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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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ich.»
    «Du fährst?»
    «Das Telegramm heute morgen. Es kam nicht aus Schweden. Es war von Brunel. Er ist in Frankreich. Es stand nur darin, ich solle die bisherigen Anordnungen vergessen und zu ihm kommen.»
    «Wo in Frankreich?»
    «Bitte, Willie. Das kann ich dir nicht sagen.»
    «Schon gut. Aber hör mal, wenn du nicht zu Brunel zurückgehen möchtest, brauchst du es doch nicht zu tun.»
    «Doch, ich muß. Ich muß unbedingt.»
    Er streckte den Arm aus und knipste die Nachttischlampe an. Auf die Ellbogen gestützt schaute er auf sie hinunter. Sie hatte noch immer Tränen in den Augen.
    Ihr kurzes, glattes Haar war weiß, aber es hätte genausogut aschblond sein können, von jener weißlichen Tönung, die man bei manchen Skandinavierinnen sieht. Ihre Augen waren fast farblos und das Weiße war leicht rosa getönt, aber es waren große, schön geformte Augen in einem schön geschnittenen Gesicht. Ihr Körper hatte vielleicht zuwenig Fleisch, aber ihre Brüste waren voll und fest.
    Sie sagte: «Schau mich nicht so an, Willie. Ich bin eine Mißgeburt.»
    «Das ist doch Blödsinn, Lisa. Wenn du für mich eine Mißgeburt bist, dann bin ich es für einen Japaner oder einen Bantu. Da ist der Unterschied noch größer. Es macht mir einfach Freude, ein schönes Mädchen anzuschauen, ganz gleich, welcher Farbe sie ist; und dich anzuschauen ist etwas Wunderbares. Jetzt habe ich doch deinetwegen vergessen, was ich sagen wollte.»
    Sie sagte: «Das ist nett», und lächelte, und sie zog seinen Kopf zu sich herab und küßte ihn.
    «Moment mal. Es war etwas Wichtiges – warum mußt du zu Brunel zurückkehren, wenn du nicht willst?»
    «Viele Gründe, Willie. Zu viele, um sie zu erklären.»
    «Fang doch wenigstens mal an.»
    «Erstens bin ich an ihn gebunden. Er hat mir alles gegeben, was ich habe.»
    «Ich könnte mir vorstellen, daß du dafür bezahlt hast, auf die eine oder andere Art.»
    «Kann sein. Aber ich kenne kein anderes Leben. Es ist sehr schwierig, so tiefe Wurzeln auszureißen. Und zweitens würde er es nicht zulassen. Er würde mir Adrian Chance und Jacko Muktar auf den Hals hetzen.»
    «Um dich zurückzuholen?»
    «Ja. Oder mich umzubringen. Es wäre keine Rache, Willie. Er kennt keinen Haß oder Ärger oder so was.
    Er würde es tun, weil ich ihn verraten hätte. Das ist etwas, was er nicht duldet. Ich weiß es. Er hat es schon einmal getan.»
    Willie dachte an die Unterredung mit Brunel in Modestys Penthouse. Ja – das Mädchen hatte recht.
    Brunel würde Verrat aus Prinzip bestrafen. Er sagte:
    «Wenn Chance und Muktar etwas unternehmen sollten, würden sie es bereuen.»
    «Du meinst, du würdest auf mich aufpassen?»
    «Ja.»
    «Für wie lange, Willie? Dieses Jahr, nächstes Jahr? Fünf Jahre? Brunel hat viel Geduld. Glaubst du wirklich, du könntest auf ewig mein Wachhund sein?»
    Er schwieg. Sie lächelte, und in diesem Lächeln lag genausoviel Verstehen wie Traurigkeit. «Du brauchst nicht zu antworten, Willie. Ich weiß es. Du hast viel Freude an mir gehabt, und darüber bin ich froh. Aber du würdest nie für immer bei einem Mädchen bleiben.
    Du hast deine eigenen Bindungen. Ich habe Brunel und die anderen über dich und Modesty Blaise sprechen hören. Sie verstehen es nicht. Und vielleicht verstehe ich es auch nicht, weil ich sie nicht kenne. Aber ich glaube, du hast bessere Bindungen als ich. Du wirst sie nie lösen wollen, aber du könntest es auch nicht, selbst wenn du wolltest. Sie sind schon zu stark. Genau wie meine.»
    Willie Garvins Verstand arbeitete auf zwei Ebenen.
    Auf der einen Ebene wog er sorgsam ab, was Lisa sagte, versuchte, das Echte vom Falschen zu trennen, und hatte Mühe, überhaupt falsche Töne zu entdecken. Auf der anderen nahm er ihre Worte für bare Münze und war auf eine sonderbare Weise gerührt.
    «Woher stammst du, Lisa?» fragte er langsam.
    Sie lag einen Moment lang da und dachte nach. Sie waren schon auf anderen Bahnen, als Brunel ihr erlaubt hatte, und auf einem Gebiet, wo sie ihr eigenes Urteil bilden mußte. Das war neu und schwierig für sie. Sie lauschte, ob ihr die Stimmen einen Fingerzeig geben würden, aber sie schwiegen. Also mußten sie billigen, was sie tat, obwohl sie nur nach ihren eigenen Gefühlen und Impulsen handelte. Solange sie nur ihre eigentliche Aufgabe erfüllte, würde alles in Ordnung sein. Es schien, daß sie dieses eine Mal keine Rolle zu spielen brauchte. Sie konnte einfach die Wahrheit sagen.
    Sie sagte: «Ich weiß nicht sicher, woher

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