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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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nicht verkraften. Ich meine, was immer sie vorhat, dadurch wird es ihr erschwert.»
    «Hört sich an, als seist du nett zu ihr. Hast du dich ein bißchen in sie verliebt, Willie?»
    «Ja, ein bißchen», sagte er sofort. «Und sie tut mir irgendwie leid. Aber mach dir keine Sorgen, ich paß schon auf mich auf.»
    Pennyfeather schnaufte ungläubig. «Mensch, der Schnitt in deinem Po! Er ist völlig verheilt – man sieht nicht mal mehr die Narbe.» Sie sprach ins Telefon: «In Ordnung, Willie. Sei auf der Hut und halt mich auf dem laufenden. Ich glaube, das ist das beste.»
    «Okay. Wie geht’s Giles? Mir kommt vor, ich hätte ihn eben im Hintergrund murmeln hören.»
    «Das ist gut möglich. Es geht ihm gut. Er wartet noch immer auf einen Job. Im Augenblick frischt er gerade seine Anatomiekenntnisse auf.»
    «Donnerwetter! Ich hätte nicht gedacht, daß er so ein Streber ist.»
    «Es handelt sich um weibliche Anatomie, und er studiert am lebenden Objekt.»
    Eine Pause trat ein, dann lachte Willie. «Offenbar weiß er, wie man einen solchen Nachmittag am besten verbringt. Sag ihm, es täte mir leid, euch gestört zu haben. Tschüß, Prinzessin.»
    Sie verabschiedete sich und legte auf. «Hör zu, Giles. Ein Mädchen hat sich an Willie rangemacht. Eine von Brunels Leuten. Deshalb glaube ich, daß es früher oder später Ärger geben wird.»
    Pennyfeather unterbrach die eingehende Inspektion ihres Oberschenkelmuskels. «Ich hab’s dir ja gesagt», meinte er vorwurfsvoll. «Du hättest diesen widerlichen kleinen Halunken abknallen sollen, solange du die Gelegenheit dazu hattest.»

7
    Die Stimmen in ihrem Kopf hatten jetzt seit Tagen nicht gesprochen, und das konnte nur bedeuten, daß sie mit ihr zufrieden waren. Das war eine Wohltat, und sie war Brunel dankbar dafür, daß er sie so sorgfältig vorbereitet hatte, sorgfältiger als sonst. Und alles war so gekommen, wie er es vorhergesagt hatte. Wenn sie Brunel gehorchte, waren die Stimmen immer zufrieden.
    Sie glaubte jetzt schon beinahe, daß sie nicht in der Lage waren, manche von den Gedanken zu lesen, die sich in den tieferen Bereichen ihrer Seele regten, oder vielleicht konnten sie ihre Gefühle nicht lesen. Das war seltsam, aber es mußte so sein, denn in den letzten Tagen hatte sie sich furchtbarer Blasphemien gegen die Stimmen schuldig gemacht. Wie sie jetzt so im Bett lag, in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden, einen Arm um Willie Garvins Brust gelegt und den Kopf auf seiner Schulter, schauderte sie, als sie an ihre Schuld dachte.
    Aber sie brauchte sich nichts vorzumachen. Sie hatte die Beherrschung verloren und war in den schwerwiegenden Ungehorsam verfallen, diesen Mann zu begehren. Es war beim allererstenmal mit ihm passiert, und es hatte sie fast überwältigt, denn sie hatte so etwas noch nie erlebt. Es war auf schmerzliche Weise schön, so wundervoll, daß sie Angst bekam. Die Stimmen konnten es nicht wissen, sonst hätte längst ihr kalter, böser Tadel in ihrem Kopf gesummt …
    Sie drückte ihre Wange zärtlich an sein Fleisch, bestürzt über ihre Verstocktheit. Die Stimmen schwiegen.
    Deshalb konnten sie nichts von ihrem Glück und ihrer Sehnsucht wissen. Aber wenn sie ihre Befehle nicht ausführte, würden sie es wissen, und jetzt war die Zeit gekommen, den letzten Schritt zu tun, den endgültigen Schritt; und dann mußte sie gehen.
    Eine bittere Traurigkeit überkam sie bei dem Gedanken, daß sie jetzt bald gehen mußte. Sie versuchte beinahe wütend, dieses Gefühl abzuschütteln, vernünftig zu sein. Dieser Mann, der neben ihr lag, war ein Feind. Er war böse. Erstaunlich, wie gut es ihm gelang, seine Bösartigkeit vor ihr zu verbergen. Ohne die Anleitung der Stimmen, ohne Brunels Anleitung hätte sie Willie Garvin vorbehaltlos gern gehabt und ihn für einen guten Menschen gehalten. Aber das hätte bedeutet, daß sie ihrem eigenen Urteil gefolgt wäre, an und für sich schon verwerflich, denn sie war nichts, ein Werkzeug der Stimmen, denen sie dienen durfte. Sie waren weise und wußten alles.
    Außer – Sie klammerte sich an diesen Gedanken, den sie kaum bewußt zu formulieren wagte. Außer daß sie nicht über ihre jetzige Blasphemie Bescheid wußten. Und deshalb konnte sie sich etwas vormachen. Sie konnte sich vormachen, daß Willie das war, wofür sie ihn gehalten hätte, konnte noch ein wenig länger an ihr Glück und ihr Begehren denken. Nur noch ganz kurze Zeit.
    Aber zunächst mußte sie jetzt den endgültigen Schritt tun, um den

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