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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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inne, aber allein die Berührung sandte Schockwellen durch ihren Körper. Er ließ sie zurückfallen, und seine kalten blauen Augen fingen ihren Blick ein; ein warnender Finger richtete sich direkt auf ihr Gesicht. Nach einem Augenblick schluckte sie schwer und nickte, um zu zeigen, daß sie die Botschaft verstanden hatte.
    Er knöpfte sein Hemd zu, dann kniete er nieder und machte sich an dem oberen Stück des Tischbeines zu schaffen. Er bog es dort, wo er zugeschlagen hatte, vor und zurück, bis das Rohrmetall an der Bruchstelle flach wurde und schließlich abbrach. An der Bugstelle blieb eine scharfe Kante zurück. Willie Garvin stand auf und zog langsam den inneren Teil des ausziehbaren Fußes aus der äußersten Hülle, dann stieß er ihn wieder zurück und beobachtete genau die Gleitbewegung. Das äußere Rohr war etwa zwanzig Zentimeter lang, ein Ende war durch den Bruch völlig geschlossen. Das innere Stück war etwa doppelt so lang und aus massivem Metall und hatte eine Plastikhülle am Fuß.
    Willie stellte den Tisch verkehrt auf den Boden, ging in den Waschraum und kehrte kurz darauf mit einer großen Streichholzschachtel zurück. Dann hockte er sich neben dem Tisch nieder, breitete eine der Illustrierten aus, leerte die Streichhölzer aus der beinahe vollen Schachtel und begann sehr sorgfältig mit Hilfe des scharfen Endstückes des einen Rohres die roten Streichholzköpfe auf die Zeitschrift zu schaben.
    Clarissa lag auf der Seite und sah zu. Sie hatte ein wenig Angst, aber nicht vor Willie Garvin, denn sie hoffte, daß er sie nicht töten würde, solange sie seine Warnung befolgte. Aber wenn er ausbrach, könnte Beau sie bestrafen, und das wäre vermutlich unangenehm. Nicht, daß es Willie Garvin viel helfen würde, auszubrechen. Es gab auf der Insel keine Transportmöglichkeit, die ihn in Sicherheit oder auch nur aus der Radarreichweite hätte bringen können.
    Als der kleine Haufen von Streichholzköpfen wuchs, kam ihr eine Erinnerung: Sie war knapp dreizehn gewesen und mit Beau in der Garage ihres Vaters gestanden. Damals hatten sie sich noch mit bloßem Knutschen begnügt. Ein Junge in der Schule hatte Beau den Schlüssel-Nagel-Trick gelehrt, und jetzt wollte er ihn ihr zeigen. Sie versuchte begeistert dreinzuschauen, obwohl sie viel lieber mit ihm in den Wald gegangen wäre. Er hatte einen alten Schlüssel mit einem hohlen Schaft und einem Nagel, der locker in den Schlüssel paßte. Mit seinem Taschenmesser schabte er drei Streichhölzern die Köpfe ab und schüttete sie in den Schlüsselschaft. Dann band er das Ende einer kurzen Schnur an den Schlüssel, das andere an den Nagel.
    Hierauf schob er den Nagel in den Schlüssel. Die beiden Stücke sorgfältig an der Schnurschlinge haltend, ging er zur Tür, beugte sich über die Betonstufe und schwang sein Machwerk so, daß der Nagelkopf gegen die Vertikale der Stufe schlug und den Nagel in den Schlüsselschaft trieb.
    Es gab einen kurzen, lauten Knall. Eine Rauchfahne.
    Beau richtete sich auf und blickte begeistert auf den Schlüssel, der an der Schnur baumelte. «Das war ein verdammt schöner Knall, nicht wahr, Clarrie? Schau, er hat ein Loch in den Schlüsselschaft gebohrt!»
    «Ach nein, tatsächlich!»
    Er nahm den Nagel und schob das Ende mit Staunen und Befriedigung im Schlüsselschaft auf und ab.
    Während sie zuschaute, spürte sie, wie ihr zwischen den Beinen heiß wurde, und sie preßte sich enger an ihn. «Gehen wir spazieren, Beau. In den Wald.»
    Er lachte und warf Nagel und Schlüssel fort. «Du wirst bestimmt eine Nympho werden. Bestimmt. Aber wer hat was dagegen? Komm.»
    Als Clarissa den kleinen Haufen zerdrückter Streichholzköpfe wachsen sah, wußte sie ungefähr, was Willie Garvin im Sinn hatte, wußte, daß er den Plan bereits gefaßt hatte, als es ihm gelang, Condori die Streichholzschachtel zu entwenden. Als das letzte Hölzchen saubergeschabt war, nahm er vorsichtig die Zeitschrift auf und trug sie mit dem kurzen Rohrstück und dem massiven Tischbein in den äußeren Raum. Sekunden später war er zurück, hob Clarissa vom Bett auf und trug sie zu einem Stuhl, wo er sie sehen konnte.
    Einen Augenblick lang stand er an der Tür und legte die Handkante unterhalb eines Hemdknopfes an die Brust. Ihr wurde klar, daß er sich vorher die Höhe der Stange an der Außenseite der Tür im Verhältnis zu seiner Größe eingeprägt hatte. Fünf Zentimeter vom äußeren Türrand machte er ein Zeichen, dann benutzte er das Rohrstück mit dem

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