahrertum, einen Impuls, sich mit grauenhaften Kerlen zu befassen, die ihre schmutzigen Geschäfte ungehindert betreiben, weil man ihnen von offizieller Seite nicht das Handwerk legen kann.»
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. «Weiß der Himmel, wo Sie diese Vorstellung von mir herhaben.»
    Sie faltete die Karte zusammen und gab sie ihm zurück.
    «Hier. Das ist mein Hang zum Kreuzfahrertum. Noch etwas Tee?»
    «Nein, danke. Ich muß jetzt gehen.» Er erhob sich.
    «Es war mir ein großes Vergnügen, Sie zu sehen. Wie immer. Sie sehen außerordentlich attraktiv aus in diesem Kleid.»
    Als Tarrant gegangen war, begab sich Modesty in ihre Werkstatt und befestigte den Smaragd, den sie gerade polierte, an dem Spezialhalter. Mit der Juwelenlupe prüfte sie ihn sorgfältig. Der winzige Fehler war beim Schneiden beseitigt worden. Es war ein ziemlich kleiner Stein, aber die Qualität war hervorragend.
    Sie setzte sich an die Werkbank, streute Schmirgelpulver auf die Schleifscheibe und setzte sie in Schwung.
    Während sie den Edelstein zu schleifen begann, dachte sie an Tarrant und mußte ein wenig lächeln, als sie sich an ihre erste Begegnung mit ihm erinnerte. Damals hatte er versucht, sie durch Erpressung dazu zu bringen, einen Auftrag für seine Abteilung auszufüllen. Sie entsann sich jenes Augenblicks, da er, nachdem er ihr seine Macht bewiesen hatte, plötzlich seine Taktik geändert und sich seines Vorteils begeben hatte, so daß sie in seiner Schuld stand, ohne daß er sie hätte zwingen können, sich dafür erkenntlich zu zeigen. Intuitiv hatte er gespürt, daß er damit einen stärkeren Druck auf sie ausübte als durch irgendeine andere Taktik.
    Ein geschickter Mann, dieser Tarrant. Ein stahlharter, rücksichtsloser Mann, wenn es sein mußte. Sie hatte ungebeten noch weitere Aufträge für ihn ausgeführt.
    Aber jetzt wollte er nichts mehr davon wissen. In dem stillen Krieg, den er führte, war seine Rücksichtslosigkeit von der altmodischen Sorte; sie entsprang der Notwendigkeit, war nie Selbstzweck. Er entlohnte seine bezahlten Agenten, wenn es unumgänglich war, aber mit an Geiz grenzender Sparsamkeit. Und wenn seine Rücksichtslosigkeit altmodisch war, so erst recht sein Gefühl dafür, was er anderen Leuten schuldig war.
    Modesty Blaise war seine Freundin geworden, und er wollte sie keiner Gefahr mehr aussetzen.
    Sie hob den Spezialhalter an und prüfte die Facette, die sie gerade polierte. Ihre

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