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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Rennfahrertempo fahren.» Sie blickte in den Rückspiegel. «Nur ein Mann im Wagen, soviel ich sehe. Wir werden die Sache erledigen, sobald er sich deklariert.»
    Sie nahm die Automatic, eine MAB .25, aus der Tasche und reichte sie zwischen den Sitzen nach hinten.
    «Ich will keine Schießerei, Waldo. Aber wenn alles schiefgeht, können Sie sie vielleicht gebrauchen. Bleiben Sie liegen, wenn wir anhalten, und zeigen Sie sich nicht. Wenn irgend jemand die hintere Tür öffnet, um hereinzuschauen, dann wissen Sie, daß etwas danebengegangen ist und ich aktionsunfähig bin. Dann müssen Sie sich Ihrer Haut wehren.»
    Er zögerte, und sie wußte, daß er protestieren wollte, aber nach einem Augenblick sagte er: «Verstanden.»
    Sie erlaubte sich ein kurzes Lächeln. Waldo war ein Professional, kein Mann, der einem in den Arm fiel, wenn es hart auf hart ging.
    Der Mercedes kam näher, blinkte und hupte. Sie wurde ein wenig langsamer, drehte sich um und sah über ihre Schulter. Im Mercedes saß nur ein Mann.
    Offensichtlich plante er eine harmlose Eröffnung …
    Besorgnis über ein flatterndes Hinterrad am Volvo oder einen verdächtigen Reifen. Irgendeinen Vorwand, um sie zum Anhalten zu bewegen und einen Blick in den Wagen werfen zu können.
    Vor zwei Minuten hatte sie die Scheibenlüftung abgeschaltet. Die Seitenfenster waren bereits beschlagen, und nur das elektrisch geheizte Heckfenster blieb klar.
    Blinkende Scheinwerfer von hinten und immer dringlicheres Hupen. Die Straße vor ihr verbreiterte sich zu einem kurzen Parkstreifen. Hier hatte Bodenwärme die dünne Schneedecke zum Schmelzen gebracht. Im Gegensatz zu der Staub- und Kiesoberfläche der Straße gab es hier einen glatten, trockenen Tarmacbelag. Sie fuhr auf den Parkstreifen und hielt an.
    Der Mercedes fuhr vor und stoppte abrupt. Sie stand bereits auf der Straße und hatte die Wagentür geschlossen, als er auf sie zukam. Er lächelte, aber seine Augen blieben kalt.
    «Entschuldigen Sie, Fröken. Unter Ihrem Volvo scheint etwas locker zu sein –» Er blieb stehen und täuschte Überraschung vor. «Ist das nicht die Dame, die wir gestern abend kennenlernten?»
    «Fanden Sie Ihren Freund?» fragte Modesty. Seine rechte Hand war in der Tasche der schweren, hüftlangen Jacke, die der Mann trug. Drei Schritte von ihr entfernt blieb er stehen.
    «Nein, wir fanden ihn nicht, Fröken», sagte er, sie scharf beobachtend. «Fanden
Sie
ihn?» Sein Lächeln war verschwunden. Sie wußte, daß ihr rasches Aussteigen und das Schließen der Wagentür seinen Verdacht verstärkt hatten. Als sie nicht antwortete, sagte er: «Ich möchte, bitte, in Ihren Wagen schauen.»
    «Nein», sagte sie. «Gehen Sie zurück zu Salamander Vier und sagen Sie ihnen –»
    Weiter kam sie nicht. Die Nennung dieses Namens sollte ihn für eine Sekunde lähmen, lange genug, daß sie mit dem Kongo zuschlagen konnte, dem kleinen Doppelpilz aus hartem, poliertem Sandelholz, den sie derart in der Rechten hielt, daß die beiden Knöpfe aus ihrer Faust herausragten. Ihre Hand war in der Tasche des Lumberjacks verborgen.
    Aber ihre Berechnung erwies sich als falsch. Kaum hatten die Worte «Salamander Vier» ihre Lippen verlassen, als er einen Revolver aus der Tasche riß und auf ihren Kopf schoß.
    Es war ihre eigene Reaktionsgeschwindigkeit – viel schneller als jeder Gedanke –, der sie rettete. Und vielleicht auch die lange Erfahrung, die sie gelehrt hatte, daß es sinnlos ist, sich auf kurze Entfernung vor einer Schußwaffe zu ducken oder zurückzuweichen. Eine Kugel tötete ebenso sicher auf drei Meter Entfernung wie auf einen, und ein Zurückweichen erlaubt dem Angreifer mehr Schüsse.
    Sie war seitlich ausgewichen und stürzte auf den Revolver los. Die Kugel pfiff an ihrem Kopf vorbei und verfehlte ihn um Fingerbreite. Dann schloß sich ihre linke Hand um Lauf und Verschluß, drückte mit aller Kraft zu, hielt den Hahn zurück und zwängte ein Stückchen Fleisch zwischen Hahn und Patrone.
    Sie versuchte nicht, den Lauf seitwärts zu drehen oder dem Mann die Waffe zu entreißen, sondern ging mit der Bewegung seines Arms mit, als er zurückfuhr, und im gleichen Moment schlug sie mit dem Kongo in ihrer Rechten zu – nach der Schläfe zielend. Als er gegen die Motorhaube des Volvo zurücktaumelte, entglitt ihm der Revolver und blieb verkehrt in ihrer Hand. Der Schlag mit dem Kongo war von einer schlechten Position aus erfolgt und hatte sein Ziel nicht genau getroffen. Der Mann ging nicht zu Boden,

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