Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
ich stamme. Wenn ich mich daran zu erinnern versuche, bekomme ich Kopfschmerzen.» Es war besser, es so auszudrücken.
    Sie konnte ihm nicht von dem Stimmen erzählen. «Ich glaube, ich war fünfzehn, als Brunel mich kaufte.»
    «Dich kaufte?»
    «In Marokko war es, glaube ich. Ich war vorher schon einmal verkauft worden. Von meiner Mutter. Sie war eine arme Araberin. Sehr hellhäutig für eine Araberin, ein Mischling, nehme ich an. Mein Vater …» Sie zuckte in seinen Armen mit den Achseln. «Ich habe ihn nie gekannt, und ich bin nicht sicher, ob meine Mutter wußte, wer er war, aber ich vermute, daß er ein Europäer war. Ich erinnere mich kaum an jene Jahre. Ich war noch sehr jung, als meine Mutter mich verkaufte. Der Käufer war ein Zuhälter, der irgendwo ein Café hatte, in das Männer kamen, um sich Mädchen zu kaufen.»
    «Für die Hedschasi?»
    «Was für Leute?»
    «Araber aus dem Gebiet unmittelbar östlich des Roten Meeres. Es gibt noch immer einen schwungvollen Sklavenhandel mit Weißen und Schwarzen, und die Hedschasi sind seit Urzeiten Spezialisten auf diesem Gebiet. Sie senden Einkäufer aus, in ganz Nordafrika und auch weiter im Süden, und sie zahlen sich krumm für ein weißes Mädchen. Warst du damals noch Jungfrau, Lisa? Ich meine, als der Zuhälter dich schließlich verkaufte.»
    «Ja. Ist das wichtig? Wahrscheinlich war es das, denn dieser Mann behielt mich lange Zeit, jahrelang, und er ließ es nicht zu, daß mich irgendein Mann berührte. Anfangs half ich bloß immer in der Küche mit, und als ich dann älter wurde, mußte ich Hosen und Armreife tragen und in dem Café bedienen.»
    «Das ist das Übliche. Er hat dich geschont, um einen hohen Preis zu erzielen. Eine fünfzehnjährige weiße Jungfrau mußte eine horrende Summe einbringen.»
    «Und ich bin weißer als die meisten anderen», sagte sie und wandte ihr Gesicht ab.
    «Das Thema haben wir doch schon abgeschlossen, Lisa. Hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Du hast kein Recht dazu, denn du bist schön. Komm, sieh mich an.
    Lächle doch mal.» Er berührte ihre Wange und fuhr mit den Fingern durchs Haar. «So ist’s besser. Liebes. Erzähl weiter.»
    «Es ist merkwürdig, seit ich angefangen habe, dir davon zu erzählen, erinnere ich mich immer deutlicher.
    Eines Nachts war Brunel in dem Café. Die anderen, ich nehme an es waren die Agenten, waren böse, aber sie hatten Angst vor ihm. Er hatte noch drei andere Männer bei sich, Weiße, aber nicht Adrian oder Jacko. Diese beiden habe ich erst viel später zum erstenmal gesehen, ungefähr nach einem Jahr.»
    «Und damals hat Brunel dich gekauft?»
    «Ja. Er nahm mich in dieser Nacht mit, und ich war erst eine Zeitlang in Ruanda und dann zwei Jahre auf einer Schule in der Schweiz, einem Privatinternat. Dann kam ich wieder nach Ruanda. Von da an nahm er mich auf all seine Reisen mit. Er hatte mich damals bereits offiziell adoptiert. Ich glaube, er hat das geregelt, als ich auf der Schule war.»
    «Und er benützt dich für solche Sachen – ich meine für Männerfang?»
    «Ja.» Plötzlich bekam sie Angst. Indem sie ihm so viel von der Wahrheit erzählte, hatte sie fast all ihre Verteidigungswaffen aus der Hand gegeben. Sie befand sich auf gefährlichem Boden. Wenn sie ihm erzählte, auf welche Weise Brunel sich ihrer bedient hatte, würde Willie Garvin sich mit Abscheu von ihr zurückziehen. Er würde nicht verstehen, daß sie nichts war, ein Instrument der Stimmen. Überdies war er ein Feind.
    Das durfte sie nicht vergessen. Sie mußte aufpassen.
    «Alles in Ordnung, Lisa?» fragte er. «Du siehst ein bißchen mitgenommen aus.»
    «Es ist nichts. Es liegt wohl nur an dem, worüber wir gerade sprechen.» Sie schluckte und holte tief Atem. «Ich muß mich in Brunels Auftrag an Männer heranmachen und sie bespitzeln und ihm sagen, was sie tun. Genau wie jetzt, Willie. Genau wie jetzt, und es tut mir leid, nur daß es diesmal anders ist als je zuvor.
    Die übrige Zeit benutzt mich Brunel selbst, oder er überläßt mich Adrian Chance. Ich wollte dir das eigentlich nicht sagen.»
    Willie Garvin legte sich zurück. Der Gedanke, daß dieses eiskalte Männchen sich ihres Körpers bediente, um seine mechanischen Begierden zu befriedigen, war makaber. Nach einer Weile sagte er: «Lisa, manchmal kann ich mir nicht vorstellen, was in deinem Kopf vorgeht. Du weißt, daß Brunel ein Verbrecher und ein Schuft ist, nicht wahr?»
    Ein Feind mußte natürlich so etwas sagen, und Willie Garvin war ein

Weitere Kostenlose Bücher