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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Willie.
    «Danke.» Pennyfeather trank die Hälfte des Weins in seinem Glas und überlegte einen Moment. «Wie der vom Foltern gesprochen hat, das war einfach zum Kotzen.»
    «Davon, wie man dich foltern würde, genauer gesagt», sagte Modesty.
    «Ja, sicher. Aber darauf kommt es nicht an. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich habe die ganze Zeit gehofft, du würdest ihn erschießen. Ich wollte auch jetzt noch, du hättest es getan.» Pennyfeather nickte gravitätisch und bedauernd. «Normalerweise wünsche ich ja niemandem etwas Schlechtes, aber so was ist mir noch nicht vorgekommen. Du hättest den Kerl um die Ecke bringen sollen, finde ich.»
    Mit ernster Miene sagte Willie: «Es ist immer ein bißchen schwierig, die Leiche fortzuschaffen.»
    «Hm, das kann ich mir vorstellen.» Pennyfeather nickte fachmännisch. «Aber ihr hättet ja mich gehabt.»
    Modesty sah Willie an, der verblüfft mit den Achseln zuckte. «Was hat denn das damit zu tun, Giles?», sagte sie. «Na ja, ich bin doch schließlich Arzt. Ich hätte ihn für euch in der Badewanne zerschneiden können oder so.»
    Willie Garvin bekam einen großen Schluck Wein in die falsche Kehle, prustete ihn als feinen Sprühregen wieder aus und lief im Zimmer umher, hustete, schlug sich auf die Brust und stammelte zwischendurch Entschuldigungen.
    Modesty setzte sich und sah Pennyfeather fassungslos an. Ihre Hand zitterte so vor unterdrücktem Lachen, daß sie ihr Glas hinstellen mußte. «Giles – das soll wohl ein Witz sein?»
    «Wie? Aber nein, bestimmt nicht. Ich bin gar nicht zum Scherzen aufgelegt.»
    «Aber …» Sie gestikulierte hilflos.
    «Also, mein Gott, eine Leiche ist doch bloß eine Leiche, und es wäre mir gar nicht recht, wenn du Schwierigkeiten bekommen würdest, bloß weil du ein solches Schwein aus dem Weg geräumt hast. Dienst an der Öffentlichkeit, wenn du mich fragst.»
    Mit Tränen in den Augen und noch immer ein bißchen hustend krächzte Willie: «Wir hätten ihn durchs Klo spülen können. Du bist wirklich herrlich, Giles. Im Ernst, Brüderchen. Ehrlich, du bist dein Geld wert.»
    «Eines weiß ich bestimmt», sagte Pennyfeather mit feierlicher Überzeugung. «Ihr könnt ruhig lachen, aber der Kerl ist so fies, daß er gefährlich ist. Brunel, meine ich. So was sehe ich einem sofort an, wißt ihr.» Brunel saß in einem Taxi, das die Park Lane Richtung Süden entlangfuhr. Er war ausgesprochen zufrieden.
    Bei aller Raffiniertheit hatte Modesty Blaise die verhängnisvolle Schwäche, die er bei ihr vermutet hatte.
    Sie war, was ihre Gefühle betraf, eine Närrin. Beispielsweise die Singapur-Papiere … Sie hatte sie gestohlen, um Tarrant einen Gefallen zu tun. Einfach so.
    Großer Gott, wie mußte es sein, wenn man solche außergewöhnlichen Beweggründe hatte? Na ja, außergewöhnlich war vielleicht nicht der richtige Ausdruck.
    Die meisten Vertreter dieser schwachsinnigen Rasse Mensch waren genauso veranlagt. Brunel gestand sich ein, daß er es war, den man als außergewöhnlich bezeichnen mußte. Und er war froh darüber. Ihre Reaktion auf die sachliche Erwähnung von Folterungen war typisch gewesen. Und Garvin war vom selben Schlag.
    Das alles paßte ihm wunderbar ins Konzept. Er hatte den Köder ausgelegt, den unsichtbaren Köder, der erst sichtbar werden würde, wenn der Katalysator zu wirken begann. Und dann würde es zu spät sein.
    Sehr erfreulich. Allerdings hatte es einen Moment gegeben, einen scharfen, erschreckenden Moment, in dem sie erwogen hatte, ihn zu töten. Er zweifelte nicht daran, daß sie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hatte. Und sie hätten leichtes Spiel gehabt, selbst wenn er bewaffnet gewesen wäre. Sie hatten ihn vom ersten Augenblick an schön in die Mitte genommen. Er hatte dabei keine Angst empfunden, doch jetzt trat ihm merkwürdigerweise plötzlich der Schweiß auf die Stirn.
    Er tupfte sich die Stirn sanft mit einem Taschentuch ab.
    Ja – wenn er sie unter Kontrolle bringen konnte, ein willenloses Werkzeug aus ihr machen, dann würde sie ein unschätzbarer Besitz sein. Es würde eine Weile dauern, vielleicht ein ganzes Jahr, aber es würde sich lohnen. Als erstes muß natürlich Garvin verschwinden.
    Zusammen waren sie viel zu gefährlich.
    Zwei Tage später kam Sir Gerald Tarrant zum Tee in Modestys Penthouse. Er war ein wenig enttäuscht, als er sah, daß Pennyfeather da war. Er gestand sich ein, daß er manchmal ein bißchen eifersüchtig auf Freunde Modestys sein konnte, die nicht seine ungeteilte

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