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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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Beauregard Browne. Mit einem ‹e›.»
    Clarissa lächelte herzlich und sagte: «Guten Tag.»
    Dr. Feng, der irgendein Unbehagen zu verbergen schien, nickte. Reverend Uriah Crisp starrte ihn aus rotgeränderten Augen an und sagte betrübt: «Ich fürchte, unser Bruder ist ein Sünder.»
    «Richtig, Uriah, aber das kommt später», sagte Beauregard Browne beruhigend. Er wies auf einen Stuhl neben Clarissa.
    «Setzen Sie sich, Mr. Kingston. Ich nehme an, Sie finden das alles etwas seltsam, es ist jedoch so, daß wir unglaublich viel zu tun haben, aber natürlich auch irgendwann essen müssen, und ich kann es einfach nicht leiden, wenn alle im Auto sitzen und an einem Sandwich nagen. Das ist doch barbarisch, nicht wahr? Habe ich nicht recht? Also bat ich Clarissa, ein Picknick vorzubereiten, damit wir uns zu Tisch setzen können, bevor wir mit der Arbeit beginnen.» Während er sprach, drückte er Kingston auf einen Stuhl, riß rasch und schmerzhaft das Pflaster von seinen Handgelenken und befestigte dann den Griff mit dem Drahtende an einen Teil des Stuhles, so daß Kingston keine Bewegung machen konnte, ohne daß die Schlinge um seinen Hals sich verengte.
    Beauregard Browne ging zum Tischende und setzte sich.
    Clarissa fröhlich anlächelnd, sagte er: «Komm, Puppe, nimm die Hand vom Schenkel dieses netten Herrn und leg ihm ein wenig Fleisch und Salat auf den Teller.»
    Kingston saß da und massierte seine Handgelenke.
    Beinahe wie eine Hitzestrahlung spürte er die Begehrlichkeit, die von dem Körper des Mädchens neben ihm ausging, aber sie erweckte keine Reaktion in ihm. Aus Gründen, die er nicht genau definieren konnte, jagte ihm diese verrückte Teegesellschaft mehr Furcht ein als jede offene Drohung. Sie war absurd und verwirrend, und es fiel ihm schwer, sein seelisches Gleichgewicht zu behalten. Mit vagem Erstaunen stellte er fest, daß der Priester unter seinem Jackett vermutlich eine Waffe trug. Die andern drei schienen unbewaffnet, aber er mißtraute dem Schein. In seiner Reichweite gab es nichts, das er als Waffe hätte benutzen können. Teller und Besteck waren aus Plastik. Der Klapptisch bot gewisse Möglichkeiten, würde jedoch schwer zu benutzen sein, solange er die Drahtschlinge um den Hals hatte. Und doch, wenn er schnell genug wäre … Seine Gedanken arbeiteten weiter. Wie von ferne hörte er das Mädchen sagen: «Ist das genug, Mr. Kingston? Es gibt noch mehr Zunge. Das Essen muß ein wenig mühsam für Sie sein, aber wenn Sie das Fleisch so aufspießen … hier, das werde ich für Sie eintauchen, ja?»
    Kingston blickte sie an und bemühte sich, erstaunt und ängstlich dreinzusehen, so daß sie die Erregung, die ihn plötzlich erfaßt hatte, nicht bemerken würde.
    Die Waffe des Priesters
! Jetzt war er überzeugt, daß es ein Revolver war. Er steckte unter dem schwarzen Jackett, nicht mehr als eine Armlänge entfernt – wahrscheinlich in einem Halfter, das ein rasches Ziehen der Waffe erlaubte.
    Die Frage war: Wann? Jetzt noch nicht. Er mußte warten, bis die Gefühllosigkeit in seinen Händen vergangen war. Allmählich einen Fuß zurücknehmen, bereit, den Körper vor dem Sprung nach vorn ein wenig aufwärts zu heben. Das war lebenswichtig, um den Zug der Drahtschlinge zu vermeiden. Und inzwischen …?
    Kingston legte die Gabel nieder, nahm sein Weinglas und trank ein wenig. Beauregard Browne, der eben etwas zu Dr. Feng sagen wollte, hielt inne und strahlte ihn beifällig an. «Ausgezeichnet, Mr. Kingston. Ich bin überzeugt, daß Sie sich jetzt schon wohler fühlen.»
    «Diese Meinung kann ich nicht ganz teilen.»
    «Nun, wir tun jedenfalls unser möglichstes. Kümmere dich um ihn, Clarissa, mein Engel. Schließlich ist es eine ziemlich merkwürdige Mahlzeit für ihn, nicht wahr?» Er blickte zu Dr. Feng. «Was sagten Sie eben bezüglich der Fletcher-Strich-Modesty-Blaise-Prognose, mein guter verläßlicher Diagnostiker?»
    «Ich sagte, daß ich nicht weiß, ob sie sich erpressen lassen wird oder nicht.»
    «Sie sollten es aber wissen. Was haben Sie angestellt, o weiser Mann aus dem Fernen Osten, damit Sie Ihre Meinung über solche Dinge äußern. Wir haben Ihnen ein umfangreiches Dossier zur Verfügung gestellt.»
    «Kein Dossier ist umfangreich genug, um eine sichere Antwort auf eine solche Frage zu erlauben. Das würde viele Tests und Analysen und Einzelsitzungen erfordern.»
    «Zu denen Sie keine Gelegenheit haben werden, alte Flasche.» Die Veilchenaugen funkelten. «Zum Glück

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