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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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scharfen Ende und trieb es in das feste Holz.
    Nach zehn Minuten hatte er eine Vertiefung von ein paar Millimetern gebohrt. Er hielt inne, bewegte die verkrampften Finger und ging in den Schlafraum.
    Er kehrte mit dem kleinen Tisch zurück. Ohne ein Wort zu sprechen arbeitete er, bis er ein anderes Bein abgebrochen hatte, dann bog er ein Ende zurück, um ein T zu formen. Jetzt hatte er einen wesentlich größeren Behelfsbohrer mit einem Griff, mit dem er eine Hebelwirkung erzielen konnte. Er legte das scharfe Ende in die Vertiefung und begann vorsichtig, geräuschlos, sein Werkzeug zu drehen.
    Nach einer Stunde döste Clarissa ein. Als sie kurz darauf wieder erwachte, sah sie, wie er mit Hilfe eines Trichters, den er aus einer Seite der Zeitschrift gemacht hatte, die abgeschabten Streichholzköpfe in das kurze Rohrstück füllte. Mit dem massiven Tischbein stieß er das Pulver bis an die Basis des Rohrs, dann führte er einen kleinen Papierpfropfen ein. Als er zur Tür ging und das Rohr mit der Basis zuerst in das Loch steckte, stellte Clarissa fest, daß er beinahe durch die Tür gebohrt hatte. Willie nahm das Rohr wieder weg, wickelte es in eine halbe Zeitungsseite, um es noch besser einzupassen, und verbrachte die nächsten Minuten damit, das Rohr ganz in das Loch zu pressen.
    Die Armbanduhr, die Clarissa abgelegt hatte, lag auf dem größeren Tisch, an dem sie gegessen hatten.
    Daneben lagen das Metallbein und zwei Gegenstände, die sie zuerst nicht erkannte. Dann sah sie, daß es zwei dicke Bleirohre waren, Teile der Abflußleitung des Waschbeckens, die Willie, während sie schlief, aus der Wand gerissen hatte. Eines war über einen halben Meter lang, das andere ungefähr zwanzig Zentimeter.
    Er sah auf die Uhr, zog sie auf, steckte sie in seine Tasche und bückte sich, um Clarissas Fußgelenke aufzubinden. Wieder hielt er ihr einen warnenden Finger unter die Nase. Jetzt nahm er das massive Metallbein, steckte ein Ende in das Rohr, das aus der Tür herausragte, und drückte behutsam dagegen, bis es fest am Papierpfropfen anlag. Das kurze Bleistück in der Linken, packte er mit der Rechten Clarissas Arm und zog sie rasch auf die Füße. Dann stellte er sie mit dem Rücken zur Wand knapp neben der Tür. Ihr Mund war trocken und pappig von dem Knebel, und sie wollte husten, hielt sich jedoch zurück. Der Instinkt sagte ihr, daß Willie Garvins wortlose Drohung kein Bluff gewesen war.
    Jetzt nahm er das längere Bleistück in die rechte Hand und maß die Entfernung. Das flache Ende des Bleistückes ruhte auf dem Metallbolzen seiner hausgemachten Minibombe. Er holte weit aus und ließ das Bleistück in weitem Bogen direkt auf den Metallbolzen herabsausen, so daß er mit voller Wucht gegen das eingeschlossene Pulver getrieben wurde.
    Der Krach der Explosion war lauter als Clarissa erwartet hatte, obwohl beinahe die ganze Energie gegen die Stange auf der Außenstange gerichtet war. Willie machte einen Schritt zurück, dann stieß er mit dem flachen Fuß neben dem verkohlten Loch gegen das Holz. Die Tür öffnete sich, und die gebrochene Stange fiel in zwei Stücken zu Boden. Im nächsten Moment wurde Clarissa von einer eisernen Hand gepackt, herumgedreht und vor Willie Garvin durch die Tür in den Vorraum geschoben, wo der überraschte Wächter in der Ecke eben seine Füße vom Tisch nahm. Er griff nach dem Gewehr, das vor ihm lag, und sie wollte durch den Knebel «Nicht schießen» schreien, als das kurze Bleistück an ihrem Ohr vorbeipfiff und den Wächter mit voller Wucht an der Schläfe traf. Er fiel zur Seite und lag still.
    In dem schmalen Gang ertönte hinter dem Gitter, das die Gefängnisflügel trennte, ein kurzer fragender Ruf, dann schrillte eine Alarmglocke. Willie gab dem nackten Mädchen einen Stoß, so daß sie auf das Gitter zu taumelte. Wieder versuchte sie den Mann, der die andere Abteilung bewachte, zu warnen, als er, das Maschinengewehr im Anschlag, durch den Korridor kam.
    Willie nahm das Gewehr vom Tisch und stellte beglückt fest, daß das, was er vor sich hatte, nicht eines der Ingram M-10 war, wie es die meisten Wächter hatten, sondern ein vollautomatisches Goff-Laser-Gewehr aus der Ausrüstung, die er und Modesty aus England mitgebracht hatten. Als er sich dem breiten Gang zuwandte, der ins Freie führte, erschien der Wächter vom anderen Flügel, wo Modestys Zelle lag, an der Gittertür, die die beiden Sektionen trennte. Clarissas nackter Körper versperrte ihm jedoch die Sicht.
    Er starrte

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