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Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Modesty Blaise 05: Die Goldfalle

Titel: Modesty Blaise 05: Die Goldfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Vaubois hatte mit der örtlichen Gendarmerie Kontakt aufgenommen und erfahren, Madame Nowikow sei noch immer dort. Und jetzt wollte Modesty Blaise noch heute nach Pelissol fliegen.
    Tarrant war niedergeschlagen. Es würde wieder geschehen, das sah er kristallklar vor sich. Modesty wollte sich mit Brunel anlegen, und diesmal würde etwas Endgültiges geschehen müssen. «Dieses verdammte Albino-Mädchen», sagte er erbittert, «hat Willie wahrscheinlich reingelegt.»
    «Möglich.» Willie blickte auf. «Ich schätze, die Wahrscheinlichkeit beträgt etwa ein Prozent.» Er lächelte. «
Die Lippen der Hure sind süß wie Honigseim, und ihre Kehle ist glatter denn Öl
. Aber diesmal nicht, glaube ich.»
    «Bei Brunel ist mir auch ein Risiko von eins zu hundert zu hoch.» Pennyfeather sah Willie verständnislos an. «Wie kommst du auf einmal auf Honigseim?»
    «Sprüche Salomos, Kapitel 5, Vers 3.»
    Modesty erklärte: «Willie hat die Psalmen und die Sprüche Salomos in seiner Jugend auswendig gelernt, als er eine Zeitlang in Kalkutta im Knast saß. Er hat für jede Gelegenheit ein Zitat.»
    «Ah, ich verstehe. Ich war nie gut im Auswendiglernen. Ich habe allerdings auch nie im Kittchen gesessen.»
    «Mach dir nichts daraus, Liebling, wir können nicht Willies sämtliche Vorzüge besitzen.» Sie sah Tarrant an.
    «Wie hätte das Mädchen ihn reinlegen können? Sie wurde auf uns angesetzt, um uns zu bespitzeln, und dann wieder zurückgeholt. Sie wollte nichts von ihm.
    Dabei hat sie sich in ihn verknallt und allerhand ausgeplaudert, das Brunel sicher geheimhalten wollte. Er ist vielleicht ein eiskalter Gauner, aber er will wohl kaum unter die Leute bringen, daß er seine eigene Adoptivtochter aufs Kreuz legt und sie Adrian Chance überläßt, wenn er gerade mal keine Lust auf sie hat. Wo soll da die Kriegslist sein? Und glauben Sie wirklich, daß sie Willie reinlegen könnte?»
    «Vielleicht nicht.» Tarrant rang nach dem richtigen Ausdruck für einen Gedanken, der noch nicht ganz Form annehmen wollte. «Aber vielleicht hat sie gar nicht gewußt, daß sie ihn hereinlegte.»
    «Was soll das heißen?»
    «Weiß der Himmel», meinte Tarrant unschlüssig. «Es ist nur so, daß Brunel und seine Machenschaften mir Angst einjagen.»
    «Dadurch können wir uns nicht abhalten lassen», sagte sie beinahe freundlich.
    Willie erhob sich. «Soll ich einen Linienflug oder ein Privatflugzeug buchen, Prinzessin?»
    «Ein Privatflugzeug, würde ich sagen, Willie. Erkundige dich mal, ob Dave Craythorpe frei ist. Er kann uns auf dem Flugplatz absetzen, der Pelissol am nächsten liegt, und uns die Fahrt von Paris ersparen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.»
    «In Ordnung.» Willie nahm den Hörer ab und wählte. Modesty setzte sich in einen Sessel und lehnte sich zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Beine übereinandergeschlagen. Scheinbar betrachtete sie ein Bild von Paul Klee, das vor ihr an der mit Zedernholz getäfelten Wand hing, aber Tarrant wußte, daß sie jetzt, da die Entscheidung gefallen war, ihre Gedanken ordnete. Er wußte auch, daß es keine halben Sachen geben konnte. Sie war entschlossen, Brunel an einer weiteren Folterung zu hindern, und das konnte sie nur erreichen, indem sie ihn vernichtete. Hätte sie nur seine Pläne vereitelt, so wäre sie das Risiko eingegangen, zu einem von Brunel gewählten Zeitpunkt und auf eine von ihm gewählte Art vernichtet zu werden. Und deshalb ergriff sie jetzt die Initiative. Von diesem Augenblick an war es unausweichlich, daß einer von beiden schon bald sterben würde, und Tarrant wußte, warum er so viel Angst vor Brunel hatte. Seines Wissens hatte Brunel, mit Ausnahme der Geschichte mit den Singapur-Papieren, nie eine Niederlage erlitten, nicht einmal annähernd. Er verfügte über Mittel, von denen Chance und Muktar nur ein kleiner Teil waren. Zwar hatten Modesty und Willie bisher auch noch jeden Kampf am Ende siegreich bestanden, aber sie waren mehrmals haarscharf einer Katastrophe entgangen, denn sie arbeiteten allein, ohne gekaufte Kreaturen, und standen oft einer erdrückenden Übermacht gegenüber.
    Traurig überließ er sich jetzt der Betrachtung dieser ungewöhnlichen Frau; das Haar schwarz wie Rabenfedern, die Nase schmal, Augen, deren Farbe von dunklem Indigo bis Mitternachtsblau wechselte, der Mund breit, die Lippen ein wenig geöffnet, jetzt, da sie nachdachte – und der lange, grazile Hals. Da die Schultern durch die erhobenen Arme zurückgezogen wurden,

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