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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Gesicht, eher häßlich, aber sympathisch. Er war barhäuptig und trug einen grünbraunen Lumberjack und eine dunkle Hose, die in Lederstiefeln steckte. Zwischen zwei Fingern und dem Daumen der linken Hand hielt er die Klinge eines anderen Messers – eines Zwillings des geworfenen.
    Hemmer war zuerst von seiner enormen Größe beeindruckt. Doch dann erkannte er, daß der Mann zwar groß war – beinahe zwei Meter –, daß es aber die Wirkung seiner Persönlichkeit war, die den Raum zusammenschrumpfen ließ. Der Mann besaß eine Ausstrahlung, die enorme Vitalität mit ruhiger Selbstsicherheit ohne eine Spur von Einbildung vereinte.
    «Willie Garvin», sagte der Mann, obwohl das Messer und das eine Wort offensichtlich als Einführung genügt hatten. Dann, als Hemmer seinen Arm befreite und sich aufzurichten begann: «Bleiben Sie unten, Mr. ’emmer. Sie könnten im Weg sein.»
    Hemmer blieb in seiner geduckten Stellung. Die zwei Männer hatten sich noch nicht aus der Erstarrung gelöst, und in ihren Augen lag Furcht. Willie Garvin schloß die Tür hinter sich und ging ohne Eile auf die Männer zu; jetzt ruhte der Messergriff leicht auf seiner Schulter.
    «Besser, man lernt sich kennen», sagte er, als er an dem spitznasigen Mann vorbeikam. «Wer sind Sie?»
    Beim letzten Wort hob er den rechten Arm und stieß so rasch nach hinten zu, daß Hemmer es nur verschwommen sehen konnte. Garvins Ellbogen traf den Mann genau unter dem Ohr. Seine Knie gaben nach, und er sackte lautlos zusammen.
    Jetzt drehte Willie Garvin das Messer um und hielt es am Griff. Er setzte zu einem raschen Stoß gegen den Magen des bärtigen Mannes an. Es war eine Finte, die eine instinktive Reaktion auslöste. Die Hände des Mannes kamen herunter, um den Stoß abzuwehren, und in derselben Sekunde machte Garvin noch einen halben Schritt vorwärts, schlug aufwärts und traf den Mann mit der Handkante seiner Rechten am Unterkiefer.
    Der bärtige Mann schien einen Augenblick zu wachsen, dann fiel er zu Boden.
    «Könnten Sie vielleicht einen Strick finden, Mr. ’emmer», sagte Willie Garvin höflich. «Wir werden die beiden fesseln, und dann könnten wir gemütlich Kaffee trinken.»
    Hemmer stand schwerfällig auf. Er versuchte eine Frage zu formulieren, doch seine Verwirrung war noch zu groß. «Strick», wiederholte er mechanisch und nickte. «Ja.» Er ging in die Küche.
    Als er mit einer Bilderschnur zurückkehrte, waren Willie Garvins Messer verschwunden, und der Hammer mit dem gespaltenen Stiel lag auf dem Tisch. «Tut mir leid, etwas kaputt gemacht zu haben», sagte Willie.
    «Die Prinzessin trug mir auf, nicht härter vorzugehen als unbedingt nötig, daher dachte ich, daß ein netter Wurf die beiden zur Ruhe bringen würde.»
    «Und auch Ihr Name, scheint mir.»
    «Ja, für manche Leute hat er einen besonderen Klang», stimmte Willie zu.
    Hemmer rieb seine Brauen. «Sie sagten … die Prinzessin?»
    «Modesty.» Willie nahm Hemmer die Schnur aus der Hand und kniete neben dem Spitznasigen nieder.
    «Sie rief mich gestern nochmals an, nachdem Sie schlafen gegangen waren. Ich ließ den Landrover auf der anderen Seeseite und ging das letzte Stück Weg zu Fuß.
    War bereits ein paar Stunden vor Sonnenaufgang im Badehaus und wartete.»
    «Aber … das war, bevor sie abfuhr!»
    «Natürlich, wir mußten einander ablösen, aber sie wollte nicht, daß ich mich zeige. Vielleicht beobachteten die beiden das Haus, und sie fürchtete auch, daß Sie sich aufregen und eine lange Diskussion beginnen könnten. Wie steht es mit dem Kaffee, Mr. ’emmer?»
    Hemmer ging in die Küche und begann Kaffee zu kochen. Er stellte fest, daß seine Hände zitterten; es war die Reaktion auf den Augenblick furchtbaren Erschreckens. Als er fünf Minuten später zurückkam, waren die beiden Männer bei Bewußtsein. Sie lagen mit am Rücken gebundenen Händen, und ihre Gesichter waren bleich vor Angst. Willie Garvin rauchte eine Zigarette und betrachtete mit intensiver Konzentration die Statue.
    «Das haut hin», sagte er bedächtig. «John Dall wird begeistert sein. Der Körper ist vollkommen. Er lebt.
    Man kann beinahe das Herz schlagen sehen. Bloß das Gesicht muß noch fertig werden, nicht?»
    Hemmer stellte Kaffeekanne und Tassen auf den Tisch. Er sagte: «Sie bat Sie hierher, um mich zu beschützen. Woher wußte sie, was geschehen würde?»
    «War doch sonnenklar, daß Waldo eine ganz hübsche Spur hinterlassen haben mußte», sagte Willie sanft.
    «Und alles sprach

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