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Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Titel: Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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zu bewahren, aber das hier hatte ihn völlig überrumpelt.
    «Regen Sie sich nicht auf.» Willie blickte auf die Uhr. «Ich habe dieses Haus ein paar Wochen lang beobachtet. Blakeson wird heute abend erst lange nach Mitternacht heimkommen. Mittwoch kommt er nie früher.» Er stellte die Flasche mit den Gläsern weg, mit planvoll präzisen Bewegungen, nahm er die Zigarre aus Tarrants erstarrter Hand, drückte sie ihm Aschenbecher aus, zog das Ziertaschentuch aus Tarrants Jackentasche, breitete es auf dem Tisch aus, schüttete Asche und Zigarrenkippe hinein, wischte den Aschenbecher mit der einen Ecke sauber, knüllte das Ganze zusammen und steckte es in Tarrants Jackentasche.
    «In Ordnung. Nehmen Sie Ihren Hut und den Schirm, dann wollen wir von hier verschwinden.»
    Mit einer gewaltigen Anstrengung überwand Tarrant seine Sprechhemmung. «Willie …! Wenn Sie das Zeug nicht sofort zurückbringen, werde ich … werde ich …» Er unterbrach sich, verloren, unfähig, an irgendeine Drohung zu denken, die er aussprechen könnte.
    «Scht!» Willie steckte den Kopf etwas vor und lauschte. Im nächsten Augenblick war er an der Tür und knipste das Licht aus. In dem schwachen Lichtschein vom Flur her sah Tarrant, daß sich Willie zum Fenster bewegte und die schweren Vorhänge ein wenig auseinanderzog. Er hörte von unten her das Geräusch einer zuschlagenden Autotür.
    «Der Schweinehund ist früher zurück», flüsterte Willie. «Nichts als weg jetzt!»
    Soweit Tarrant fähig war, zusammenhängend zu denken und sich etwas zu wünschen, wünschte er inbrünstig, er wäre jetzt tot. Er fühlte sich am Arm gepackt und den Flur entlanggeschubst. Es war jetzt dunkel. Willie hatte offenbar das Licht ausgeschaltet. Er hatte eine Stablampe in der Hand. Er führte Tarrant durch eine Tür in ein Schlafzimmer – nicht in das mit dem Wandsafe. Ein Kleiderschrank. Willie öffnete dessen Tür, stieß Kleider beiseite.
    «Hier hinein, schnell! Wir kommen nicht mehr runter und zur Hintertür raus.»
    Tarrant gehorchte. Den Rücken gegen die Seitenwand des Schranks sank er langsam in eine sitzende Stellung. Hut und Schirm wurden ihm in die Hände gedrückt. Er hörte die Vordertür unten laut zuschlagen.
    Der Taschenlampenstrahl lag auf Tarrants Gesicht, dahinter flüsterte Willies Stimme: «Verhalten Sie sich ruhig und bewegen Sie sich nicht. Ich krieche unter das Bett. Wir machen uns davon, wenn es sicher ist. Es kann eine Weile dauern. Aber bleiben Sie einfach still sitzen.»
    Die Schranktür schloß sich. Tarrant kauerte in totaler Finsternis, fast wie ein Fetus im Mutterleib, immer noch unfähig, klar zu denken. Nur der Gefühle und Vorahnungen war er sich bewußt, die ihm durch den Kopf wirbelten und ihm den Angstschweiß auf die Stirn trieben. Wenn er entdeckt würde … Wenn man ihn hier fand, in dieser Situation, was in Gottes Namen sollte er dann sagen?
    Etwas drückte ihn in die Hüfte, etwas in seiner Jackentasche. Es konnte nicht das Taschentuch mit der Asche und dem Zigarrenstummel sein. Vorsichtig fühlte er durch den Stoff. Kleine runde Dinger. Eine ganze Reihe davon. Oh, allmächtiger Gott, die Perlen. Willie hatte sie ihm heimlich in die Tasche gesteckt …
Sie können die Perlen haben
.
    Tarrant wurde sehr zornig, eine Flut von wüsten Flüchen fuhr ihm durch den Kopf. Sich behutsam bewegend wischte er sich die schweißnasse Stirn. Von irgendwoher, vielleicht aus dem Wohnzimmer, erklang Musik. Er erkannte die Ouvertüre zu Verdis
Macht des Schicksals
.
    Etwas später hörte er abgestumpft, wie Preziosilla den Rataplan-Chor sang. Der dritte Akt von vieren. Es schien, daß dieser – wie hieß er doch? – Blakey, Blakeson? – ein Opernliebhaber war. Tarrant betete, daß der Schweinehund nach diesem Akt endlich schlafen gehen würde. Seine Glieder wurden steif, die Luft im Schrank war verbraucht, und Müdigkeit überkam ihn, aber der erste Schock war nun vorüber. Langsam lockerte er das eine verkrampfte Knie, dann das andere. Er bereitete sich auf eine längere Wartezeit vor, mit den wildesten, einander widerstreitenden Gefühlen. Einerseits hätte er mit dem größten Vergnügen Willie Garvin mit der Axt erschlagen. Andererseits war es erleichternd, zu wissen, daß Willie in der Nähe war und sie beide mit seiner großen Erfahrung in solchen Dingen ganz bestimmt sicher von hier wegbringen würde.
    Sehr viel später fuhr er aus einem alptraumähnlichen Halbschlaf hoch, als an der Schranktür ein schwaches Klopfen

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