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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Schußlinie halten, bis wir zurückgetrieben oder von der Maschinenpistole erledigt waren. Wichen wir zurück, gingen die Männer mit den Lampen vor, und der Mann mit der MPi folgte ihnen im Dunkeln. Wir hatten kein Ziel.
    Ich wünschte, ich hätte die zwei Granaten geschärft, die in meinem Sack waren, doch wir hatten nicht gedacht, daß wir sie brauchen würden, und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen. Der Mann mit der Maschinenpistole kam die Treppe herauf und feuerte in kurzen Intervallen.
    Die Prinzessin berührte meinen Arm, und wir rannten. «Hinunter und hinter sie, wenn wir einen Weg finden», sagte sie. Das war vernünftig. Ein langsamer Rückzug vor einem langsamen Vorrücken konnte uns nicht viel helfen. Das Beste war, so rasch als möglich zu verschwinden, während sie heraufkamen. Eine andere Treppe hinunter, dann durch das Erdgeschoß und ihnen in den Rücken fallen. Ich behaupte immer noch, daß diese Überlegung richtig war, obwohl sie sich als so falsch erwies, daß sie von mir hätte stammen können!
    Natürlich mußte es eine zweite Treppe geben, und es gab auch eine. Wenn ich jedoch den Namen jenes verrückten Schotten ausfindig machen könnte, der eine schmale Treppe am Ende des Westflügels bauen ließ, die das Erdgeschoß nicht berührt und direkt in den Keller führt, würde ich sein Grab zertrampeln. Wir gingen hinunter. Und hinunter. Jetzt hatte ich meine eigene Taschenlampe herausgenommen, weil es nirgends Licht gab. Nach dem Lärm der Schüsse zu schließen drangen sie rascher vor, als wir gedacht hatten. Endlich kamen wir durch einen Türrahmen ohne Tür und mit gebrochenen Angeln in einen großen, feuchten Keller. Von Schimmel bedeckte Steingewölbe; überall zentimeterdicker Staub und Unmengen von Gerümpel. Sachen, von denen man sich nicht vorstellen kann, daß sie jemals gekauft oder gebraucht wurden, die vielmehr speziell dafür erzeugt zu werden scheinen, den Keller zu füllen.
    Wir verlangsamten unser Tempo und gingen – auf der Suche nach einer Tür zum Erdgeschoß – um die Steinpfeiler herum.
    Keine Tür. Wir waren bereits um eine Ecke gebogen und zu dem Keller gelangt, der unter der Verbindungshalle lag. Bald erreichten wir die letzte und äußerste Ecke, wo das andere Ende der Halle an den Ostflügel anschloß. Immer noch keine Tür. Wir gingen unterhalb des Osttraktes weiter. Ich blieb stehen und ließ das Licht meiner Taschenlampe einen Kreis zeichnen. Feuchte, schimmelige Wände. Alte Steinpfeiler, die in das Deckengewölbe mündeten. Staub, Spinnweben. Kram. Keine Tür. Keine Falltür.
    Mit zusammengebissenen Zähnen sagte die Prinzessin: «Wer hat diesen verdammten Kasten gebaut?» Sie flucht nur selten, aber jetzt war sie richtig wütend. Ich bekomme immer Lust zu lachen, wenn sie in dieser Stimmung ist. Über jemanden wie Rodelle, der seine Experten auf sie ansetzt, gerät sie nicht in Wut. Es sind immer kleine Dinge, groteske Ärgernisse, die sie zur Weißglut bringen, wie etwa dieser Clown, der Glencroft Castle erbaut hatte und vergaß, eine Tür anzubringen, damit wir dreihundert Jahre später aus dem Keller könnten. Ich muß allerdings hinzufügen, daß er auch nicht zu meinen liebsten Baumeistern zählt.
    Ganz plötzlich hörten wir Schüsse, die wesentlich näher klangen, und ich wußte, daß Rodelles Männer die Kellertür erreicht hatten, durch die wir gekommen waren. Die einzige Tür. Sie waren immer noch durch zwei Mauerecken von uns getrennt, aber lange würden sie nicht mehr brauchen. Ich legte die Taschenlampe auf den Boden und begann die beiden Granaten herzurichten. Ich stand bei einem Steinpfeiler, die Prinzessin kniete neben mir. Jetzt war sie wieder völlig ruhig. Sie schob eine Haarsträhne zurück, die über ihre Augen gefallen war, kniete einfach da, den Colt in der Hand, und beobachtete die Biegung der Mauer, wo Rodelles Männer demnächst auftauchen mußten.
    Auf eine seltsame Art fühlte ich mich glücklich, wie immer, wenn wir zusammen in der Klemme sitzen. Ich habe versucht zu analysieren, warum, aber ich kann es nicht. Bestimmt verspüre ich keinen Todeswunsch, ganz im Gegenteil. Vielleicht ist es, weil ich im Innersten überzeugt bin, daß es gut ausgehen muß, wenn die Prinzessin dabei ist. Das hat mehr für sich, als man meinen würde, denn Modesty war von frühester Kindheit an die große Überlebende. Ihr Überlebenswille ist so hart wie der Kohinoor-Diamant und ebenso groß.
    Sogar jetzt hätte ich gewettet,

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