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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Insel überblickte.
    «Willie, wir werden nur einmal zusammen sein und eine Chance haben, und zwar wenn wir auf dem Richtplatz erschossen werden sollen. Wenn ich den Geistlichen erledige, haben wir den Vorteil der Überraschung für uns. Dann gibt es zwei Fluchtmöglichkeiten. Wenn du heute nacht hinaus kannst, mußt du beide überprüfen. Und zwar so …»
    Willie prägte sich jedes Wort ein. Als Modesty zwanzig Sekunden vor der Ankunft in der Bergstation geendet hatte, saß er ruhig da und starrte mürrisch auf das weit unter ihnen liegende Tal. Innerlich staunte er, wie sie jeden Faktor der Situation genutzt hatte, um einen Nachteil in einen Vorteil zu verwandeln, ohne dabei seine Initiative und seine Flexibilität zu beeinträchtigen.
    Er fühlte seinen Puls höher schlagen. Bis jetzt hatten sie im dunkeln gekämpft. Nein, nicht gekämpft, denn es gab niemanden, den man bekämpfen konnte. Jetzt war der Feind bekannt, und das hieß, daß die verbleibenden Rätsel ihre Wichtigkeit verloren hatten, denn im Grunde war das Problem ganz einfach: Gewinnen oder sterben. Eine gute, saubere Einfachheit. Selbst ihre verzweifelte Lage und der scheinbar unvermeidliche Ausgang konnten das Gefühl der Erleichterung, das ihn plötzlich erfaßte, nicht zerstören. Als die Sessel über den Rand des Steilhangs glitten und sich der Kabine näherten, die jetzt fünfzehn Meter entfernt war, sagte er: «In Ordnung, Prinzessin.»
    Der Wächter brachte den Lift zum Stillstand und hielt das Gewehr im Anschlag, während Condori die beiden von ihren Sesseln losmachte und sie mit einem Paar Handschellen aneinanderfesselte. Auf seinen Befehl hin blieben sie an der Tür stehen, während die nächsten Sessel ankamen.
    Beauregard Browne öffnete die Sicherheitsstange, half Clarissa aussteigen, klatschte in die Hände und sagte: «Die Patrouille wird nun eine kurze Besichtigung von
Paradise Peak
vornehmen.» Er ging auf eine kurze Felsrinne zu, und Modesty stellte einen neuen Eifer, eine echte ungekünstelte Erregung an ihm fest. Sie erinnerte sich, Ähnliches bemerkt zu haben, als er davon sprach, ihr seine Orchideen zu zeigen.
    Die Rinne führte zu einer Grasfläche auf dem Gipfel, die eine sanft abfallende, halbkreisförmige Mulde bildete. Sie wurde in einer Länge von etwa hundertfünfzig Metern von einem Klippenrand abgeschlossen. Der Gipfel auf der Landseite war von einem niedrigen, geschwungenen Felsgrat gesäumt, die schmale Rinne bildete den Zugang zum Sessellift. Die Mulde lag also geschützt, die Luft war unbewegt und warm. Ungefähr in der Mitte und nahe dem Felsgrat stand – einem winzigen Schweizer Chalet ähnlich – eine Hütte.
    Durch die offene Tür konnte man ein kleines Zimmer mit einem Tisch, zwei Stühlen und einem Gasofen sehen. Dahinter lag ein größeres Zimmer mit einem Bett.
    Ein wenig hinter dem Chalet, ebenfalls im Schutz des Felsgrates, standen zwei lange Treibhäuser und ein kleineres Glashaus. Bei allen dreien war die Nordseite aus Ziegeln, das Dach und die drei anderen Seiten aus Glas, von einem dünnen Stahlrahmen gehalten. Auf jedem Schrägdach konnte man halb herabgelassene Jalousien sehen. Eine Anzahl von Röhren liefen von den Treibhäusern zu einem großen Betongebäude mit Doppeltüren. Nahe den Klippen standen Gartenmöbel, eine Bambusschaukel und ein großer Sonnenschirm.
    Beauregard Browne breitete die Arme aus und verkündete: «
Paradise Peak
. Der Höhepunkt des Glücks. Natürlich werdet ihr nicht in die Glashäuser
hinein
gelassen, aber ich kann euch einige meiner kleinen Freunde von außen zeigen.» Er winkte Modesty und Willie beinahe vertraulich heran, und jetzt verschwand auch die letzte Spur von Affektiertheit. In den veilchenblauen Augen glühte ein Fanatismus, der jenem von Reverend Uriah Crisp glich.
    Im dem ersten der beiden großen Glashäuser schien es jede nur vorstellbare Farbe zu geben, und keine der unzähligen Blüten glich einer anderen. Die meisten Orchideen waren in Töpfen von verschiedener Größe gepflanzt, manche hingen in Teakholzkörben herab.
    Willie sah Modesty eine Sekunde lang an und wußte aus ihren Augen, daß sie neunzig Prozent ihrer Aufmerksamkeit von Beauregard Browne abgewandt hatte, um alle Details von
Paradise Peak
für spätere Überlegungen in sich aufzunehmen. Willie tat das gleiche, und die begeisterte Stimme drang kaum mehr an sein Ohr.
    «… und hier ist mein kleiner Freund Drachenmaul. Seht ihr? Dort, die rötlich-rosa Blüte mit den drei aufrechten

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