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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Kelchblättern und der purpurnen Lippe. Ist sie nicht hübsch? In der Natur kommt sie bloß in bestimmten Sumpfgegenden Nordamerikas vor. Es ist also ganz tüchtig, daß sie hier wächst, nicht wahr? Sie braucht natürlich sehr viel sauren Kompost und muß es immer feucht und kühl haben. Ich will nicht behaupten, daß alle diese Blumen seltene Exemplare sind, aber ich habe unter ihnen einige ziemlich besondere kleine Freunde. Dort drüben, seht ihr?
Paphiopedilum Stonei
, aus Borneo. Ganz selten. Sind diese schwarzroten Streifen nicht herrlich? Ach, und hier ist ein schrecklich rares
Dendrobium
aus Java. Einige meiner Freunde sind nicht sehr schwer zu züchten, aber andere sind wirklich ein wenig anspruchsvoll. Hallo, meine Lieben! Seid ihr alle brave kleine Blumen? Freut ihr euch, Vati zu sehen? Das ist fein. Und da hier habe ich etwas besonders Hübsches …»
    Beauregard Browne erzählte eine Viertelstunde lang, seine Worte und Sätze waren etwas manieriert wie immer, aber Gesicht, Augen und Verhalten wurden ganz ernst und konzentriert. Endlich hielt er inne und blickte eine Weile hingerissen auf die Pflanzen in dem zweiten großen Gewächshaus, dann holte er ein lavendelfarbenes Taschentuch hervor und wischte sich über Gesicht und Brauen. Abrupt kehrte sein übliches Benehmen zurück, und er sagte kichernd: «Ist das nicht alles faszinierend? Und jetzt muß ich euch noch die Aussicht bewundern lassen. Hierher, bitte. Nun, ist das nicht eher hübsch? Man kann über die Insel hinweg bis zum Hafen sehen. So nett mit all den Booten im Meeresarm. Was machen Sie eigentlich, Condori?»
    Der große Mexikaner hatte eine unangezündete Zigarette im Mund und untersuchte die Taschen seiner losen Buschjacke, die er während der Inselbesichtigung getragen hatte.
    «Entschuldigen Sie, Señor», sagte er. «Ich hatte bestimmt Streichhölzer.» Modesty erinnerte sich, sie gesehen zu haben, als Condori beim Schwimmbad eine Zigarette angezündet hatte – eine große Schachtel voller Streichhölzer mit roten Köpfen.
    Plötzlich verengten sich die Augen des Mannes, und er ging auf Willie Garvin zu. Sehr sorgfältig und gründlich tastete er dessen Arme, Beine und Körper ab.
    Beauregard Browne klopfte nachdenklich mit einem Finger auf seine weißen Zähne. «Es ist nicht wirklich aufregend», überlegte er, «aber es ist eine nette Ausrede für mich, Miss Blaise abzutasten, obwohl man sich schwer vorstellen kann, wo sie diese große Schachtel verbergen sollte, Condori. Trotzdem: Hände hoch, bitte. Danke, meine Süße. Ich muß sagen, Sie fühlen sich angenehm an. Oh, hier ist ein netter Platz. Nein, leider besitzt sie die Streichhölzer nicht, Condori. Wir müssen keine Brandlegung befürchten. Vermutlich haben Sie die Schachtel unten im Freizeitgebäude vergessen. Gibt es noch etwas, was unsere Besucher interessieren könnte? Ich glaube nicht, also werden wir in umgekehrter Reihenfolge zurückkehren. Mir nach, Patrouille!»
    Als sie die Kabine des Sesselliftes betraten, stolperte Willie und taumelte nach einer Seite, so daß Modesty das Gleichgewicht verlor. Sie riß an den Handschellen, warf ihm einen wütenden Blick zu und sagte: «Das hat meinen Handgelenken sauweh getan.»
    Er zuckte mürrisch die Achseln. «Meinen auch. Ist das unsere größte Sorge?» Beauregard Browne legte die Sicherheitsstange vor sich und Clarissa rief: «Keine Streitereien, meine Kinder.»
    Als sie zwei Minuten später neben Willie am Stahlkabel hing, flüsterte Modesty: «Streichhölzer?»
    Er nickte kaum merklich. «Ich warf sie in den Jeep und versteckte sie in der Leiste neben der Tür, bevor wir auf den Gipfel fuhren.»
    Sie wußte, daß er sie wieder aufgehoben hatte, als er vorgab zu stolpern. Er hatte das ausgezeichnet gemacht; selbst für jemanden so Geübten wie Willie war es nicht einfach, mit einer Streichholzschachtel, und noch dazu mit einer so großen, umzugehen, ohne dabei Lärm zu machen. Sie wußte nicht, ob und wie er sie gebrauchen wollte, aber das war seine Sache.
    Sie sagte: «Clarissa ist Nymphomanin, und sie steht auf dich. Wenn Beauregard Browne es erlaubt, wirst du es heute nacht mit ihr aufnehmen müssen.»
    Willie Garvin blickte zur Seite. Nach einem Moment – sie hörte in seiner Stimme einen Anflug von Amüsement – erwiderte er: «Danke, Prinzessin. Sie könnte durchaus nützlich sein.»

12
    Eine halbe Stunde vor Mitternacht drehte sich Clarissa in dem schwachen Licht der Zelle langsam im Bett um und sagte ein wenig

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