Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
hinein und klemmte das Kabel fest. Mit dem Stemmeisen wurde das zweite Kabel festgeklemmt.
Willie sprang zu Boden, gab Little Krell den Hammer und wies mit großer Geste auf den Motor. Little Krell atmete tief ein, nickte befriedigt und spannte die enormen Schultern an. Mit dem ersten Schlag zertrümmerte er den Motorblock, mit dem zweiten flogen die Zahnräder aus dem Getriebe, der dritte Schlag brach den Hammergriff.
Willie Garvin lachte und sagte: »
Ça va, mon vieux
.«
Er betrachtete die festgeklemmten Rohre. Leicht würde es niemandem fallen, diese Kabel wieder freizumachen. Little Krell sammelte die zerbrochenen Hammerstücke ein und hob die Azetylenlampe auf. Er erinnerte sich, dass man keine Werkzeuge zurücklassen wollte.
Willie nahm es beifällig zur Kenntnis. Little Krell richtete sich auf und fragte: »Wird sie mir helfen, Willie? Nach England gehen, weg von allen diesen bösen Dingen hier? Wird gehen?«
»Sie wird dir helfen«, sagte Willie und wies mit dem Kopf zur Tür. »Gehen wir.«
Als sie aus dem Maschinenhaus traten, sagte Little Krell leise: »In der Grube, gestern … sie war mehr als perfekt, Willie. Wie ein Wunder, ich schwöre. Für verschiedene Gegner sie braucht verschiedene Techniken, verschiedenen Plan. Neue Ideen, Hirn und Körper arbeiten zusammen. Bewegung auf den Millimeter genau. Zeitpunkt genau … auf die Sekunde. Aber nur Little Krell versteht, dass wir Wunder sehen. Du verstehst es auch, Willie. Aber diese Narren, sie machen Lärm und schreien. Besser, still zu sein.« Er beugte den Kopf und berührte mit den Fingern seine Stirn. »Der Lady Respekt erweisen, die Wunder macht.«
Willie Garvin seufzte. »Ich wollte, ich wäre dabei gewesen.«
»Ich werde versuchen, es dir später zu erzählen. Aber es ist nicht das Gleiche.«
Sie gingen, einer hinter dem anderen, über die Hängebrücke. In der Mitte warf Little Krell den zerbrochenen Hammer und die Lampe in die Tiefe. Am anderen Ende angelangt, ging er zum Scout, kramte in einem Berg von Werkzeugen, die auf dem Boden lagen, fand eine Axt und ging zurück, um die Seile durchzuhacken.
Willie setzte sich neben Modesty und fragte leise:
»Warst du gestern in der Grube besonders gut?«
Sie sah ihn erstaunt an. »Hat Little Krell davon gesprochen?«
»In Großbuchstaben. Und er weiß, wovon er redet.«
Sie nickte. »Ja, gestern hab ich den
overdrive
eingelegt, jedenfalls lang genug, um die Brüder Silk zu blamieren. Es war auch notwendig. Sie sind sehr gut.« Sie drehte sich um. »Alles in Ordnung, Giles?«
»Ja, danke, Liebling.«
»Und Tracy June?«
»Es geht ihr gut. Natürlich ist sie nicht wirklich vorhanden. Was wirst du mit ihr tun, wenn wir nach Hause kommen?«
»Könnten wir das vielleicht überlegen, wenn wir so weit sind? Wir hatten ein paar schwierige Tage und verlassen eben erst die Gefahrenzone.«
Little Krell durchschnitt das letzte Seil. Das Ende der Brücke fiel. Er drehte sich um und lief mit einer für seinen Körperbau erstaunlichen Behändigkeit zum Scout. Während Modesty startete, rieb Willie Garvin nachdenklich sein Ohr. »Ich hoffe, du hast Recht und wir sind wirklich aus der Gefahrenzone. Meine Ohren klingen.«
Modesty presste die Lippen zusammen. »Dann werden wir auf der Hut sein.« Sie drehte das Licht an und kuppelte ein.
Hinten beugte Little Krell sich vor und sagte:
»Mam’selle, eben denke ich an zwei Sachen; vielleicht Sie wissen wollen.«
»Worum gehts?«
»Gestern höre ich den Prinz mit Miss Prendergast sprechen. Sie sagt, der alte Mann in Höhle, er weiß von Krone mit all den Edelsteinen, so er lieber sterben soll. Prinz sagt Ja. Er wird Befehl geben.«
Nach einer Weile erwiderte Modesty: »Vielen Dank, Little Krell. Ich bin froh, das zu wissen. Wir werden Alâeddin auf dem Weg abholen. Und was war das zweite?«
»Die große Krone. Sie in kleinem Zimmer mit zwei Wächtern.« Little Krell griff hinunter und hob einen Leinensack hoch, der etwas kubusförmiges enthielt.
»Bevor ich zu
bait-at-ta’ah
komme, töte ich die Wächter und bringe Krone hier zum Lieferwagen. Für Sie, Mam’selle«, fügte er hinzu.
Prinz Rahim Mohajeri Azhari schleuderte einen Stuhl gegen die Wand der Empfangshalle. Dann drehte er sich um und sah langsam von einem zum anderen. In seinen Augen lag mörderische Wut, aus seinem Mund floss ein wenig Speichel. In der Halle waren ein halbes Dutzend Berber und die Brüder Silk versammelt. Die beiden Brüder hatten sich angezogen. Der Prinz trug noch
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