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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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rasch hierhergelangt war. Wir verschwendeten keine Zeit. Sehr bald würde es einiges zu erledigen geben, und dazu mußte ich wieder halbwegs in Form sein. Diese kleine Pause, in der ich sie zusammenflickte, wirkte Wunder. Die Schulter war wieder dort, wo sie sein sollte, und Modesty war frei – ich fühlte mich mit jeder Minute besser.
    Als ich sie, so gut ich konnte, versorgt hatte, zog sie wieder ihre Slacks an und sagte: «Denk dir etwas Besonderes aus, das ich bei Gelegenheit für Lady Janet tun könnte, Willie.» Ich versprach ihr, mir etwas einfallen zu lassen, dann fragte ich: «Was hatte Rodelle im Sinn?»
    «Er wollte mit dir abrechnen», sagte sie mit etwas müder Stimme. «Damals in Istanbul überlebte er dein Messer, aber der Sturz machte ihn zum Krüppel. Ich glaube, seit damals wird er von Haß zerfressen. Das hier hat er geplant, und es bereitete ihm großes Vergnügen.»
    Wir sortierten den Inhalt meines Sacks, und sie schnallte sich den Gürtel mit dem 32er Colt um und steckte den Kongo in die Tasche. Ich prüfte die Messer in den Futteralen meines Anoraks. Es war eine automatische Bewegung. Eigentlich dachte ich bloß an Rodelle und fragte mich, was dieses «es» war, das ihm so großes Vergnügen bereitet hatte.
    «Er wollte, daß du aus eigenem Antrieb hierherkommst», sagte sie. «Unter dem Schloß sind große Kellergewölbe. Er wollte dich fesseln, und dann sollten seine Experten mich vor deinen Augen auseinandernehmen.
Dich
wollte er nicht töten. Tot sein tut nicht weh. Er plante, dich fürs Leben kaputtzumachen, und dazu ließ er sich einiges einfallen.»
    Wieder wurde mir kalt. Doch diesmal war es nicht die Kälte des Schmerzes, sondern eine Art tödlicher Kälte.
    Sie sagte: «Du solltest zuschauen, während seine Männer mir dies und jenes antaten. Und zum Schluß wollten sie mich zu Tode peitschen.» Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und stand auf. Männer im Rollstuhl zu töten gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, Rodelle aber würde ich töten, ohne mit der Wimper zu zucken.
    «Sehen wir zu, daß wir das rasch erledigen, Prinzessin», sagte ich.
    Einen Augenblick dachte ich an Janet und wie sie sich nach ihrem häßlichen Unfall wieder hinaufgekämpft hatte. Rodelle hatte nicht gekämpft, er hatte bloß gehaßt. Das machte ihn noch unmenschlicher als vorher, und das hätte ich kaum für möglich gehalten.
    Wir verließen das Zimmer und gingen einen breiten Korridor entlang zur Treppe. Zu planen gab es nicht viel. Wir wollten einfach ins Zimmer gehen und das Nötige tun. Mit dem Colt konnte die Prinzessin drei von ihnen binnen einer Sekunde erledigen. Meinen linken Arm konnte ich noch nicht gebrauchen, aber auch mit einem Arm würde ich in etwa der gleichen Zeit die beiden anderen mit meinen Messern ausschalten.
    Halle und Treppe waren schlecht beleuchtet, und durch einen Spalt unter der Tür konnte ich sehen, daß in dem Zimmer der Männer ein helleres Licht brannte.
    Wir waren ungefähr in der Mitte der Treppe, als etwas schiefging. Was eigentlich geschah, werden wir nie erfahren; vielleicht hörten sie einen Lärm, vielleicht war jemand draußen spazierengegangen und hatte das Seil aus dem Fenster hängen sehen. Was immer es auch war, sie wußten, daß das Blatt sich gewendet hatte.
    Plötzlich ging das Licht in der Halle aus. Und ebenso das Licht unter der Tür. Vermutlich hatten sie die Sicherungen herausgenommen. Eine Sekunde später war die Tür offen, und jemand feuerte mit einer Maschinenpistole auf uns.
    Nicht direkt auf uns, da er blind schoß, aber nahe genug. Wie aufgeschreckte Hasen liefen wir die Treppe wieder hinauf. Unten konnte ich Rodelle rufen hören.
    Seine Stimme war schrill, es war mehr ein Schreien als ein Rufen. Dann wurden Taschenlampen angeknipst, und ihr Lichtstrahl fiel auf die lange, geschwungene Treppe. Aber da hatten wir bereits den ersten Stock erreicht.
    Ein Hauskampf im Dunkeln ist eine verteufelte Sache. Der Vorteil liegt eindeutig bei dem, der über die größere Feuerkraft verfügt, und in diesem Fall waren das Rodelles Leute. Die Prinzessin beugte sich über die Balustrade und versuchte eine Taschenlampe zu erspähen, um auf sie zu schießen. Doch wir konnten nur den Lichtstrahl sehen, nicht die Lampen. Wieder eine Feuergarbe, und wir sprangen rasch zurück. Die Lichtstrahlen bewegten sich und schienen vom Fuß der Treppe hinauf.
    Die Situation war nicht hübsch. Die Männer mit den Taschenlampen würden sich aus der

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